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Antiquitäten-Zeitung — 5.1897

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Nr. 20 (12. Mai)
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Seite 154.

Antiquitäten-Zeitung in Stuttgart. Zentral-Organ für Sammelwesen und Alterthumskunde.

Nr. 20.

nach dem Mittelpunkte der Pyramide hinzuführen schien,
aber auch dieser Zugang lag wieder voll Sand und
und loser Steine; beides ließ ich wegräumen und ge-
langte nun an eine Stelle, wo der Weg abwärts ging,
nach einer Strecke von vierzig Fuß hatte er aber gänz-
lich ein Ende. Ich ließ nun in dem oberen Gange
wiederum in horizontaler Richtung weiter brechen, aber
auch hier hatte die von unsern unbekannten Vorgängern
angefangene, jedoch als fruchtlos erkannte und wiederum
zugeworsene Arbeit ein Ende und ich mutzte billig Be-
denken tragen, sie an dieser Stelle fortzuführen, weil
wegen der herabfallenden Steine die Arbeit lebensge-
fährlich ward und meinen Taglöhnern alle Lust dazu
hätte benehmen können. Mißmuthig zwar, daß ich den
rechten Fleck nicht gleich auf den ersten Streich der
Hacke getroffen hatte, doch keineswegs verzweifelnd, daß
ich ihn an einer andern Stelle finden würde, ließ ich
nun, außerhalb der Pyramide auf dem freien Felde,
ostwärts von dem Fleck, wo wir uns bisher 'vergebliche
Mühe gemacht hatten, von Neuem zu arbeiten anfangen.
Auch hier mußten wir uns erst durch die um die Basis
äutzerlich angehäuften Trümmer einen Weg bis zur Py-
ramide selbst hin bahnen, und fanden diese Vorarbeit
wieder ebenso beschwerlich als das erste Mal. Unterdeß
war es in der Gegend umher ruchtbar geworden, daß
ich hier mit Eröffnung der Pyramide beschäftigt sei und
nun erhielten wir, was ich io sehr zu vermeiden ge-
wünscht hatte, störenden Besuch von neugierigen Reisen-
den, namentlich von dem französischen Abbs Forbin.
Am 28. Februar trafen wir auf einen Granitblock,
dessen Lage niederwärts gegen den Mittelpunkt der Py-
ramide hinabgeneigt war. Jetzt wuchs mir der Muth;
denn gerade eben so ist in der ersten Pyramide (des
Cheops), deren Inneres wir ziemlich genau kennen, der
eigentliche rechte Eingang angedeutet. Am folgenden
Tage stießen wir auf drei mächtige übereinander liegende
Werkstücke, die, gleich dem gestern angetroffenen, gegen
den Mittelpunkt der Pyramide in abwärts geneigter
Richtung lagen. Diese gewaltigen Steine und noch viel
gewichtigere, die auf sie folgen, kosteten uns, um sie zu
Tage herauszufördern, ganz gewaltige Anstrengung, allein
ich ließ getrost fortarbeiten, weil ich auf dem rechten
Wege zu sein hoffte, und so fand sich's wirklich, denn
am folgenden Tage, den 2. März, stand ich vor einem
vier Fuß hohen und vierthalb Fuß breiten Gange,
dessen Mündung vier tüchtige Granitblöckc formirten,
und der, ebenso wie in der ersten Pyramide, unter einem
Winkel von 26 Grad, 104 Fuß und 5 Zoll weit ab-
wärts führte. Die Wände dieses Ganges sind zu beiden
Seiten mit Granit ausgesetzt, und von hier aus gelangte
ich (nach noch manchem vergeblichen Abschweisen, zu
welchem mich die srüheren vor dem endlichen Gelingen
irrig eingeschlagenen Wege meiner Vorgänger verleiteten)
in einen 5 Fuß 11 Zoll hohen Gang, der in horizon-
taler Richtung 158 Fuß und 8 Zoll fortlief, und mich
zu einem großen, 23 Fuß 6 Zoll hohen, 46 Fuß 3 Zoll
langen und 16 Fuß 3 Zoll breiten Gemache führte.
Mitten in dieser Halle befand sich, in den Fußboden
eingesenkt und mit dessen Oberfläche in gleicher Linie
ein 8 Fuß langer, 3^ Fuß breiter und im Lichten
2 Fuß und 3 Zoll hoher Sarkophag, ringsum von mäch-
tigen Granitblöcken umgeben (vermuthlich, damit er nicht
sollte weggeschafft werden können). Der Deckel dieses
Sarges war weggeschoben und ich fand innerhalb bloß
einige Menschenknochen, die aber, weil sie wahrschein-
licherweise dem Erbauer dieses stolzen Grabmals, dem
Cephrenes, angehörten, als eine Merkwürdigkeit anzu-
sehen und des Aufbewahrens Werth sind. An der Wand
auf der Westseite dieser Halle befindet sich eine arabische
Inschrift. Sie besagt, daß diese Pyramide durch Ma-
homed-El-Aghar und Otmann geöffnet und in Beisein
des Sultan Ali Mahomed des Ersten, Ugloch (ein tar-
tarischer Ehrentitel, wie z. B. Uleg Bey rc.), in Augen-
schein genommen worden sei. Nächst dieser befinden sich
an den Wänden noch andere, wahrscheinlich koptische In-
schriften. Der Fußboden in dieser Halle war an ver-
schiedenen Stellen aufgerissen.ohnsehlbar um nach Schätzen
zu graben, die er enthalten haben mochte. An einer
dieser aufgewühlten Stellen fand ich ein Stück Metall,
fast wie das Hintere dicke Ende einer Axt-Klinge ge-
staltet, aber dermaßen verrostet, daß sicy von dessen
eigentlicher Form nichts errathen läßt. — In einem
zweiten, nach Westen hin belegenen Gemache, zu welchem
ein anderer Gang hinführt, und welches 32 Fuß lang,
9 Fuß 9 Zoll breit und 8 Fuß und 6 Zoll hoch ist,
fand ich eine Menge viereckiger Steinblöcke liegen und
an den Wänden Inschriften. An einer Stelle des Zu-
ganges , zu dem Wege, der in horizontaler Richtung
nach dem Hauptgemache führt, mußte ich mich durch einen,
einem Schornstein ähnlichen Kanal 15 Fuß tief senkrecht
vermittelst eines Strickes herunterlassen. Um denen die
nach mir das Innere dieser Pyramide besichtigen wollen,
eine so beschwerliche Fahrt vermittelst eines Seiles zu
ersparen, habe ich dort eine steinerne Treppe angelegt.
Noch muß ich erwähnen, daß ich auch an der Ost-
seite der Pyramide, hart an ihrer Basis, das Erdreich
an mehreren Stellen habe aufgraben lassen, und zwar
nicht vergebens. Nach ein paar Tagen Arbeit entdeckte
ich nämlich die Grundmauer eines ansehnlichen Tempels,
der nicht mehr als vierzig Fuß weit von der Pyramide,
auf einer Plattform gestanden hat, die allem Anschein
nach rings um die Pyramide herläuft. Der Fußboden
dieses Tempels bestehl, so weit meine Ausgrabung reicht,
aus schönem, regelmäßig behauenem und wohlerhaltenem
Kalkstein. Zum Fundament sind ungeheure Steinblöcke
angewendet. Ich maß einen der größten, und fand ihn
21 Fuß lang, 10 Fuß hoch und 8 Fuß breit (zweihundert
und vierzigtausend Pfund an Gewicht.) In den Por-
ticos dieses Tempels, die noch aus der Erde hervor-
ragen, gab es gar einen Stein, der 24 Fuß lang, aber
weder so breit noch so dick war als der zuvorgedachte.
So weit Belzoni.
Sehr bald nachher, als Belzoni das Innere der
Pyramide andern Reisenden zugänglich gemacht hatte,
kam der Major Fitzclarence, der aus Indien zu Lande
nach England zurückkehrte, nach Kairo und stieg in die
kurz zuvor eröffnete Gruft des Cephrenes hinab. Er
durchsuchte den Sarkophag und nahm die kleinen Knochen-
Ueberreste, welche er darin vorfand, mit sich hinweg.
Den Bedeutendsten derselben, welcher das Kniegelenkbein

