Seite 402. Antiquitäten-Zeitung in Stuttgart, Zentral-Organ für Sammelwesen und Alterthumskunde. Nr. 51.
Berichte aus Vereinen.
Plochingen, Württ. (Schwab. Höhlenverein.)
Unter dem Vorsitz des Pfarrers Gußmann von Guten-
berg hielt vor Kurzem der Schwäbische
Höhlenverein hier seine Jahresversamm-
lung. Der Verein hat sich die Erschließ-
ung und Erforschung von Höhlen unserer
schwäbischen Alb zur Aufgabe gemacht.
Seine Untersuchungen erstrecken sich haup-
sächlich auf die Fauna der Höhlen, doch
läßt der Verein auch oberirdische Grabungen vornehmen.
Die Funde des Vereins füllen in Gutenberg ein kleines,
aber interessantes Museum. Das Hauptergebniß der
neulichen Verhandlungen bildete eine Vereinbarung des
Höhlenvercins mit der Regierung dahingehend, daß es
dem Verein gestattet sein soll, auch auf staatlichem
Grund und Boden Grabungen vornehmen lassen zu
dürfen, falls er das dabei gefundene Material zu wissen-
schaftlicher Untersuchung an das Naturalienkabinett in
Stuttgart abliefert; das Belegmaterial für die Ergeb-
nisse dieser Untersuchungen soll diesem Staatsinstitut
verbleiben, während das Gros der Funde an den Höhlen-
verein zurückgeht, um nach Bedürfniß dem Vereins-
museum in Gutenberg einverleibt zu werden. Für das
kommende Jahr ist die Erforschung des Sibyllenlochs
an der Teck in Aussicht genommen.
Bibliotheken, Sammln«gen,
Museen, Ausstellungen.
Karlsruhe, Baden. (Archivalische Ausstellung.)
Man schreibt uns aus Karlsruhe: Um eine hervor-
ragende Sehenswürdigkeit ist die badische
Residenz bereichert worden, auf die auch
in weiteren Kreisen hingewiesen werden
soll. Die durch die Schaffung einer
öffentlichen permanenten Ausstellung
künstlerisch und historisch hochinteressanter
Archivalien bewiesene Liberalität der ba-
dischen Archivverwaltung verdient um so mehr hervor-
gehoben zu werden, als noch immer auf dem Gebiet
des Archivwesens in einigen Ländern bedauerliche Be-
schränkung und Engherzigkeit obwaltet. In einem ei-
gens dasür eingerichteten Raum des Großh. General-
landesarchivs bietet die Ausstellung eine verständnißvoll
getroffene Auswahl aus den reichen Schätzen der Ur-
kunden, Pergamentbäude, Stammbäume, Kartenwerke,
Bilder und Siegel des Archivs. In vier Vitrinen,
zwei Schränken, wie an den Wandflächen ist die Samm-
lung übersichtlich angebracht und geschmackvoll arrangirt.
Von den Urkunden feien hier nur die wichtigsten her-
vorgehoben: ein Schenkungsbrief Kaiser Ludwig's des
Frommen für das Kloster Reichenau 816, die älteste,
unbestritten ächte Urkunde, die das Generallandesarchiv
verwahrt, ferner das berühmte Dokument Kaiser Fried-
rich's Barbarossa von 1155 mit doppelseitiger Goldbulle
(Bestätigung der Güter und Rechte des Bisthums Kon-
stanz mit genauer Angabe der Ausdehnung der Diözese),
eine Urkunde Friedrich's II., die er als König von Si-
zilien 1210 für das Kloster Thennenbach ausgestellt,
mit sehr seltenem Siegel in einer Kapsel aus Oliven-
holz , Urkunden des deutschen Königs Alfons von Ka-
stilien und des jungen Konradin; verschiedene andere,
auf die badische und oberrheinische Geschichte bezügliche
höchst interessante Dokumente, darunter eine für den
Markgrafen Christoph II. von Baden-Baden erlassene
englische Königsurkunde mit eigenhändigem Namenszug
der Königin Elisabeth von 1565 und eine andere Ur-
kunde Karl's I. von England mit prächtigem Reiter-
siegel. Lebhaftes Interesse beanspruchen auch die meist
mit pomphafter Pracht ausgestatteten modernen Staats-
verträge aus der Zeit Napoleon's I. und der Befrei-
ungskriege, sowie namentlich die in schlichter Einfachheit
sich rcpräsentirende, inhaltlich aber um so bedeutsamere
Ratifikationsurkunde des Versailler Vertrages zwischen
dem Norddeutschen Bunde und Baden mit Hessen. Auch
die päpstliche Kanzlei ist durch einige typische Beispiele
von Bullen und Breven gut vertreten. Von den kost-
baren Anniversarien Konstanz und Basel, die beide
am Anfang des 14 Jahrhunderts angelegt wurden,
der Öoäsx minor Lxireusis und die Urbare der Klöster
Thennenbach und Günthersthal, ferner die Statuten
der Kathedralkirche zu Konstanz vom Jahre 1576. Pracht-
werke von unschätzbarem künstlerischen und historischen
Werth sind die beiden Lehenbücher der pfälzischen Kur-
fürsten Friedrich's I. des Siegreichen und Ludwig's V.
