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Antiquitäten-Zeitung — 5.1897

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Nr. 15 (7. April)
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Seite 114.

Antiquitäten-Zeitung in Stuttgart, Zentral-Organ für Sammelwesen und Alterthumskunde.

Nr. 15.

zween Läufen, die er mit Silber oder Schlagloth zu-
sammenlöthet. Jeder Lauf erhält an feiner Seite ein
Schloß, und der Abzug des Schlosses zur Linken ragt
etwas vor dem Abzug des Schlosses an der rechten
Seite hervor. Beim Abfeuern gehet also der Lauf zur
linken Hand eher los, als der zur rechten.
Es gibt aber auch Flinten, die unten und oben
einen Lauf haben, und beide erhalten anderthalb Schloß.
Ein solches Schloß bekommt zwar nur die gewöhnlichen
innern Theile und einen gemeinschaftlichen Hahn, aber
es hat oben und unten eine Pfanne und einen Pfannen-
deckel. Nicht weniger hat man Flinten, deren Lauf
abgeschraubt werden und dessen man sich als eines Stockes
zum Spazieren gehen bedienen, deren übrige Theile man
aber auch bald wieder zusammenschrauben und brauchen
kann; es sind aber solche Feuergewehre zur Verhütung
der Wildieberei verboten.
Berühmt sind die damascirten Flinten-Pistolen-
und Büchsenläufe. Der Grund hiezu muß gleich bei
dem ersten Schmieden der Platte gelegt werden. Der
Rohrschmied schmiedet sie aus verschiedenen Stücken
harten und weichen Eisens, auch wohl Stahl, zusammen,
windet sie nach dem Zusammenschweissen, schmiedet das
gewundene Stück wieder platt, schlägt es zusammen,
windet es von neuem, und wiederholt diese Arbeit einige
mahl, ehe er hieraus eine Platte zu dem Rohre schmie-
det. Diese wird endlich zusammengeschweißt und in ein
Rohr verwandelt. Die Damascirung oder der Damast
ist aber noch feiner, wenn das ganze Rohr aus aufge-
wickeltem Drahte zusammengeschweißt wird. Man um-
wickelt nämlich den Dorn mit feinem ausgeglüheten
Drathe so lange, bis der umwickelte Dorn mit dem
Drathe etwa so dick ist, als der Schenkel eines ausge-
wachsenen Mannes. Dieser Drath muß hierauf mühsam
zusammengeschweißt und wenigstens zwanzigmal in die
Gluth gebracht werden, ehe er sich völlig zusammen-
schweissen läßt.
Die geringste Damascirung entstehet, wenn man um
einen schwachen Lauf, der eine Hülse heißt, Drath wickelt,
und beide zusammen schweißt.
Ein damascirtes Rohr muß nach dem Poliren ge-
beizet werden, damit die Adern desselben in die Augen
fallen. Man bedeckt es daher in einem hölzernen Tröge
gänzlich mit Essig, verfaulten Citronen und Scheidwasser,
und läßt es in dieser Beize so lange liegen, bis sich
die Adern zeigen. Weil aber das Eisen in der Beize
roth anläust, so muß man es abwaschen, damit die
Adern sichtbar werden.
Die größte Art der Büchsen sind die sogenannten
Karrenbüchsen, welche große Herren und Jagdliebhaber
machen lassen, neun Läufe, wie ein Kegelspiel, dicht
auf einander liegen und nur Ein Büchsenschloß haben;
es sind hiebey alle Läufe, die meistens gezogen sind, in
Einem Schafte, und jeder wird mit zwei Kugeln geladen.
Man kau damit völlig auf 300 Schritte schiessen. Die
3 mittelsten Röhren treffen eben dahin, wo man sie hin-
hält; die 3 untersten schiessen etwas kürzer, die drei
obersten aber etwas höher. Wenn nun einige grosse