zu sein schien, überreichte er bei seiner Ankunft in Lon-
don dem Prinzen Regenten als eine merkwürdige Sel-
tenheit. Der Prinz zeigte ihn seinem Leibarzt Sir Ever-
ard Home und dieser bat sich aus, es in der Zusam-
menkunft der chirurgischen Gesellschaft produziren zu
dürfen, damit man von der Statur des ehemaligen Be-
herrschers von Aegypten, im Verhältniß zu der jetzt leben-
den Generation, urtheilen könne. Das muthmaßliche
Knie-Gelenk wollte aber zu keinem vorhandenen Skelett
im mindesten passen und endlich, nach vielem Hin- und
Herreden, Vergleichen und Besichtigen, erkannte man es
für das Kniebein eines Rindes!!!
Daß Belzoni diesen Knochen für das Ueberbleibsel
eines Menschen-Gerippes gehalten hat, darf keineswegs
Wunder nehmen, da die gemeinschaftliche Berathung
einer großen Gesellschaft von Sachverständigen dazu er-
forderlich gewesen ist, zu ergründen, welcher.Thiergattung
dieses Fragment eigentlich angehört habe. Menschen-
knochen mögen allerdings in dem Sarkophage befindlich
gewesen sein, allein die ungewöhnliche Länge und Breite
dieser alten Särge macht es wahrscheinlich, daß die
alten Pharaonen sich mit einer bei ihnen für heilig ge-
achteten Kuh gemeinschaftlich in einen und denselben
Sarg haben legen lassen, um, so wie andere neuere
Gläubige, die sich in diesem oder jenem Habit begraben
lassen, des Eintritts in die Wohnungen der Seligen
desto gewisser zu sein!
Beiläufig drängt sich hier unwillkürlich die Reflexion
auf, wie eitel alles menschliche Bestreben ist, seinem
Andenken durch materielle Mittel eine unvergängliche
Dauer zu sichern! Bei den Aegyptern kann indeß die
Sorgfalt, den Körper gegen Verwesung zu schützen, noch
dadurch entschuldigt werden, daß sie glaubten, so lange
der Körper unverweset sei, verlasse auch die Seele den-
selben nicht und werde also ihrer Behausung nicht be-
raubt. Aber wenn es auch Mittel gäbe, den Zertrüm-
merungen der Zett zu wiederstehen, was wird, was kann
in dieser Art dem Forschgeist der Nachkommen ein Ziel
setzen? Der Erbauer der ersten Pyramide, Cheops, hatte
dreimalhundertsechszigtausend seiner Unterthanen zwanzig
Jahre lang mit Erbauung seiner Gruft beschäftigt, um
in derselben auf ewig ungestört zu ruhen. Man schätzt
das Gewicht der zu der ersten Pyramide angewandten
Werkstücke auf nicht weniger als zwölfhundert Millionen
Pfunde — gleichwohl war unter diesem Koloß von
Steinen das Gerippe des Cheops so wenig vor Zer-
splitterung gesichert, daß, als im vorigen Jahrhundert
der englische Reisende Shaw diese erstaunenswürdige
Gruft besuchte und untersuchte, von dem ganzen darin
aufbewahrten Gerippe nicht das geringfügigste Knöch-
lein mehr vorhanden war! 8io trsnsit Gloria muuäi!