Kulturge schichtliches Interesse bietet das illustrirte Stamm-
buch des Jngoldstädter Studenten Christof Frey von
Radolfzell aus den Jahren 1577—79. Wichtig für
kriegsgeschichtliche Forschungen sind die zahlreichen
Festungspläne, Lageransichten u. dgl., ganz besonders
aber die Tagebücher und Aufzeichnungen des krieger-
ischen Markgrafen Ludwig Wilhelm von Baden, des
gefeierten „Türkenlouis", aus dessen Nachlaß auch ein
aufgefangener türkischer Originalbrief aufbewahrt wird.
Eine Reihe von originellen Stammbäumen, Wappen-
briefen , Siegelabdrücken und Prägstöcken, von Städte-
bildern und Darstellungen historischer Anekdoten vervoll-
ständigen die werthvolle Sammlung, die kein Freund
der Geschichte und Kunst bei einem Besuch der badischen
Hauptstadt unbeachtet lassen sollte.
Technische Notizen.
Postsendungen. Vielfach ist die irrige Ansicht
verbreitet, daß Postsendungen mit dem Vermerk „Durch
Eilboten zu bestellen" oder „Durch besondere Boten zu
bestellen" nicht allein bei der Bestellung am Bestimmungs-
orte, sondern auch während der Beförderung einen Vor-
rang vor den anderen Sendungen genießen, daß also z.
B. durch Eilboten zu bestellende Packete unter Umständen
auch mit Schnellzügen, die sonst nur den Briefverkehr
vermitteln, befördert würden. Der Vermerk erstreckt sich,
nach einer Mittheilung der Oberpostdirektion im Reichs-
anzeiger, jedoch lediglich auf die Bestellung der Send-
ungen; also wird ein durch besonderen Boten zu be-
stellendes Packet („Eilpacket") bis zum Bestimmungsort
mit den gewöhnlichen Packetzügen befördert. Eine be-
schleunigte Uebermittelung findet nur statt hinsichtlich
der als dringend aufgelieferten Packetsendungen, und
zwar gegen eine besondere Gebühr von 1 Mark für das
Ausgrabungen, Entdeckungen,
Funde.
(Nachdruck nur mit Genehmigung der Redaktion gestattet. SSmmt»
liehe Fund-Nachrichten stammen ausnahmslos au» der neuesten Zeit.
Einsendungen stets erwünscht. Bei Zeitungsausschnitten ist »u be-
merken, au« welchem Blatte sie stammen.)
Bitte!
Vielsach finden sich in Lokal- und anderen Blättern Mittheilungen
über Ausgrabungen, Entdeckungen und Funde, welche in solchen
Zeitungen wenig beachtet werden und bedauerlicher Weise bald der
Vergessenheit anheimsallen. Wir bitten daher die Freunde unseres
Blatte« um die Zusendung solcher Notizen per Streisband (Porto
s A), damit dieselben sür di« Wissenschaft nutzbar gemacht werden
können.
