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Antiquitäten-Zeitung — 5.1897

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Nr. 7 (10. Februar)
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https://doi.org/10.11588/diglit.61937#0053
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Verbürgte
Auflage 5000.

_Versteigerungen und Alterthumskunde._

Herausgegeben unter Mitwirkung bewährter Fachleute von Udo Beckert in Stuttgart, Böblingerstr. 2, Verlagsbuchhandlung und Buchdruckerei,
- gegründet 1881, prännirt mit goldenen Medaillen in Stuttgart, München, Berlin, Paris, Gent und London.

Nr. 7.

Abonnement:
Deutschland u. Oesterreich S.SO
vierteljährlich, Ausland 3.—

Stuttgart, 10. Februar 1887.
(Erscheint wöchentlich.)

Anzeigen:
Die Nonpareillezeile oder deren
Raum 20 Psg., Auktionen 8« Pfg.

5. Jahrgang.


Die Wissenschaften sind Gemeingut, weil das Denken l
Gemeingut ist, und das Denken aus der Quelle des Wissens
schöpft. (W. Wundt.)

Das Ferdinandeum in Innsbruck. (Text Seite 62.)

vierten endlich (Durchm. 22 m, Höhe 1 m 80 am)
fanden sich von Bronce ein hohler, glatter Halsring und
zwei massive Armringe und die sehr defekten Reste einer
verzierten Gürtelplatte, dabei vier ganz gleiche, große,
verzierte, grauschwarze Urnen und drei kleine Trinkbecher.
— Die drei noch übrigen Hügel blieben späterer Unter-
suchung Vorbehalten.
5) Schon länger bekannt, erhebt sich im Walde süd-
lich von Gerichtstetten, A. Buchen, im sog. „Kloster",
eine beträchtliche, unregelmäßig viereckige Erdschanze,
welche man bisher als mit dem nahe vorbeiziehenden
römischen Grenzwall im Zusammenhang stehenv zu be-
trachten geneigt war. Dieselbe wurde im Herbst von
Herrn Prof. Schumacher genauer untersucht und ver-
messen, wobei sich die genannte Ansicht als irrig her-
ausstellte. Nichts deutet auf römischen Einfluß hin;
der Erdwall von 120 bis 130 m Seitenlänge mit vor-
liegendem Graben und drei Eingängen umschließt die
Reste eines ohne Mörtel errichteten Steinhauses und
mehrerer Grabenwohnungen und Holzbaracken mit
Einzelfunden von Eisenwerkzeugen und Thonscherben,
deren Zierformen auf die spätere Eisenzeit, die sog.
Im Tsus-Periode, hindeuten. Es war somit ein
befestigter Wohnplatz der genannten Periode, beson-
ders bemerkenswerth als der bis jetzt einzig be-
kannte dieser Art. Die gelegentliche Untersuchung
eines kleinen Grabhügels bei dem benachbarten
Kudach führte zu keinem Resultat.
II. Römische Zeit.
Die Untersuchungen am badischen Antheil
des römischen Grenz Walls im Laufe des
Jahres 1896 durch Herrn Professor Schumacher
führten nebenbei noch auf folgende drei Punkte:
7) Bei Rappenau, Amt Sinsheim, wurden
im November in den „Maueräckern" in der Nähe
der römischen Straße Wimpfen-Wiesloch (dem
„Speyerer Weg") gegenüber der Brunnenstube zwei
römische Gebäude, wohl landwirthschaftlichen
Charakters festgestellt.
8) Ein ähnlicher römischer Bau liegt
unweit der genannten Straße bei Bab st adt, Amt
Sinsheim, nordöstlich vom Dorfe, gleichfalls in der
Nähe einer Quelle.
9) Ocstlich der Dornmühle bei Wiesloch,
an der römischen Straße Wiesloch-Walldorf-Speyer,
fand man zwei wohlerhaltene römische Keller (mit
Lichtlucken und Nischen). Schon früher hatte man in
der Nähe Thonkrügchen entdeckt, welche auf einen römi-
schen Begräbnißplatz schließen lassen. Vielleicht war
hier ein römischer militärischer Posten zur (Überwachung
des Leimbach-Ueberganges bestellt.
10) An dem bekannten, durch die Reichs-Limes-
Kommission in den letzten Jahren genauer untersuchten
römischen Castell von Osterburken (Amt
Adelsheim) wurde unter Leitung des Herrn Baurath
Kircher der mittlere Theil der Nordfront mit Wall und
Graben, einem Thoreingang mit seinen Thürmen und
theilweiser Wiederaufrichtung der Mauern restaurirt,
so daß dadurch jetzt ein bleibendes gutes Bild römi-