Berichte aus Vereinen.
Berlin. (Brandenburgia.) In der
letzten Sitzung der „Brandenburgia",
die unter Geh. Rath von Friedel's Vor-
sitz im Bürgersaale des Rathhauses statt-
fand, waren originelle Neujahrskarten
Königlichen Eisengießerei aus den
Jahren 1805—13 und 1823—46 ausge-
stellt. Die Karten sind aus Eisen im Format der heu-
tigen Visitenkarten und zeigen in vollendeten Reliefdar-
stellungen die Haupterzeugnisse der Anstalt in dem be-
treffenden Jahre. Aus den „Karten" der Kriegsjahre
ist die vaterländische Geschichte besonders vertreten; man
findet hier die eisernen Ringe, die gegen goldene einge-
tauscht wurden, das Eiserne Kreuz und dergl. lieber
neue Funde, beim Ausschachten auf dem Grundstück
Burgstraße 1, berichtete Geh. Rath von Friedel. In
einer Tiefe von fünf bis sechs Meter hat man hier im
früheren Spreebett sowohl Thierknochen, Ochsenkiefer,
Hörner von einer kleinen Rinderrasse, Ziegenhörner u.
A., sowie auch Artefakte, einen Spinnring, Schleifsteine
und ein Feuersteinmesser gefunden. Fräulein Lemcke
sprach sodannzum Schluß über die vorgeschichtliche Töpferei
und Ornamentik.