Der Herausgeber «ine» Blatte« in Amerika
wendet fich mit den Worten an da» Publikum:
„Wenn Sie irgend etwa» wissen, was zu wissen
interessant ist, und was wir eigentlich wissen soll,
ten, und von dem Sie wissen, daß wir e» nicht
wissen — bitte, lasten Sie es uni wissen!- —
Da» gilt auch sür unsere geneigten Leser.
Heilronn, Württ. (Römerfunde.) Die vom
Streckenkommissär der Reichslimeskommission auf den
Stein- und Sumpfäckern der Markung Bückingen in
letzter Zeit geleiteten Ausgrabungen haben ein zur so-
genannten Neckar-Mümling-Linie der römisch-germani-
schen Grenze gehöriges Castrum zu Tage gefördert. Wenn
die Mauerreste theilweise auch nur schwach zu verfolgen
sind, so sind doch die vier Thore des 130 m breiten
und ca. 140 m tiefen Rechtecks genau zu erkennen. Die
gegen den alten Neckar liegende xorta xrasboria und die
nach Westen gelegene porta äseumunu sollen einfache,
die xorta äsxtra und siuistra aber Doppelthore gewesen
sein. Die Funde waren äußerst dürftig. In der Nähe
vermuthet man eine zum Castrum gehörige Villa; im
nahegelegenen Adelmaun'schen Garten wurden Ueberreste
eines mit Heizeinrichtung versehenen Hauses gefunden.
Besonders gut erhalten sind einige Theile des ebenfalls
ausgegrabenen Prätoriums. Das ganze Lager soll nach
der Aussage der Sachverständigen arg zerstört sein, und
man darf wohl kaum auf größere Funve hoffen.
Heilbronn, Württ. (Die Ausgrabungen) bei dem
in der Nähe von Bückingen aufgedeckten römischen Kastell
haben etwa 80 w von diesem entfernt ein Militärbad
ergeben, von dem einzelne Theile — namentlich Hypo-
kausten — noch recht gut erhalten sind. Dieselben weisen
in ihrer Konstruktion auf eine ziemlich frühe Periode
bin. Das Frigidarium ist sehr gut erhalten, und der
Auslaufkanal konnte auf eine Entfernung von 8 m
gegen den Neckar hin verfolgt werden. Die Funde sind
im Militärbad geringfügig gewesen. Töpfer- und
Legionsstempel, sowie eine Broncemünze mit dem Bilde
des Kaisers Vespasian find so ziemlich alles; von Be-
deutung ist für das Kastell und die Limesforschung ein
aufgefundener Kohortenstempel. Prof. Haffner aus Trier
und Prof. Zangemeister aus Heidelberg haben die Aus-
grabungen besichtigt.
Kirchheim u. T., Württ. (Ausgrabungen.) Bei
den Grabarbeiten für die Wasserleitung ist man mehr-
fach aus die Reste der alten Stadtmauer und auf einige
unterirdische Gänge gestoßen. Letztere dürften früher
mit dem Kloster in Zusammenhang gestanden sein; jetzt
ind sie nicht mehr zugänglich.
Wendlingen, Württ. (Zwei Gräber.) In der
hiesigen Kirche wurden bei Gelegenheit einer Fußboden-
reparatur in Anwesenheit und unter der Leitung des
Präsidenten der Zentralstelle für die Landwirlhschaft,
Frhrn. v. Ow, zwei Gräber aufgedeckt. An den Grab-
deckeln aus weißem Sandstein ist ersichtlich, daß das
eine Grab das eines Adeligen, das Andere das des
Geistlichen Rudolph Wesselyn ist, der 1505 hier beige-
etzt wurde.