Vögel, als Trappen, wilde Enten, Gänse u. s. w. beisam-
men sind, so hält man auf den mittelsten, und trifft zu-
weilen alle. Der Name Karrenbüchse kommt daher,
weil man dieses Gewehr ehedem auf einem Karren ge-
führet hat: Heutiges Tages nimmt man statt dessen
einen besonders eingerichteten Wagen, der alle zum Ab-
schüssen nöthigc Bequemlichkeit hat.
Der Geist der Erfindung hat bei den Feuerge-
wehreu mancherlei Künsteleyen angebracht, wovon man
in den Gewehrkammern und Zeughäussern der Grossen
hin und wieder allerhand seltene Stücke findet; es sind
aber solche nicht zum gemeinen Gebrauche tauglich.
Alte Büchsenläufe werden noch immer aufgesucht,
und, wenn sie von einem berühmten Büchsenmacher ver-
fertiget sind, theuer bezahlt.
Der Büchsenmacher, dessen Handwerk nunmehr in
allen Staaten unentbehrlich ist, hält sich gemeiniglich
zur Zunft der Schlosser. Er erlernt seine Profession
in drei bis fünf Jahren, bekommt auf der Wanderschaft
als Geselle kein Geschenk. Zum Meisterstück muß er
ein Paar Paß- oder Wechselpistolen machen, wo alle
untereinander geworfen werden können, und doch jedes
an seinem Orte einpassen muß; ferner eine Flinte und
eine Büchse mit einem Schieber, der den Besitzer der
Büchse sichert, daß solche beim Laden nicht losgehen
kann: Der junge Meister muß die Läufe zu der Flinte
und Büchse selbst schmieden und bohren.
In Suhl, einer Stadt in der gesürsteten Grafschaft
Henneberg, wo es sehr viele Eisenarheiter und Gewehr-
fabriken gibt, muß folgendes Meisterstück gemacht werden:
1) ein Pürschrohr samt allem Zubehör, dessen Lauf wie
ein aus sieben Spitzen bestehender Stern gezogen ist,
mit einem sogenannten Feuerspanner, durch welchen zu-
gleich ohne einigen sonst gewöhnlichen Spanner das
Rad aufgezogen und zum Schüsse fertig gemacht wird.
2) Noch ein Rohr, mit dem Rosenzuge gezogen, an dessen
Schlosse das Rad dreimal Herumgehek. 3) Ein Schwamm-
rohr mit einem Schwammschloße, dessen Lauf mit sech-
zehen Reisen gezogen ist.
Die berühmtesten Gewehrfabriken in Deutschland
sind zu Potsdam, zu Suhla, Lüttich und Essen; ferner
zu Mastricht in den Niederlanden; zu Sedan in Frank-
reich; zu Turin und Brescia in Italien; zu Teschen in
Oberschlesien; und zu Nordköping in Schweden.
Gewöhnliche Betrügereien schlecht denkender Büchsen-
macher, besonders bey Kriegszeilen, sind, daß sie altes
Gewehr wohlfeil einkaufen, solches wieder fein ausputzen
und für ganz neu verkaufen; daß sie die Schlösser an
den Gewehren mit Fleiß fehlerhaft einriasten, damit
man gezwungen seh, solche nach kurzer Zeit bei ihnen
wieder ausbessern zu lassen, daß sie einen Fehler an
einem Gewehre zwar ausbessern, aber an einem andern
Orte dagegen etwas verderben, um nur bald wieder
ein neues Schloß machen zu können; daß sie auf die
Schlösser und Läufe ihrer Feuergewehre die Namen von
berühmten Gewehrfabriken und Meistern stechen, um solche
desto eher und theurer verkaufen zu können; daß sie
zersprungene Läufe wieder zusammentreiben und löthen,
und dann wieder für neu ausgeben; u. s. w. Allein
solche angebliche Handwerksvortheile schaden am Ende
immer dem Betrüger am meisten; da hingegen der ehr-
liche Arbeiter am besten und längsten bestehet, und, wenn