Bibliotheken, Sammlungen,
Museen, Ausstellungen.
Stuttgart. (Ausstellung für Hotel-
und Wirthschaftswesen.) Da alle der-
artigen Unternehmen einer Protektion von
allerhöchster Stelle bedürfen, so war auch
der Stuttgarter Wirthsverein bestrebt,
für seine Ausstellung einen hohen Pro-
tektor zu finden, und wenn man sich an
die allerhöchste Stelle, an S. M. den König Wilhelm II.
mit der unterthänigsten Bitte um Uebernahme des Pro-
tektorats wandte, so geschah dies in der sicheren Hoff-
nung, daß unser geliebter Landesvater auch dem würl-
tembergischen Wirthsstande seine Sympathie nicht ver-
sagen und dem geplanten Unternehmen seine landesväter-
liche Unterstützung leihen werde. Und wir täuschten uns
nicht! Große, herzliche Freude herrschte aller-
wärts, als vom Kabinetschef S. M. des Königs die
Kunde von der Uebernahme des Protektorats eintraf,
und mit frohem Herzen konnte an die Weiterarbeit ge-
gangen werden. Zunächst handelte es sich um die Platz-
srage, und auch diese wurde durch die Zuvorkommen-
heit des Gemeinderaths der Stadt Stuttgart, welcher
uns die prächtige Gewerbehalle für unsere Zwecke über-
ließ , zur Zufriedenheit gelöst. Einen Hauptpunkt der
Vorarbeiten bildete die finanzielle Sicherstellung des
Unternehmens und auch diese wurde auf das Glücklichste
gelöst, indem der Ausstellungskommission ein Garantie-
fond von ca. 155,000 Mark übergeben werden konnte.
Gewiß ein ebenso glänzender, wie ehrender Beweis,
welcher Sympathie und welchen Vertrauens sich das
Unternehmen erfreut.

Technische Notizen.
Um Papier auf Metall zu befestigen, bedient
man sich am besten des Zwiebelsaftes. Wenn ein Zink-
gegenstand mit einer Marke, Zettel rc. aus Papier
versehen werden soll, so wäscht man zuerst den Gegen-