Wimpfen, Hessen. (Ausgrabungen.) Seit einiger
Zeit finden zwischen Wimpfen im Thal und der Eisen-
bahnbrücke, rechts von der Staatsstraße, unter Leitung
von Prof. Dr. Schumacher, Mitglied der Rcichs-Limes-
kommisston, neuerdings Grabungen zur Ermittlung der
Ausdehnung des römischen Kastells statt. Im vorigen
Herbst war es Dc. Schumacher gelungen, in dem be-
treffenden Gelände die nördliche, nach dem Neckar ge-
richtete Seite der Umfassungsmauer des Kastells zu
Inden, wodurch ein bestimmter Anhaltspunkt zu wertereu
Forschungen geboten war. Nunmehr ist an mehreren
Stellen auch die östliche Umfassungsmauer freigelegt
worden. Dabei hat man mehrere große, gewölbte Sand-
teine gefunden, die oben mit keilförmigen Vertiefungen
versehen sind. Es sind dies zweifellos Theile der
Mauerbekrönung (Zinnendeckel). In die Vertiefungen
waren Pfähle eingelassen, um das Uebersteigen der
Mauer besonders zu erschweren. Des weiteren sind Mün-
zen und Ziegelstücke römischen Ursprungs gefunden
worden. Nach dem Ergebniß der bisherigen Arbeiten
läßt sich die Ausdehnung des Kastells schon jetzt an-
nähernd bestimmen. Die Grabungen werden, sofern es
die Witterungsverhältnisse gestatten, noch einige Zeit
fortgesetzt.
Ellern, Rheinprovinz. (Ein Münzfund) ist dieser
Tage von einem Arbeiter in dem Hunsrückdorfe Ellern
gemacht worden. Von den 20 Silbermünzen tragen 9
das Bildniß Philipp's II. von Spanien und stammen
aus dem 16. Jahrhundert, 2 das Bild König Jacob
Stuart's von Großbritannien, 6 auf der Vorderseite
den Namen Henricus, auf der Rückseite die französische
Lilie.
Genzhagen, Brandenburg. (Ein interessanter
Fund.) Ein im höchsten Grade interessanter Fund wurde
in der Dorfkirche zu Genzhagen bei Großbeeren (Kreis
Teltow) gemacht. Das Gut gehört dem Oberst Herrn
von Eberstein, der zugleich Kirchenpatron ist und augen-
blicklich an der Kirche größere Renovationsarbeiten aus-
führen läßt. Das Gotteshaus ist eines der ältesten
noch jetzt benutzten in der Mark Brandenburg, es stammt
nämlich aus dem Anfang des fünfzehnten Jahrhunderts.
Der Oberbau ist bereits mehrmals erneuert worden,
der Unterbau jedoch ist in der ursprünglichen Verfassung
bisher verblieben. Bei der nunmehr nothwendig ge-
wordenen Erneuerung des Fußbodens stieß man unlängst
direkt unter dem Altar auf eine Stelle, die bei der Be-
rührung durch den Hammer ganz hohl klang, und als
man dort eine Oeffnung machte, zeigte sich der Zugang
zu einem 5 m hohen und etwa 30 m langen Gewölbe,
welches, durch Säulen getragen und mit schweren Gra-
nitplatten verkleidet, sich unter das ganze Kirchenschiff
erstreckt. Als die Arbeiter die erste Scheu überwunden
hatten und unter Führung des herbeigerufenen Meiers
des Gutes, Namens Richter, das Gewölbe betraten,
fanden sie dort eine Anzahl großer eiserner Kasten, so-
wie das ganze umfangreiche Werk einer alten Thurm-
uhr mit Glockenspiel. Man fand ein Werk, das dem
in der Berliner Parochialkirche ganz gleichartig ist, nur
daß in dem Glockenspiel der Parochialkirche 37 Glocken
tönen und hier nur 27 Glocken verwendet sind; das
übrige aber, Keulen, Hämmer und Claviaturwalze, sind
völlig übereinstimmend. Als man den Fund an's Licht
gebracht hatte, wurde ermittelt, daß die größte der 27
Glocken die Gravirung „Jacobi 1705—1708" trug, das
ist der Name des niederländischen Meisters, der auch
das Glockenspiel in der Parochialkirche geschaffen hat,
und daraus ergibt sich die Erklärung für die Uederein-
stimmung. — Oberst von Eberstein hat den Hofuhrmacher
Felfing ersucht, das alte Glockenspiel zu untersuchen.
Falls es noch als brauchbar sich Herausstellen sollte,
wird der Thurm der Genzhagener Kirche für seine Auf-
nahme ausgebaut werden, falls es aber nicht mehr
reparaturfähig ist, soll die Verfügung darüber dem Mär-
kischen Provinzialmuseum überlassen bleiben. UebrigeuS
besitzt die Kirche in Genzhagen eine Thurmuhr, die im
Jahr 1688 verfertigt und also eine der ältesten Thurm-
uhren ist.