gleich nicht immer grossen vorübergehenden Profit, doch
desto mehr Zufriedenheit und Segen hat.

Berichte aus Vereinen.
Wiesbaden. (Historische Kom-
Mission für Nassau.) Im Museumssaale
konstituirte sich die „Historische Kommission
für Nassau", die, hervorgegangen aus
dem hiesigen Alterthumsverein und for-
mell eine Sektion desselben bildend, sich
die Herausgabe von Quellen und Dar-
stellungen der nassauischen Geschichte im weitesten Umfange
in einer den Forderungen der Wissenschaft entsprechende»
Weise zur Aufgabe stellt und diesen Zweck dadurch zu
erreichen sucht, daß sie Veröffentlichungen der erwähnten
Art veranlaßt und unterstützt. Die Mittel für die ge-
planten Unternehmungen werden, so hofft man, ähnlich
wie es bei der Gesellschaft für rheinische Geschichtskunde
der Fall ist, durch Gaben für die Wissenschaft begeisterter
Männer und durch Beihülfe von Behörden und kommu-
nalen Körperschaften aufkommen, und bereits hat die
königliche Archiv-Verwaltung bestimmt versprochen, Zu-
schüsse zu gewähren. Gelingt es, das Unternehmen
lebensfähig zu erhalten, so wird damit ein schon seit
Langem gehegter sehnlicherWunsch vieler Geschichtsfreunde
erfüllt, der darauf abzielt, die reichen nassauischen,
namentlich im hiesigen Staatsarchiv befindlichen Ge-
schichtsquellen durch Veröffentlichung von ausgewählten
Sammlungen und von lesbaren geschichtlichen Darstell-
ungen weiteren Kreisen zugänglich zu machen und so
das Interesse an der Geschichte des nassauischen Landes
zu beleben und zu vertiefen.