ung Rechberg, Amt Waldshut, harreu noch genauerer
Untersuchung.
4) Im Hardtwald bei Salem, A. Ueber-
lingen, befindet sich eine Gruppe von 20 großen Grab-
hügeln (18—24 m Durchm.), von welchen im Lause der
Jahre zwölf ausgegraben worden sind. Auf gnädigste
Ermächtigung Seiner Großherzoglichen Hoheit des Prin-
zen Wilhelm konnte im Juli an die Untersuchung von
fünf weiteren derselben gegangen werden, welche eine
für die ältere Eisenzeit charakteristische, reiche Ausbeute
gewährten. Nur einer der Hügel, in dessen Mitte man
auf eine Brandstelle mit Kohlenresten kam, war sonst
leer; in den vier anderen lagen die Bestattungen unter
und in einer beträchtlichen Anhäufung großer und kleiner,
sonst regellos übereinander gelegter Steine. Der erste
derselben (Durchm. 18 m, Höhe 1 m) enthielt unter den
Steinen zwei größere, farbig verzierte Thongefäße, eine
Schüssel von schwärzlichem Thon und zwei kleine Trink-

schaalen, sonst keine Reste der Bestattung mehr. In dem
zweiten (Durchm. 24 m, Höhe 2 m 20 em) war im
Grunde der eigentliche Bestattungsraum der Leiche, von
der noch Knochenreste sich erhalten hatten, von besonders
großen Steinen eingefaßt. Innerhalb derselben lagen
in Scherben elf größere und kleinere Thongefäße, drei
in hell und dunkelrothen, schwarzen und gelben geomet-
rischen Mustern schön verzierte große Urnen, zwei kleine
Trinkbecher und sieben ebenso reich verzierte Schüsseln
und Teller, unter diesen Kiefer und Knochenreste eines
Schweins; ferner zwei zierliche Heftnadeln von Bronce,
sog. Schlangenfibeln, und ein gut erhaltenes Bronce-
kännchen etruskischer Arbeit mit getriebener Verzierung.
Der dritte Hügel (Durchm. 20 m, Höhe 2 m) ergab
innerhalb der Steinanhäufung nur noch eine große Menge
von Scherben, aus welchen sich 14 Thongefäße, fünf
farbig verzierte Schüsseln, vier größere Urnen und fünf
kleine Trinkschaalen zusammensetzen ließen. In dem

Alterthumsfunde und Erhal-
tung alter Baudenkmale im
Groflherzogthum Baden.
Neuerwerbungen der Grosch. Sammlungen sllr Alterthums- und
Völkerkunde im Jahrs rssö.

Trotz vielfach schlechter Witterung in den für Aus-
grabungen besonders günstigen Monaten ist doch im Lause
des Jahres eine Anzahl archäologischer Untersuch-
ungen im Lande vorgenommen worden, welche sich
im Folgenden zusammengestellt finden:
I. Vorgeschichtliche Zeit.
1) Auf der Hochfläche des St. Michelsbergs
bei Untergrombach, Amt Bruchsal, sind schon
seit einiger Zeit die Spuren einer vorgeschicht-
lichenNiederlassung aus der späteren
Steinzeit, welche noch des Metalls entbehrt,
bekannt. Seit Anfang des Jahres hat Herr In-
genieur Bonnet von Karlsruhe dort umfassendere
Ausgrabungen vorgenommen, bei welchen man auf
die Reste von Wohnstätten und von Bestattungen
stieß. Man fand in denselben Knochenreste von
Menschen und Thieren, Werkzeuge aus Bein, Stein
und Muscheln und eine große Menge von Thon-
fcherben, welche sich zu größeren und kleineren Ge-
fäßen zusammensetzen ließen. Dieselben, jetzt in der
Großh. Alterthümersammlung ausgestellt, sind theils
roh gebrannt und unverziert, theils zeigen sie, wie
ihre Verfertiger im Lauf der Zeit immer verbesserte
Verzierungen an ihnen anzubringen wußten. Nach
vorhandenen Spuren scheint sich der interessanten
Fundstätte nicht weit entfernt gegen Obergrombach hin
eine zweite ähnliche anzuschließen.
2) Eine weitere ähnliche Niederlassung aus
der jüngerenSteinzeit wurde auf einem Hügel,
dem sog. Bohl, nördlich von Bühl, Amt Waldshut,
entdeckt und im Februar von Herrn Professor Schu-
macher untersucht^ Sie ergab ähnliche Fundstücke. An
derselben Stelle sand man aus späterer Zeit römisches
Mauerwerk und in dessen Nähe alemannische
Reihengräber, deren eines Eisenwaffen und eine silber-
verzierte Gürtelschnalle enthielt.
3) Im Hardtwald bei Geißlingen,
Amt Waldshut, untersuchte im Februar Herr Professor
Schumacher drei Grabhügel der älteren Eisenzeit
(sog. Hallstatt-Periode), welche einige Thongefäße und
Fundstücke aus Bronce, Eisen und Feuerstein ergaben
(s. obigen Bericht).
Zwei weitere Grabhügel in der Gemark-
 
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