Wittstock, Brandenburg. (Münzfund.) Klingende
Schätze aus den Freiheitskriegen wurden bei dem Dorfe
Wittstock in der Nähe von Trebbin gehoben. Beim
Pflügen stieß man auf einen großen Feldstein. Nach
dessen Wegräumung fand man unter einem Bohlenbe-
läge eine umfangreiche Grube, in der eine große eiserne
Kiste stand. Ihr Inneres barg zwei Beutel mit fran-
zösischen Gold- und Silbermünzen, sowie eine Menge
zerbrochener französischer Waffen. Auch Theile einer
Kanonenlafette befanden sich in der Kiste.
Diese Gegenstände, welche durch den Gutsherrn dem
Märkischen Museum übergeben werden, stammen, wie
man bestimmt annehmen darf, aus der Schlacht bei
Großbeeren, wo am 23. August 1813 die Franzosen
durch die Preußen und Russen geschlagen wurden.
Aus Nordschleswig. (Wikingerboot. Hünen-
gräber.) Beim Fischen in den Seen bei Wittstedt fand
der Pastor Kühl Reste eines Wikingerboots. Andere
Ueberreste sind vor Kurzem gefunden und dem Thier-
arzt Schmidt-Hadersleben zugestellt worden. Dieser
Fund scheint darauf zu deuten, daß ein Meeresarm sich
in alten Zeiten nach dem Kirchspiel Wittstedt erstreckt
hat und daß dieser Ort ein wichtiger Platz für die
Völker des Alterthums gewesen ist. Das Kirchspiel hat
eine große Anzahl Hünengräber, von denen einige bloß-
gelegt sind.
Aus Griechenland. (Ausgrabungen.) Sogleich
nach der Rückkehr des Prof. Dr. Dörpfeld haben die
Ausgrabungen in Athen nördlich vom Areopag begonnen,
und zwar auf dem Grundstück des jetzigen Bürgermeisters
Kaliphronas, der bereitwillig die Erlaubniß dazu ge-
geben hat. Die Ausgrabungen haben, wie Prof. Dör-
pfeld mitiheilte, den Zweck, die Lage der alten Agora
genauer zu bestimmen, die sich vom Theseion längs der
Nordseite des Areopag hinzog. Die Ausgrabungen ha-
ben bis jetzt nur alte Gräber etwa aus dem siebenten
Jahrhundert v. Chr. zu Tage gefördert, bei denen man
Grab vasen gefunden hat, ähnlich den in der Gräber-
straße am Dipylon gefundenen. Gleichzeitig setzt man.
Ausgrabungen auf der Südseite der Akropolis fort,
um den Lauf der Wasserleitung weiter zu verfolgen.
Auch die griechische Gesellschaft gräbt in Aetolien unter
Leitung des Herrn Sotiriadis weiter. Das französische
Institut wird erst nach Neujahr, wenn das neue Bud-
get in der französischen Kammer berathen und genehmigt
ist, die Ausgrabungen in Delphi fortsetzen; die Arbeiten
am Parthenon sind wieder ausgenommen.
Auktionen, Verkäufe.
Wien. (Kunst-Auktion Goll. Forts.) Nr. 21 und
22, Jannek, Bacchus, fl. 330. — Nr. 23, Kamphuysen,
Landschaft, fl. 736. — Nr. 24, van Kessel,
Die allegorische Figur der Erdkunde, fl. 96.
A — Nr. 25, Kierings, Italienische Gebirgs-
landschaft, fl. 105. — Nr. 26, Maes, Fa-
milienporträt, fl. 265. — Nr. 27, Martinez,
Spanischer Feldherr, fl. 74. — Nr. 28,
Meusnier, Säulenhalle eines Palastes, fl.
52. — Nr. 29, Molenaer, Landschaft, fl. 84. — Nr. 30,
Mommers, Italienische Landschaft, fl. 173. — Nr. 31,
Nieulandt, die eherne Schlange, fl. 410. — Nr. 32.
