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Münchner kunsttechnische Blätter — 16.1919-1920

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Nr. 14
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Gräff, Walter: Ueber das Reinigen von Oelbildern, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.36587#0081

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Nr. 14

Münchner kunsttechnische Blätter


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zu beheben. Bilder die einer Waschung zum beschränken, nur die neueren, d. h. die seit der
Opfer gefallen sind, sind als Kunstwerke verloren Erfindung des Regenerationsverfahrens durch
und ruiniert: das heisst „zum Opfer fallen“. Pettenkofer erschienenen, zu befragen.
Bilder, die „grosse Schäden erlitten haben“, sind Wir beginnen mit den Stimmen, die sich ge-
nicht mehr so zu restaurieren, dass man nicht mit gen die feuchte Behandlung aussprechen.
Hilfe der Stirnlupe und älterer Photographien A. H. Church, Professor der Chemie an der
die Veränderungen nachweisen könnte, und Bil- Royal Academy of Arts in London, sagt in sei-
der, „die den Keim des baldigen Verfalls in sich nem Werk über „Farben und Malerei“ (übersetzt
aufgenommen haben“, müssen sich nach dieser und bearbeitet von M. und W. Ostwald, München
Richtung unbedingt, allen Restaurierungsversuchen 1908, Seite 331): „Wenn der Firnis eines alten
zum Protze, weiter entwickelt haben, sie müssen Bildes praktisch unversehrt, aber die Oberfläche
dem Verfall in den verflossenen zehn Jahren un- mit Schmutz und Russ überzogen ist, so darf es
bedingt näher gekommen sein. Dies ist zu be- nicht durch die direkte Anwendung von Wasser
weisen. Der Kläger hat die Beweislast. gereinigt werden, noch viel weniger durch die
Bisher hat er sich darauf beschränkt, tapfer Anwendung einer Seifenlösung; man nimmt viel-
zu schmählen, Behauptungen aufzustellen, diese mehr ein gewöhnliches Hausbrot, das nicht älter
bei allen möglichen Gelegenheiten, getreu dem als einen Tag sein darf, und bröckelt das weiche
Grundsatz „semper aliquid haeret“ zu wiederholen, Innere in eine Weissblechdose, die mit einem
niemals aber ist es ihm in diesen neun Jahren Deckel versehen ist.; dann werden die
eingefallen, das Versprechen, das er am Schlüsse Krumen, aber nur portionenweise, aus der Büchse
des ersten Artikels gegeben hat, einzulösen, auf die Firnisfläche geschüttelt und mit den
Dort schrieb er: Fingern behutsam darauf verrieben. Indem man
„Einsender dieses wird über die vorgekom- in dieser Beschäftigung fortfährt, bis die Krumen
menen Beschädigungen gelegentlich eingehend keinen Schmutz mehr annehmen, gelingt es oft,
im Detail berichten.“ das Aussehen eines Bildes sehr zu verbessern“.
Doch nun zu einem anderen Punkte: Herr — Dieses Verfahren lässt sich zweifellos in ein-
Guillery behauptet, die Waschungen und Restau- zelnen Fällen anwenden, führt aber nicht
rierungen Tschudis sprächen jedem fachmännischen unbedingt zum Ziel, auch Church kann einen
Können Hohn (im Artikel „An meine Kritiker“); sicheren und befriedigenden Erfolg nicht ver-
es seien Verstösse gegen die Regeln sinn- und bürgen.
sachgemässer Konservierungskunst. Er hütet sich Auch Herr Prof. Büttner Pfänner zu Thal
aber anzugeben, was nach seiner Meinung in ist ein Gegner von Wasser, Seife und schärferen
jenem Falle das richtige gewesen wäre. Und Putzmitteln; er hat dafür seinen höchst gefähr-
das mit gutem Grund, denn Herr Guillery ist kein liehen, da Vaselinöl enthaltenden, „Phöbus A“ er-
Restaurator, sondern ausübender Künstler, der funden, den er als Allheilmittel anpreist. In sei-
vielleicht allerlei über Maltechnik, den Aufbau nem Artikel: „Ueber Erhaltung, Reinigung und
von Gemälden und über Materialkunde u. dergl. Wiederherstellung der Oelgemälde nach den
studiert haben mag, der aber dadurch noch in neuesten Forschungen“ in den Technischen Mit-
keiner Weise befähigt ist, über solche Fragen, teilungen für Malerei XIII, Nr. 15, S. 3, sowie
die eine besondere Vorbildung und langjährige in seinem „Handbuch über Erhaltung usw. der
Ausübung voraussetzen, entscheidend und mass- Oelgemälde“ lässt er sich wie folgt aus: „Hat
gebend mitzureden. Das Restaurieren ist heut- sich Schmutz und Russ festgesetzt, so nehme
zutage keine schwarze Kunst mehr, die mit aller- man zunächst ein wollenes Läppchen, das nicht
hand Geheimnissen arbeitet, darum kann er sich fasert, tränke das mit einer Mischung von Ter-
ruhig bei anerkannten Fachleuten erkundigen, pentin- und Vaselinöl oder mit Phöbus und reibe
wie sie im entsprechenden Falle vorgegangen das Bild vorsichtig damit ab. — Wasser, Seife,
wären. Er wird von fast allen das hier geübte Salmiak, Alkohol, Potasche, jedes Oel, sowie alle
Verfahren als das Richtige angegeben bekommen, sogenannten Putzwässer sind auf alle Fälle zu
Einer oder der andere nennt ihm vielleicht so- vermeiden. — Das einzige zulässige aller emp-
gar noch schärfere Mittel, als die hier ange- fohlenen Mittel ist Petroleum, doch muss man
wandten. hierbei auch mit grösster Vorsicht verfahren, be-
Wir können uns aber auch bei den aner- sonders bei den dunkeln und Asphaltfarben“,
kannten Fachmännern, die ihre Erfahrungen schrift- Dass er aber Wasser nicht in allen Fällen für
lieh niedergelegt haben, Rats erholen und dar- schädlich hält, beweist er in Nr. 16, S. 3> Handbuch
nach beurteilen, ob wirklich das Vorgehen der S. 22, wo er ein grausames Mittel empfiehlt,
Galeriedirektion allem fachmännischen Können Firnis zu entfernen, „das einzige, wozu Wassei
Hohn spricht. nötig ist, das aber angewendet werden darf, da
Der Schriften über die Restaurierungskunst die Bilder gegen dessen schädliche Wirkung vor-
sind ziemlich viele, wir können uns aber darauf bereitet werden“. Diese Vorbereitung geschieht
 
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