Bibliotheken, Sammlungen,
Museen, Ausstellungen.
Stuttgart. (Hotel- und Wirthschaftswesen.) Wie
schon durch verschiedene Mittheilnngen an die Oeffent-
lichkeit gedrungen, findet vom 14.—31.
August dieses Jahres in Stuttgart eine
große deutsche Fachausstellung für das
Hotel- und Wirthschaftswesen, Kochkunst
und verwandte Gewerbe statt, welche
einen bedeutenden Umfang anzunehmen
verspricht und eines überaus zahlreichen
Besuches nicht nur des württembergischen, sondern auch
des ganzen deutschen Gastwirthestandes theilhaftig wird,
da während der Dauer der Ausstellung der Verbands-
tag des „Landesverbands der Wirthe Württembergs",
der Bundestag des „Bundes Deutscher Gastwirthe",
sowie die Generalversammlung der „Sterbekasse des
Bundes Deutscher Gastwirthe" stattfindet. Aber nicht
allein seitens des Wirthestandes wird dem Ausstellungs-
unternehmen des „Stuttgarter Wirthsvereins" das regste
Interesse entgegengedracht, sondern auch seitens des
Publikums findet dasselbe ungetheilteste Anerkennung
und lebhafteste Sympathie.


Ausgrabungen, Entdeckungen,
Funde.
(Nachdruck nur mit Genehmigung der Redaktion gestattet. Dämmt«
licht Fund-Nachrichten stammen ausnahmslos aus der neuesten Zeit.
Einsendungen stets erwünscht. Bet Zeitungsausschnitten ist zu be-
merken, aus welchem Blatte fle stammen.)
Bitte!
Vielfach finden sich in Lokal- und anderen Blättern Mittheilungen
über Ausgrabungen, Entdeckungen und Funde, welche in solchen
Zeitungen wenig beachtet werden und bedauerlicher Weise bald der
Vergessenheit anheimsallen. Wir bitten daher die Freunde unseres
Blattes um die Zusendung solcher Notizen per Streisband (Porto
S A), damit dieselben für die Wissenschaft nutzbar gemacht werden
können.
Der Herausgeber eines Blattes in Amerika
wendet sich mit den Worten an dar Publikum:
„Wenn Sie irgend etwas wissen, was zu wissen
interessant ist, und was wir eigentlich wissen soll-
ten, und von dem Sie wisse», daß wir es nicht
wissen — bitte, lassen Sie es uns wissen!" —
Das gilt auch für unsere geneigten Leser.
Aalen, Württemberg. (Römerfunde.) Die Er-
bauung eines Leichenhaujes führte hier zur Ausgrabung
von gut erhaltenen Ueberresten einer römischen Nieder-
lassung östlich von dem früher festgestellten römischen
Kastell.
Regensburg, Bayern. (Ausgrabungen.) Links-
seitig an der von dem Vororte Kumpfmühl nach Karthaus-
Prüll führenden Straße und angrenzend an den dortigen
fürstlichen Garten, wird gegenwärtig ein 27 Tagwerk
großes Ackerland umgearbeitet und für die Anlage einer
Baum- und Rosenzuchtstätte der fürstlichen Hofgärtnerei
kultivirt. Bei diesem Anlaß fand man verschiedene
Gegenstände, Münzen, Gebeine rc., welche die Annahme
rechtfertigen dürften, daß sie Römergräbern entstammen.
Bei den weiteren Nachgrabungen stieß man noch auf
eine Reihe anderer Gräber, die theils unter der Erd-
schichte , in welcher die Gegenstände aus der Römerzeit
vorgefunden wurden, theils an anderer Stelle sich be-
finden. Diese ziehen sich der erwähnten Straße entlang,
in ganz geringer Entfernung von derselben hin und
sind in dreifacher Reihe angelegt. In der vordersten,
der Straße nächstbefindlichen, sind 25 bis 30 Gräber,
währeno in der zweiten weniger und in der dritten
Reihe wieder weniger sind. Von den Gräbern wurden
nur sechs geöffnet. Die aufgefundenen, fast durchgängig
vollständig erhaltenen, aber sehr morschen Skelette lassen
nach den starken Knochen auf einen äußerst kräftigen
Körperbau und große Gestalten der hier Begrabenen
schließen. Diese liegen mit dem Gesicht gegen Osten und
haben die Arme über der Brust gekreuzt. Wie vermuthet
wird, stammen sie aus der Zeit des Schwedenkrieges,
welche Annahme insbesondere darauf sich stützt, daß in
den dreißiger Jahren des 16. Jahrhunderts in dieser
Gegend ein bayerisches und österreichisches Feldlager sich
befunden haben soll. Außer einem Messer, in dem
die Formen einer Bretzel und zweier Weckchen, dann
die Buchstaben 8. eingravirt sind, und einigen Mün-
zen wurde in den Gräbern neben den Gebeinen nichts,