Stevarts, die Rückkehr von der Jagd, fl. 551. — Nr,
33, Pynaker, Italienische Landschaft, fl. 220. — Nr. 34,.
Pynaker, Italienische Landschaft, fl. 44. — Nr. 35 und
36, Querfurt, Feldlager und Abzug aus dem Lager,
fl. 630. — Nr. 37, Rombouts, Familienporträt, in der
Art des Ganz. Cocques, fl. 275. — Nr. 38, Rombouts,
Gruppe von Männern, fl. 275. — Nr. 39, Romeyn,.
Italienische Landschaft, fl. 246. — Nr. 40, Roos, Land-
schaft, fl. 44. (Forts, folgt.)
Kurze Notizen.
Die verpfändete» Ehrenpreise des Dichter-
königs Zorilla. Der Gemeinderath von Granada hat
nunmehr, wie aus Madrid gemeldet wird, eine
Summe von 20,000 Peseten (16,000 Mark) bewilligt,
um die in Madrid von der Wittwe des gekrönten Dich-
ters verpfändeten Ehrenpreise ihres Gatten einzulösen
und für das Alhambra-Museum in Granada zu erwer-
Berichte aus Vereinen.
Plochingen, Württ. (Schwab. Höhlenverein.)
Unter dem Vorsitz des Pfarrers Gußmann von Guten-
berg hielt vor Kurzem der Schwäbische
Höhlenverein hier seine Jahresversamm-
lung. Der Verein hat sich die Erschließ-
ung und Erforschung von Höhlen unserer
schwäbischen Alb zur Aufgabe gemacht.
Seine Untersuchungen erstrecken sich haup-
sächlich auf die Fauna der Höhlen, doch
läßt der Verein auch oberirdische Grabungen vornehmen.
Die Funde des Vereins füllen in Gutenberg ein kleines,
aber interessantes Museum. Das Hauptergebniß der
neulichen Verhandlungen bildete eine Vereinbarung des
Höhlenvercins mit der Regierung dahingehend, daß es
dem Verein gestattet sein soll, auch auf staatlichem
Grund und Boden Grabungen vornehmen lassen zu
dürfen, falls er das dabei gefundene Material zu wissen-
schaftlicher Untersuchung an das Naturalienkabinett in
Stuttgart abliefert; das Belegmaterial für die Ergeb-
nisse dieser Untersuchungen soll diesem Staatsinstitut
verbleiben, während das Gros der Funde an den Höhlen-
verein zurückgeht, um nach Bedürfniß dem Vereins-
museum in Gutenberg einverleibt zu werden. Für das
kommende Jahr ist die Erforschung des Sibyllenlochs
an der Teck in Aussicht genommen.
Bibliotheken, Sammln«gen,
Museen, Ausstellungen.
Karlsruhe, Baden. (Archivalische Ausstellung.)
Man schreibt uns aus Karlsruhe: Um eine hervor-
ragende Sehenswürdigkeit ist die badische
Residenz bereichert worden, auf die auch
in weiteren Kreisen hingewiesen werden
soll. Die durch die Schaffung einer
öffentlichen permanenten Ausstellung
künstlerisch und historisch hochinteressanter
Archivalien bewiesene Liberalität der ba-
dischen Archivverwaltung verdient um so mehr hervor-
gehoben zu werden, als noch immer auf dem Gebiet
des Archivwesens in einigen Ländern bedauerliche Be-
schränkung und Engherzigkeit obwaltet. In einem ei-
gens dasür eingerichteten Raum des Großh. General-
landesarchivs bietet die Ausstellung eine verständnißvoll
getroffene Auswahl aus den reichen Schätzen der Ur-
kunden, Pergamentbäude, Stammbäume, Kartenwerke,
Bilder und Siegel des Archivs. In vier Vitrinen,
zwei Schränken, wie an den Wandflächen ist die Samm-
lung übersichtlich angebracht und geschmackvoll arrangirt.
