AMc Zentral-OrganfurLainmelweseu,
Versteigerungen «nd Mterthumskunde.
Verbürgte
Auflage 5000.
Herausgegeben unter Mitwirkung bewährter Fachleute von Udo Beckert in Stuttgart, Reinsburgstr. 44, Verlagsbuchhandlung und Buchdruckerei,
gegründet 1881, prämiirt mit goldenen Medaillen in Stuttgart, München, Berlin, Paris, Gent und London.
Nr. 47.
Abonnement:
Deutschland u. Oesterreich X 2.S0
vierteljährlich, Ausland
Stuttgart, 17. November 1887.
(Erscheint wöchentlich.)
Anzeigen:
Die Nonpareille»«!« oder deren
Raum »0 Pfg., Auktionen so Pfg.
5. Jahrgang.
Die Wissenschaften find Gemeingut, weil das Denken
Gemeingut ist, und da» Denken au» der Quell« de» Wissen»
schöpft. (W. Wundt.)
Erhaltung und Behandlung
von erngerahmten und anderen
Bildern.
Von Restaurator H. Schmaltz, Berlin O. 27.
Wir schmücken unsere Zimmer gerne mit guten
Kupferstichen, Lithographien und dergleichen, denn
ohne solche sehen die Wände kahl und leer aus und
das Auge sucht vergeblich nach einem Ruhepunkt. —
Zn jungen Haushaltungen fällt solche Leere oft un-
angenehm auf und kann doch nicht immer gleich ge-
deckt werden, weil Nothwendigeres noch anzuschaffen
ist. — Hätte das Paar bei seinem Hochzeitsfest an-
statt der sechs oder mehr Petroleumlampen, Zucker-
schaalen, Leuchter und der anderen schönen blanken
Gegenstände einige gute eingerahmte Bilder als Ge-
schenk erhalten, so wäre es ihm möglich geworden,
die langweilige Eintönigkeit der mit großblumigen
Mustern beklebten Zimmerwände zu unterbrechen.
Dieser prächtige Schmuck wird aber seltener als
Geschenk gewählt, trotzdem schon ohne gar zu große
Kosten recht Gutes in Bildern zu haben ist. — Wer
sie aber besitzt, muß sie auch gut zu erhalten suchen.
Von Luft und Licht leiden alle eingerahmten
Kunstblätter; bei allen wird im Laufe der Zeit das
Papier immer gelber, wenn auch die Veränderung
sich weniger bemerkbar macht, weil sie allmählich
eintritt. — Ein gut eingerahmtes Bild muß fest und
glatt an der Scheibe anliegen; es muß auch staub-
dicht auf diese gespannt, d. h. mit schmalem Streifen
um den Rand der Scheibe festgcleimt sein. Ist diese
Arbeit nicht sorgfältig ausgeführt, dann platzt wohl
das gespannte Bild hier und da los, es zeigen sich
Falten, in welche dann Staub und Lampenruß
dringen. Zu den weiterenFährlichkeiten, denen hängende
Bilder ausgesetzt sind, gehören feuchte, nasse Wände,
etwa in neuen Gebäuden, oder auch die freistehenden
sogenannten Wetterwände. An solche sollte man nie-
mals gute Sachen hängen. Die Feuchtigkeit theilt sich
zunächst der Schutzpappe und dann dem Bild selbst mit,
läßt das Papier fällig erscheinen und verursacht die so
oft vorkommenden häßlichen Stockflecken und Schimmel-
bildungen, die auch die innere Seile der Scheibe über-
ziehen und trüben. — Gut zu beachten ist ferner die
Verklebung auf der Rückseite. Oft reißt diese, und
wenn der leicht zu beseitigende.Schaden nicht gleich durch
Ueberkleben neuer Papierstreifen gebessert wird, so siedeln
gerne (besonders in Schlafzimmern) gewisse übelriechende
Znsekten sich hinter Papier und Pappe an.
Schweren Schaden leiden alle unter Glas befind-
lichen Bilder beim „großen Reinemachen". Da werden
mit Eifer und Ausdauer die Scheiben von Staub und
Fliegenschmutz gesäubert, indem sie mit triefend nassem
Schwamme gewaschen werden. Das ablaufende Wasser
dringt zwischen Rahmen und Glas, erreicht und feuchtet
den Rand des Bildes und erzeugt hier im weißen Rand
des Blattes jene unausstehlichen rundlichen, gelbbraunen
Wasserränder. — Wer seine Kunstschätze lieb hat, der
nehme die Reinigung derselben selbst vor, verwende zum
Waschen der Gläser einen nur ganz mäßig angefeuchteten
Schwamm und putze mit weichem Tuch oder Leder nach.