in manchen der Gräber überhaupt gar nichts aufgefun--
den. Auffällig ist, daß Reste von Fußbekleidungen, die
sich doch lange zu erhalten pflegen, vd:r auch nur L-puren
von Stoffbekleidungen in diesen meisten Gräbern fick nicht
vorfinden. Wie es scheint, wurden die meisten der hier
Begrabenen unbekleidet oder vielleicht nur mit einem
Hemde angethan, begraben. Auch jede Faser von Holz-
resten fehlt und es fanden die Beerdigungen offenbar auch
ohne Särge statt. Aus dem Zusammenhalte all' dieser
Umstände glaubt man folgern zu sollen, daß die also
Begrabenen vielleicht an der Pest verstorben seien, die
damals geherrscht haben soll. In einem später noch
geöffneten Grabe wurden 2 Münzen in der Größe der
alten Kreuzer und der noch ziemlich gut erhaltene Deckel
einer Urne und einige Metallstückchen gefunden. Auf den
Münzen glaubt man die Jahrzahl 1600 zu erkennen.
Näheres läßt sich erst nach Reinigung derselben feststellen.
Die Gräber befinden sich nur in einer Tiefe von 70 om
bis 1,20 m unter der Oberfläche. Hiezu wäre indessen
zu bemerken, daß im Laufe der Jahrhunderte die Boden-
oberfläche durch die Witterungseinflüsse abgespült und
dadurch die Tiefenlage der Gräber sich vermindert haben
dürfte. Wie wir hören, ist die Oeffnung von weiteren
dieser zahlreichen Gräber nicht beabsichtigt, was bei dem
Mangel abgeschlossener Feststellungen nicht als Wünschens-
werth zu erachten sein dürfte. Bei den Umgrabungen
in diesem Territorium wurden auch Ueberreste von Hirsch-
geweihen und Thierknochen, dann Theile von Stein-
waffen anfgefunden. Es wird angenommen, daß diese
Theile von Steinwaffen einst der Jagd dienten und an
dieser Stelle vormals eine von Wald umgebene Wasser-
fläche sich befunden habe. Die aufgesundenen Geweih-
überreste sind zum Theil bereits versteinert und wird
aus diesem Umstande die Wahrscheinlichkeit abgeleitet,
daß sie vielleicht von Thieren herrühren, die verendet
waren, lange Zeit im Wasser gelegen sind.
Ginn, Bayern. (Golderz.) In Ginn bei Deggen-
dorf werden in den: Keller der Bauerswittwe Nickel
Nachgrabungen vorgenommen behufs Gewinnung von
Golderz. Eine schon früher vorgenommene Untersuchung
des Gesteins hatte das Vorhandensein von Gold, Arsenik
und Schwefel ergeben.
Echzell, Hessen. (Vom Limes.) Wie man uns
mittheilt, ist das vom Mitglied der Reichs-Limes-
Kommission, Hofrath Kofler in Darmstadt, seit Jahren
in Echzell vermuthete Kastell kürzlich von ihm nachge-
wiesen worden. Obwohl die Südseite desselben, die
sich unter Häusern und unter der Landstraße birgt, noch
nicht festgelegt ist, kann man doch schon jetzt annehmen,
daß es fast alle am Limes gelegenen Kastelle an Größe
übertrifft; sein Verhältniß zur Saaiburg ist nahezu
2:1. Da es sich bis in den Ort und die Hausgärten
erstreckt, so wird sich von seinem Innern sehr wenig
freilegen lassen.
Sabitz, Schlesien. (Münzfund.) Ein größerer
Münzfund ist im Forste des Rittergutsbesitzers v. Czett-
ritz in Sabitz (Reg. Liegnitz) gemacht worden. Bei der
Vornahme von Culturarbeiten kam eine Arbeiterin auf
einen in geringer Tiefe liegenden breiten Stein, den sie
wegnahm und darunter 5 große und 24 kleinere Silber-
münzen mit ziemlich gut erhaltenem Gepräge fand;
die ersteren haben die Größe und Stärke eines Fünf-
markstückes, während die kleineren Münzen etwas größer
als ein Markstück, aber ziemlich dünn sind. Die Münzen
tragen die Jahreszahl 1620—1629.
Berlin. (Vom Limes.) Bei dem in der letzten
Bundesrathssitzung zur Kenntniß genommenen Berichte
der Reichslimeskommission handelt es sich um eine der all-
jährlichen Benachrichtigungen über den Stand des Un-
rernehmens. Auch dieser Bericht läßt erkennen, daß es
unmöglich sein würde, die gründliche Erforschung des
Limes bis zu dem ursprünglich in Aussicht genommenen
Zeitpunkte, der gar nicht mehr fern liegt, zu Ende zu
führen. Die fünf Jahre, die nahezu seit dem Beginn
der Arbeiten verflossen sind, haben nicht hingereicht, alle
vor und bei den Arbeiten aufgeworfenen Fragen zur
völligen Lösung zu bringen. Indessen ist man der An-
sicht, daß in etwa vier Jahren, für die glücklicherweise
auch die Weiterführung oes Unternehmens nahezu ge-
sichert ist, dieses zum Abschluß gebracht werden kann.
ES würde sich also im Anfang des nächsten Jahrhunderts
der Abschluß der Grabungen herveiführen lassen. Sollte
dann wider Erwarten noch die eine oder andere Gravung
unerledigt bleiben, so würden wohl die Alterthums-
vereine und Einzelstaaten eintreten.
Frankfurt a. O., Brandenburg. (Münzfund.)
Im Schutzbezirke Mäkow der Oberförsterei Limmritz
(Kreis Oststernberg) wurde eine Anzahl Silbermünzen
gefunden. Einige Zweithalerstücke tragen die Bildnisse
von Ferdinand, Erzherzog von Oesterreich, Graf von
Tyrol, vom Jahre 1574, und von Johann Albrecht II.,
Herzog von Mecklenburg, vom Jahre 1621. 45 kleinere
Münzen, stark mit Kupfer versetzt, stammen aus der
Zeit des Kurfürsten Georg Wilhelm. Ein Theil dieser
Münzen soll an die Königl. Museenverwaltung in Berlin
gesendet werden.
Wollin, Pommern. (Silberfund.) Zu dem auf
der Paatziger Feldmark gemachten Silberfuno kann man
uns nun mittheilen, daß der reine Silberwerth des
Schatzes auf 800 Mk. festgestellt ist. Herr Professor
Stubenrauch hat bei seiner neulichen Anwesenheit hier-
elbst den auf den Finder entfallenden Theil für 400
Mk. für das pommersche Museum angekaufl. Da aber
anzunehmen ist, daß das Antike des Fundes den Preis
noch steigern wird, so ist die eventl. Nachzahlung seitens
der Museums-Verwaltung an den Finder zugesichert.
Ob es dem Museum gelingen wird, den ganzen Fund
in seinen Besitz zu bringen, erscheint zweifelhaft, da der
Besitzer von Paatzig, Herr o. Flemming, den Fund be-
halten möchte. Wie es heißt, bemühte sich auch das
Berliner Museum für Völkerkunde um den Silberfund.
Tönning, Schleswig. (Münzfund.) Heinr. Büttner
in Tönning fand beim Umgraben seines Gartens eine
silberne Münze aus dem Jahre 628. Dieselbe hat die
Größe eines 50-Pfg.-Stücks und ist recht gut erhalten.
Aus Holstein. (Ein ganz bedeutender Münzfund)
ist auf dem Hofe des Landmannes Christian Husmann
in Wesselburner-Deichhausen (Kreis Norderdithmarschen)
gemacht worden. Beim Ausroden von Bäumen stießen
die Arbeiter auf zwei Töpfe, die rund 5000 Silber-
 
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