stand mit einer Lösung von Waschsoda ab und streicht
dann den Zwiebelsaft darauf. Das Papier wird dann
aufgedrückt, und nach dem Trocknen ist es unmöglich,
dieses von dem Metallgegenstande loszumachen.
Blindgewordene Glasscheiben lassen sich gut
durch einen in Leinöl getauchten wollenen Lappen reinigen.
Man reibt das trübe Glas tüchtig mit dem öldurch-
träukten Tuche ab und entfernt die hängenbleibenden
Oeltheilchen mit einem trockenen Wolllappen oder, was
fast noch besser ist, mit einem Bausch aus zusammenge-
balltem Fließpapier. Kaltes Wasser darf unbedingt
nicht sogleich an die mit Leinöl gesäuberten Fenster-
scheiben gebracht werden.
Ausgrabungen, Entdeckungen,
Funde.
(Nachdruck nur mit Genehmigung der Redaktion gestattet. Lämmt-
liche Fund-Nachrichten stammen ausnahmslos aus der neuesten Zeit,.
Einsendungen stet» erwünscht. Bei Zeitungsausschnitten ist zu be-
merken, au» welchem Blatte sie stammen.)
Bitte!
Bielsach finden sich in Lokal- und anderen Blättern Mittheilungen
über Ausgrabungen, Entdeckungen und Kunde, welche in solchen
Zeitungen wenig beachtet werden und bedauerlicher Weise bald der
Vergessenheit anheimfallen. Wir bitten daher die Freunde unseres
Blattes um die Zusendung solcher Notizen per Ttreisband (Porto
s A), damit dieselben für di« Wissenschaft nutzbar gemacht werden
Der Herausgeber eines Blatte» in Amerika
wendet fich mit den Worten an dar Publikum:
„Wenn Sie irgend etwa» wissen, was zu wissen
interessant ist, und wa» wir eigentlich wissen soll-
ten, und von dem Sie wissen, daß wir e» nicht
wissen — bitte, lassen Sie eS uns wissen!" —
Das auch für unsere geneigten Leser.
Bietigheim, Württemberg. (Nömerfunde.) Ein
für Alterthumsfreunde sehr interessanter Fund wurde
auf dem eine Stunde von hier entsernten, zur Gemeinde
Löchgau gehörigen Weißenhof gemacht. Beim Umgraben
seines unmittelbar hinter der Scheuer gelegenen Ackers
stieß Oekonom Friedrich Fees auf Mauerreste und
Bruchstücke einer Statue, welche ohne Zweifel römischen
Ursprungs sind, da in den letzten Jahren hier schon
öfter römische Münzen und Thonstücke gefunden wurden.
Zwei aus Sandstein gehauene Pferdeköpfe, sowie das
Bild eines römischen Hauptmanns oder Kaisers sind
ganz gut erhalten; aucy der Kopf eines Löwen foll
aufgefunden worden sein. Bruchstücke von anderen
Statuen (Arme und Beine) sind gleichfalls ausgegraben
worden. Eine Inschrift oder Jahreszahl ist leider nicht
zu entdecken; doch scheint der Fund aus den ersten
Jahrhunderten unserer Zeitrechnung herzucühren.
Regen, Bayern. (Unteriroischer Gang.) In
Regen stieß man bei Anlage einer Badeanstalt auf einen
von der Burgruine Weitzenstein ausgehenden unter-
irdiscben Gang.
Aus Sachsen. (Münzfund. Skelett.) Einen
seltenen und interessanten Fund machte man beim
Brunnengraben im Grundstücke der Appreteurs Werner
in Oberfrohna, Kreis Zwickau. Etwa in tief unter
der Erde fand mau circa 80 Stück Silbermünzen, aus
dem 16. und 17. Jahrhundert stammend, auf. Wahr-
scheinlich sind diese Münzen in Zeiten schwerer Noth
und Kriegsgefahr an dieser Fundstelle, wo ehemals
Gebüsch gestanden haben soll, eingegraben worden und
der Vergessenheit anheimgefallen. — Bei dem Grund-
graben eines Hauses gegenüber dem Gasthofe in Gittersee
fand man das vollständig erhaltene Skelett eines russi-
sch e n Offiziers, der jedenfalls in der Schlacht bei
Dresden 1813 hier beerdigt wurde. Aus gefundenen
hohen russischen und anderen Orden, Pistolen u. s. w.
hofft man die Identität ermitteln zu können. Die
Sachen sind in behördliche Verwahrung genommen
worden.
Schleberoda, Provinz Sachsen. (Interessanter
Fund.) Auf einem Grundstück am sogen. Scheibenholze
bei Schleberoda, welches längere Zeit nicht betreten war,
fand man beim Pflügen eine ziemlich tiefe und breite
Erdsenkung vor. Da hier der Ueberlieferung nach die
Einwohner Schleberodas während der Kriegsstürme ihr
Hab und Gut verborgen haben sollen, so ließ der Be-
sitzer Nachgrabungen vornehmen, die, wie bestimmt ver-
lautet, schon günstige Ergebnisse geliefert haben.
Frankfurt a. Oder, Brandenburg. (Ein größerer
Münzfund) wurde beim Abbruch des Hauses Kurze
Straße 3 gemacht. Unter den Münzen, deren Zahl sich
auf einige hundert Stück jeder Größe beläuft, befinden
sich Gold- und Silbermünzen. Sie stammen aus dem
16. und 17. Jahrhundert und sind zum großen Theil
sehr gut erhalten. Das Interessanteste bei der Sache
ist, daß es sich um das Haus handelt, in dem vor länger
denn Jahresfrist sich die bekannte „Spukgeschichte" ab-
spielte. Mit der Hebung des Schatzes wird nun
hoffentlich der dort umgegangene „Geist" zur Ruhe ge-
kommen sein.
Koblenz, Rheinprovinz. (Römerfunde.) Bei dem
Kanalbau in der Münzstraße wurde eine Anzahl römi-
scher Alterthümer ausgegraben, u. a. ein Wurfspeer,
Spangen, ein Lämpchen, ein Mesfingring, Gefäße mit
Töpferstempel, kleinere und größere Krüge und der-'
gleichen mehr. Auch wurde in ll/e Meter Tiefe die alte
römische Straße bloßgelegt, welche über den Hunsrück
nach dem römischen Kastell und von dort nach der Pfahl-
brücke über die Mosel führte.
Süchteln, Rheinprovinz. (Münzfund.) In
Süchteln fand man kürzlich beim Abbruch des Dach-
gesimses eines alten Hauses etwa 100 Stück Kronen-
thaler aus dem 17. und 18. Jahrhundert. Zum Theil
rollten die Münzen auf die Straße und wurden dort
von den Passanten derselben als willkommene Beute
eingesteckt.
Trier, Rheinprovinz. (Medaillen.) Gelegentlich
einer Kellerausschachtung wurden in der Maarstraße
zwei irdene Krüge mit Knochen und Asche und zehn
ovale Medaillen gefunden. Letztere sind mit einer Oese
versehen und zum Tragen eingerichtet. Die vordere
Seite zeigt die heilige Familie aus der Wanderung,
Joseph und Maria führen das Jesukind in der Mitte,
lieber ihnen schwebt der h. Geist in Gestalt einer Taube.
Auf der Rückseite ist der h. Markus schreibend darge-
stellt mit der Umschrift: „8. Lareuo Lv. ?at:" — lies:
 
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