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Antiquitäten-Zeitung — 5.1897

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Nr. 23 (2. Juni)
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https://doi.org/10.11588/diglit.61937#0181
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Verbürgte
Auflage 5000.

A. NE 5!« « ^entral-QrftanfnrTammelwesen
. j Versteigerungen und Alterthumsknnde.

Herausgegeben unter Mitwirkung bewährter Fachleute von Udo Beckert in Stuttgart, Böblingerstr. 2, Verlagsbuchhandlung und Buchdruckerei,
gegründet 1881, prämiirt mit goldenen Medaillen in Stuttgart, München, Berlin, Paris, Gent und London.

Nr. 23.

Abonnement:
Deutschland u. Oesterreich S.SO
vierteljährlich, Ausland S.—

Stuttgart, S. Juni 18S7
(Erscheint wöchentlich.)

5. Jahrgang

Anzeigen:
Die Nonpareillezeile oder deren
Raum so Pfg., Auktionen so Pfg.

schöpft.

(W. Wundt.)

Anleitung zum Sammeln
von Münzen.
Von
Dr. M. Kirmis.
(Fortsetzung.)
(Nachdruck »erboten.)

Die Zeit vom Beginn des sächsischen Königthums
bis zur Einführung grobe« Silbergeldes
(919—150V).
Dieser lange Zeitraum sondert sich münzgeschichtlich
in zwei Abschnitte, deren erster bis rund etwa 1300
reicht und als einzige ausgeprägte Münze den Denar
(vielleicht noch den Halbling) kennt, während im größe-
ren Verkehr die Barrenpraxis eine immer erweiterte
Bedeutung gewinnt. Unter der kräftigen Herrschaft der
sächsischen und fränkischen Kaiser erscheint die Einheit
des Reiches auch in den Münzen noch im Allgemeinen
gewahrt, später bilden sich territoriale Fabrikunterschiede
heraus, besonders ein Gegensatz zwischen den Geprägen
der östlichen und westlichen Reichstheile.
Die Stammesherzöge hatten, wie es scheint, das
Münzrecht ohne besondere Verleihung ausgeübt, im 10.
Jahrhundert traten die Uebertrag ungen des Rechtes an
geistliche Stifter auf, seit dem 11. Jahrhundert beginnt
eine immer steigende Verleihung von Münzprivilegien
an weltliche Große, so daß gegen das Ende der Hohen-
staufenzeit in den deutschen Gebieten des Reiches gegen
hundert Münzstätten in Thätigkeit waren. Die Erzeug-
nisse derselben waren, für die damalige Zeit schon, so
'geringwerthig und so ungleichmäßig — das Gewicht der
Denare schwankt zwischen 0,36 und 1,4 Gramm, ihr
Feingehalt zwischen 938 und 375 Tausendtheilen —
daß sie selbst dem Kleinverkehr in keiner Art genügen
konnten; man war gezwungen, sogar geringe Summen
.abzuwiegen und die Münzen der Abstammung nach scharf
auseinander zu halten. Gut und gleichmäßig ausge-
Lrachte Geldsorten, wie z. B. die Kölner, Regensburger,
Wiener Pfennige, erfreuten sich besonderer Beliebtheit
und wurden vielfach nachgeahmt; die englischen Sterlinge
hatten über das 13. Jahrhundert hinaus geradezu inter-
nationalen Kurs und wurden am Niederrhein, in West-
falen, Hamburg, Lübeck, Holstein häufig als Zahlmittel
vorgeschrieben, — doch auch sie genügten nicht mehr, und
so sehen wir um die Wende des 13. Jahrhunderts neue
größere Geldsorten auftauchen. Sie waren aus dem
Bedürfniß heraus entstanden, durch landesherrlichen Er-
laß nicht eingeführt, sondern höchstens genehmigt; von
den Handelscentren aus sich verbreitend, errangen sie

allmählich die Herrschaft in Deutschland. Es waren:
das 20-Denarstück, der ausgeprägte Schilling, Groschen
genannt, und der Goldgulden.
Die Uebergänge vollzogen sich nur allmählich und
örtlich nicht gleichzeitig, so daß von einer mathematisch
scharfen Theilung des Zeitraumes nicht die Rede sein
kann, doch hat folgende Uebersicht wohl den anerkann-
testen Anspruch auf Berechtigung:
I. Die Herrschaft des Denars (—1300).
1) Die Zeit der sächsischen und fränkischen Kaiser
(Adelheidsdenare, Wendenpfennige).
2) Die Zeit des Erstarkens der Fürstengewalt und
des Emporblühens der Städte; von den Hohen-
staufen bis auf Ludwig den Bayern. (Der all-
mähliche Ersatz des Pfundes als Münz- und
Rechnungsgewicht durch die Mark. — Die Brak-
teatenprägung.)
II. Von dem Auftauchen des Groschens bis zur Aus-
prägung groben Silbergeldes (1300—1500).


