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Antiquitäten-Zeitung — 5.1897

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Nr. 16 (14. April)
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https://doi.org/10.11588/diglit.61937#0125
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Verbürgte
Auflage 5000.

Zentral-Organfüv Sammelwesen,
Versteigerungen und Alterthumskunde.

Verbürgte
Auflage 5000.

Herausgegeben unter Mitwirkung bewährter Fachleute von Udo Beckert in Stuttgart, Böblingerstr. 2, Verlagsbuchhandlung und Buchdruckeret,
gegründet 1881, prämiirt mit goldenen Medaillen in Stuttgart, München, Berlin, Paris, Gent und London.

Nr. 16.

Abonnement:
Deutschland u. Oesterreich 2.50
vierteljährlich, Ausland

Stuttgart, 14. April 18S7
(Erscheint wöchentlich.)

Anzeigen.
Die Nonpareillezeile oder deren
Raum so Pfg., Auktionen Sa Pfg.

5. Jahrgang.


Von der Nnmismatischen Ge-
sellschaft in Berlin.
-»-
In der Sitzung vom 2. März legte Herr Landge-
richtsrath Dannenberg zur Erinnerung an den jüngst ge-
feierten vierhundertjährigen Geburtstag des „Präceptor
Germaniae" zwei Medaillen von der Hand
des trefflichen Friedrich Hagenauer vor. Beide
tragen sein nach links gewandtes Brustbild,
die größere im Hute, die kleinere bloßen
Hauptes, und die Umschrift: ?LII-I??8
U8I^XM0X (so!) (Lo) ^81^-
118 8V1I8 47 und auf der Rückseite die
fünfzeilige Aufschrift: 88X8. 36.8V8VI1V8
8810 MO 81 MX 8VLI ^XXO LI. v.
X8III. Herr Regierungsrath Friedensburg
zeigte in Anknüpfung an den Vortrag des
Hrn. Regierungsraths v. Kühlewein in der
Dezembersitzung über den russischen Medail-
leur Tolstoi zwei 13^ om große einseitige
Broncegußmedaillons mit den Bildnissen des
russischen Kaisers Nikolaus und seiner Ge-
mahlin, der preußischen Prinzessin Charlotte,
in ganzer Gestalt. Die Herrschaften sind in
antiker Art und Gewandung, die trotz aller
Kunst der Ausführung mindestens bei dem
Zaren sonderbar berührt, dargestellt: Niko-
laus als Imperator, sitzend, mit nacktem
Oberkörper, sich auf ein kurzes, kreuzförmig
gehaltenes Schwert stützend, die Kaiserin
ebenfalls thronend und in einen kleinen
Spiegel schauend, in einem Gewände von
bewunderungswürdigem Faltenwurf. Leider
ist der Künstler, der diese Stücke fertigte,
nicht genannt: sie stammen aus der persön-
lichen Umgebung König Friedrich Wilhelm's IV. und
waren offenbar zu Geschenken an die Hofgesellschaft be-
stimmt. Dasselbe Mitglied legte sodann das jüngst er-
schienene Prachtwerk vor, welches Fräulein Hildegard
Lehnert dem Andenken ihres Großvaters, des Medail-
leurs H. Fr. Brandt, gewidmet hat. B. war am 13.
Januar 1789 geboren, kam 1800 bei Perret in Neuen-
burg, dann 1809 bei Droz in Paris in die Lehre und
hat noch zwei Medaillen der bekannten Denon'schen Folge
zur Verherrlichung der Thaten Napoleon's (Einnahme
von Smolensk und Einzug in Moskau) geschnitten.
Als französischer Stipendiat reiste er 1814 nach Rom,
wo er mehrere Medaillen auf Papst Pius VII. und
Ludwig XVIII., auch auf Privatpersonen, wie Thor-
waldsen u. s. w. fertigte. In Rom wurde er mit Rauch
bekannt, der von seinem Arbeiten so entzückt war („er

modcllirt in Stahl", schreibt er), daß er ihn der preußi-
schen Regierung zur Erneuerung ihrer Münzprägung
empfahl. Daraufhin wurde Brandt 1817 als erster
Münzmedailleur mit 1000 Thaler Gehalt und freier
Wohnung angestellt und hat nun bis zu seinem am 9.
Mai 1845 erfolgten Tode für Preußen eine sehr große
Anzahl von Münz- und Siegelstempeln geschnitten, auch
im privaten Auftrage zahlreiche Medaillen und für die
Staaten Hannover, Mecklenburg-Schwerin, Anhalt,
Sachsen-Weimar und Reuß die Eisen zu verschiedenen
Münzsorten gefertigt. Ec hat auch eine Büste und
mehrere Reliefs (nach Rauch) gearbeitet, an einer Guß-
medaille sich jedoch nur einmal versucht. Seine Arbeiten
sanden bei den Zeitgenossen reiche Anerkennung. Rauch
und Schinkel meinten „bei aller Anerkennung der Ver-