Werden größere Drucke im gerolltem Zustande auf-
bewahrt, so ist Zehn gegen Eins zu wetten, daß sie
beim wiederholten Aufrollen durch das unvermeidliche
Nr. 31. Silberner Danziger Humpen.
Museum in Stuttgart, Neckarstraße 8. (.Text Seite 372.)
Brechen des Papiers und durch das Einreißen desselben
schweren Schaden leiden. Manches gute Blatt ist
auf diese Weise arg beschädigt oder vernichtet worden.
Oelgemälde können ebenfalls durch Ueberwischen
mit feuchtem Schwamme vom Staub und Schmutz, ohne
Schaden zu nehmen, gereinigt werden. Barockgoldrahmen
und geschnitzte Holzrahmen befreit man mit einem größe-
ren Borstenpinsel am leichtesten von Staub, doch ist die
Anwendung von Wasser hierbei streng zu vermeiden.
Nicht nur unsere hängenden Kunstschätze, auch die,
welche in Mappen hier und da ausliegen, leiden mit der
Zeit, und nicht gerade selten, durch unvorsichtiges An-
greifen. Da wird mit behandschuhten Fingern in Pracht-
und Mappenwerken herumgeblättert, größere Blätter
werden mit einer Hand gehoben und gehalten (was beides
in unseren Museen streng verboten ist) und bekommen
dadurch Schweißflecken und Brüche im Papier. Schon
Mancher hat üble Erfahrungen damit gemacht und hält
nun werthvolle Sachen unter Verschluß. Zu diesen
Gewitzigten gehörte auch unser Göthe, der in den Wahl-
verwandschaften, Theil 2, Kap. 6, den Architekten im
Gespräch mit Ottilie das Folgende sagen läßt: „Wenn
Sie wüßten, wie roh selbst gebildete Menschen sich ge-
gen die schätzbarsten Kunstwerke verhalten, Sie würden
mir verzeihen, wenn ich die meinigen nicht unter die
Menge bringen mag. Niemand weiß eine Medaille am
Rande anzufassen; sie betasten das schönste Gepräge,
den reinsten Grund, lassen die köstlichen Stücke zwischen
dem Daumen und Zeigefinger hin und hergehen, als
wenn man Kunstformen auf diese Weise prüfte.
Ohne daran zu denken, daß man ein großes
Blatt mit zwei Händen anfassen müsse, greifen sie
mit einer Hand nach einem unschätzbaren Kupferstich,
einer unersetzlichen Zeichnung. Niemand denkt daran,
daß, wenn auch nur zwanzig Menschen mit einem
Kunstwerk hintereinander ebenso verführen, der Ein-
undzwanzigste nicht mehr viel daran zu sehen hätte."
Sind aber die besprochenen Schäden eingetreten,
oder ist ein gutes Bild in schlechtem Zustande aus
anderem Besitz übernommen worden, dann ist zu
rathen, die Sachen einem geschickten und bewährten
Wiederhersteller zu übergeben, der sie zu behandeln
versteht. Aus den unansehnlichsten, verstockten und
vergilbten Drucken stellt er Prächtiges wieder her.
Er zaubert die tiefe Schwärze des Kupferstiches oder
der Lithographie, sowie die zartesten Töne derselben
in ihrer ursprünglichen Schönheit wieder hervor. Die
Erfolge sind oft erstaunlich und wirken geradezu
überraschend.
Gerade die neuere Zeit legt dem Alten mit
Recht hohen Werth bei, den es oft in kulturhistori-
scher Hinsicht reichlich besitzt. Durch dieses Fachblatt
aufmerksam gemacht, stöbert Mancher in altem Fa-
milienbesitz herum, und in Hunderten von Fällen
waren die Besitzer solcher alter Drucke nach der Her-
stellung erstaunt über die Schönheit der bis dahin
unbeachtet gebliebenen Dinge, die, aus alter Zeit
stammend, oft unbeachtet in Kammern und auf
Böden herumgelegen halten.
Behandlung der Conchylien.
Hat man Conchylien gleicher Art im rohen und
präparirten Zustand vor Augen, so glaubt man ganz
verschiedene Exemplare zu erblicken. Ungeübte Sammler
sollen das PräpaUren Leuten von Fach überlassen, da
sie oft mehr verderben als verbessern. Sehr viel kommt
darauf an, ob eine Conchylie eben und flach, oder rauh,
höckerig, spitzig, kegelförmig, schuppig, stachelig oder strah-
lig ist. Von Natur glatte und glänzende Conchylien
können mit der bloßen Hand oder einem Stückchen