Harnischkragen mit Federzapfen zur Besestigung der Achseln, in
Schwarzatzung im Stile der oberdeutschen Kleinmeistsr geziert, von
einem Landsknechtharnische des Sebastian Schärtlin von Burtenbach
(I4SS—1S77). Deutsch, um 1S40.

1) Die Groschenprägung. (Die Wittenprägung).
2) Die Goldwährung und die Ausprägung von
Goldgeld.
(Fortsetzung folgt.)

Von der Numismatischen Ge-
sellschaft in Berlin.

(Muschelgeld. — Die größte Medaille. — Diverses. — Die ältesten
Medaillen. — Krosssnsr Münzen.)
In der Sitzung vom 3. Mai besprach Herr Ad-
miral Strauch das bei der Urbevölkerung verschiedener
Theile Australiens übliche Muschelgeld. In Neubri-
tannien (jetzt Neu-Pommern) hieß es Diwarra und be-
steht aus aneiuandcrgereihten, ein wenig bearbeiteten
Stücken einer bestimmten Sorte von Muscheln; ein arm-

spannenlanger Faden hat den Werth von Mk. 1.50. In
Neu-Irland verwendet man zu kleinen runden Scheiben
abgeschliffene Muschelstücke, während aus den Salomons-
inseln mehrere Sorten Muscheln, auch Hunde- und
Tummlerzähne, in verschiedenem Werth gangbar sind.
Gegenüber diesen Sorten, die nur in ganz bestimmten
Gebieten gelten, ist die Kaurimuschel als Zahlmittel
weit verbreitet; sie gilt in ganz Westafcika und einigen
Theilen von Vorder- und Hinterindien. — Herr von der
Heyden legte eine Reihe brandenburg-preußischer Me-
daillen seiner Sammlung, namentlich solche, die sich auf
die Geschichte Berlins beziehen, vor, u. A. die beiden,
je in den Hauptseiten verschiedenen Medaillenpaare von
R. Faltz zur Erinnerung an die Errichtung der Schleu-
senbrücke (1694) und des Denkmals des großen Kurfürsten,
ferner diejenigen auf die Erweiterung Berlins (1700)
und die Akademie der Künste (1696). Aus späterer Zeit
waren bemerkenswerth: die 132 Millimeter im Durch-
messer haltende und mehr als 1 Pfund schwere Medaille
auf die große Parade von 1733 , wohl die größte Me-
daille, die je geprägt wurde, auf der ein bi Nürnberg
als den Ort ihrer Herstellung bezeichnet, die Medaillen
aus der Zeit Friedrich's des Großen auf den Bau des
Doms, des Jnvalidenhauses und der katholischen Kirche
u. A. m. — Ihre neuen Erwerbungen zeigten die Herren
Landtagsabgeordneter von Blauten (Thaler Wolfgang
Wilhelm's von Pfalz-Neuburg), Lieutenant Gericke (pol-
nische Münzen), A. von der Heyden (die prächtige Me-
daille Scharffs auf das Wiener Künstlerfest mit dem
Bildniß von Eugen Felix, die im malerischem Stile ge-
haltene auf Wilhelm von Härtel, endlich eine interessante
Medaille von M. Karl auf Joachim Ernst von Ansbach
(1707), Landgerichtsrath Dannenberg einen noch unbe-
kannten Denar aus der Bahrfeldt'schen Sammlung mit
ONNO OVX um ein Kugelkreuz, Rs. das Kirchengebäude
der Adelheidsdenare mit sinnloser Umschrift, den er un-
ter Vorbehalt weiterer Forschungen für Herzog Otto
(Ordulf) von Sachsen 1057—72 in Anspruch nahm,
während von anderer Seite das Stück eher für eine
süddeutsche Nachmünze angesehen wurde. — Alsdann
sprach Herr Landgerichtsrath Dannenberg über die äl-
testen Medaillen. Dies sind, wie wir durch I. Fried-
länder's Forschungen wissen, nicht erst die von Vittore
Pisano seit etwa 1439 in so hoher Vollkommenheit durch
Guß und Ziselirung erzeugten Stücke, sondern die 1390
geprägten, mit dem Kopfe des Francesco Carrara,
Herrn von Padua. Ihnen stehen im Alter etwa gleich
zwei große gegossene Medaillen, die eine mit dem Rei-
terbilde Konstantin's des Großen, die andere mit dem
Brustbilde des Kaisers Heraklius I. von Byzanz (610—
641), denn beide sind nebst drei anderen jetzt verscholle-
nen bereits in dem 1402 verfaßten Verzeichnisse der
Kunstschätze des Herzogs Johann von Berry aufgeführt
und an der Fassade der Certosa von Pavia nachgebildet.
Die kleine Reihe umfaßte die Kaiser Augustus, Tiberius,
Philippus Arabs, Konstantin und Heraklius und sollte
offenbar die älteste Geschichte des Christenthums ver-
herrlichen. Insbesondere erinnert die Medaille des
Heraklius, welche der Vortragende in einem ächten Blei-
guß vorlegte, an die von diesem Herrscher erlangte He-
 
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