Die Trostburg in Tyrol. (Text Seite 12«.)
dienste Bonaparte's um das Münzwesen", es seien keine
besseren als die preußischen Münzen bekannt, und sprachen
die Hoffnung aus, daß diese Münzen, gleich denen der
Griechen und Römer ein dauerndes Denkmal der künst-
lerischen Bestrebungen ihrer Zeit bleiben würden. Brandt,
der übrigens auch Professor und Mitglied der Akademie
wurde, arbeitete streng nach klassischem Muster und noch
heut können viele seiner Arbeiten, namentlich unter den
Medaillen, als Kunstwerke gelten, von großer Lebens-
wahrheit sind namentlich fast alle Bildnisse. Weniger
gelangen ihm Wappendarstellungen; die Heraldik läßt
sich begreiflicherweise nicht nach den Gesichtspunkten der
Antike behandeln. So können seine Münzstempel heut,
wo wir auf diesem Gebiet beträchtlich vorgeschritten sind,
nicht mehr das Lob beanspruchen, das man ihnen zu
ihrer Zeit spendete. Die Arbeit des Fräulein Lehnert

beruht durchgehends auf vorhandenen Aktenstücken, so-
weit sie der Verfasserin zugänglich waren, und eigenen
Aufzeichnungen Brandt's, sie ist ein schönes Denkmal
der Pietät gegen den Künstler, das auch für den Fleiß
der Verfasserin rühmliches Zeugniß ablegt. Alle ihr
bekannt gewordenen Münzen und Medaillen, die Siegel-
stempel und die Büste sind in Lichtdruck gut abgebildet,
nur ist zu bedauern, daß sie keine der in ihrem Besitz
befindlichen Bildnißzeichnungen, die meist nach dem Le-
ben gefertigt und von besonderem Werthe sind, beigcfügt
hat. Herr Admiral Strauch legte im Anschluß an einen
seiner früheren Vorträge auch das Dreimacestück von
Korea vor, gleich den Stücken zu 1 und 2 Mace in fei-
nem Silber geprägt und in der Mitte statt mit dem
üblichen Loch mit einem Emailplättchen versehen. So-
dann erwähnte er, daß nach einer, allerdings
nicht ohne Weiteres glaubwürdigen Zeitungs-
nachricht das Münzgesetz von Chile durch
Japan noch Überboten werden solle, da man
dort das Verhältniß von Gold zu Silber
wie 1:32^ festzusetzen beabsichtige. Herr
Landtagsabgeordneter van Bleuten ergänzte
seine in der Dezembersitzung gemachten Mit-
theilungen. Der Denar des Adalbero ent-
stammt einem Funde, der nur 336 solcher
Pfennige, dazu zwei der sehr seltenen Hälb-
linge enthielt; zu dem Obol von Rees be-
findet sich ein Gegenstück mit etwas abweichen-
den Prägebildern aus Dannenberg's Samm-
lung im königlichen Kabinett. Herr Lieute-
nannt Geiicke besprach den vor etwa 10
Jahren bei Musternick, Kr. Lüben, gemachten
Fund polnischer Münzen aus dem Anfaug
des 13. Jahrhunderts unter Vorlegung einer
ansehnlichen Reihe der darin, meist zum ersten
Male vorgekommenen Gepräge. Es waren
dies mehrere Hundert jener kleinen dünnen,
oft nur einseitig ausgeprägten Pfennige,
theils mit dem Namen des h. Adalbert, theils
demjenigen Wladislaus' III. (1202/1207)
versehen, oder auch eine In chrift in hebräi-
schen Zeichen tragend, deren Entzifferung
bisher nicht hat gelingen wollen. Herr Dr.
Bahrfeldt besprach eine Reihe karolingischer
Denare seiner Sammlung, unter denen besonders fol-
gende hervorzuheben sind von: Karl d. Gr. mit OXRO-
8V8 und 8*8, einer von Melle mit LI81V8I-0 um
das Karolinger Monogramm; Ludwig d. Frommen;
Karl dem Kahlen aus der Münze zu Courtsessin, St.
Denis, Le Mans (0IX0LIXXI8 OIVI1X8), Orleans,
Paris, (?X8l8II0IVI1X8 u. 8X8X1IXX UOX81X),
Reims, Soiffons, Quentovic (MV8X10VVI0); Lud-
wig III. ein Denar von Tours (LII88KI00LVIX DI
8.8X); der höchst seltenen Straßburger Karl's des Dicken
(ff 0X8.MV8 ?IV8 L8X und X808X1IXX OIVI-
1X8), ein Mainzer von Arnulf, einer von Berengar,
ein Denar Ludwig's IV. d'Outremer von Langres
(81X00X18 0V18) u. A. m. Im Anschluß an diesen
Vortrag besprach Herr Landgerichtsrath Dannenberg
das Vorkommen des X8.I81IXXX L88IOIO-Gepräges
 
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