Von den Urkunden feien hier nur die wichtigsten her-
vorgehoben: ein Schenkungsbrief Kaiser Ludwig's des
Frommen für das Kloster Reichenau 816, die älteste,
unbestritten ächte Urkunde, die das Generallandesarchiv
verwahrt, ferner das berühmte Dokument Kaiser Fried-
rich's Barbarossa von 1155 mit doppelseitiger Goldbulle
(Bestätigung der Güter und Rechte des Bisthums Kon-
stanz mit genauer Angabe der Ausdehnung der Diözese),
eine Urkunde Friedrich's II., die er als König von Si-
zilien 1210 für das Kloster Thennenbach ausgestellt,
mit sehr seltenem Siegel in einer Kapsel aus Oliven-
holz , Urkunden des deutschen Königs Alfons von Ka-
stilien und des jungen Konradin; verschiedene andere,
auf die badische und oberrheinische Geschichte bezügliche
höchst interessante Dokumente, darunter eine für den
Markgrafen Christoph II. von Baden-Baden erlassene
englische Königsurkunde mit eigenhändigem Namenszug
der Königin Elisabeth von 1565 und eine andere Ur-
kunde Karl's I. von England mit prächtigem Reiter-
siegel. Lebhaftes Interesse beanspruchen auch die meist
mit pomphafter Pracht ausgestatteten modernen Staats-
verträge aus der Zeit Napoleon's I. und der Befrei-
ungskriege, sowie namentlich die in schlichter Einfachheit
sich rcpräsentirende, inhaltlich aber um so bedeutsamere
Ratifikationsurkunde des Versailler Vertrages zwischen
dem Norddeutschen Bunde und Baden mit Hessen. Auch
die päpstliche Kanzlei ist durch einige typische Beispiele
von Bullen und Breven gut vertreten. Von den kost-
baren Anniversarien Konstanz und Basel, die beide
am Anfang des 14 Jahrhunderts angelegt wurden,
der Öoäsx minor Lxireusis und die Urbare der Klöster
Thennenbach und Günthersthal, ferner die Statuten
der Kathedralkirche zu Konstanz vom Jahre 1576. Pracht-
werke von unschätzbarem künstlerischen und historischen
Werth sind die beiden Lehenbücher der pfälzischen Kur-
fürsten Friedrich's I. des Siegreichen und Ludwig's V.
Kulturge schichtliches Interesse bietet das illustrirte Stamm-
buch des Jngoldstädter Studenten Christof Frey von
Radolfzell aus den Jahren 1577—79. Wichtig für
kriegsgeschichtliche Forschungen sind die zahlreichen
Festungspläne, Lageransichten u. dgl., ganz besonders
aber die Tagebücher und Aufzeichnungen des krieger-
ischen Markgrafen Ludwig Wilhelm von Baden, des
gefeierten „Türkenlouis", aus dessen Nachlaß auch ein
aufgefangener türkischer Originalbrief aufbewahrt wird.
Eine Reihe von originellen Stammbäumen, Wappen-
briefen , Siegelabdrücken und Prägstöcken, von Städte-
bildern und Darstellungen historischer Anekdoten vervoll-
ständigen die werthvolle Sammlung, die kein Freund
der Geschichte und Kunst bei einem Besuch der badischen
Hauptstadt unbeachtet lassen sollte.
Technische Notizen.
Postsendungen. Vielfach ist die irrige Ansicht
verbreitet, daß Postsendungen mit dem Vermerk „Durch
Eilboten zu bestellen" oder „Durch besondere Boten zu
bestellen" nicht allein bei der Bestellung am Bestimmungs-
orte, sondern auch während der Beförderung einen Vor-
rang vor den anderen Sendungen genießen, daß also z.
B. durch Eilboten zu bestellende Packete unter Umständen
auch mit Schnellzügen, die sonst nur den Briefverkehr
vermitteln, befördert würden. Der Vermerk erstreckt sich,
nach einer Mittheilung der Oberpostdirektion im Reichs-
anzeiger, jedoch lediglich auf die Bestellung der Send-
ungen; also wird ein durch besonderen Boten zu be-
stellendes Packet („Eilpacket") bis zum Bestimmungsort
mit den gewöhnlichen Packetzügen befördert. Eine be-
schleunigte Uebermittelung findet nur statt hinsichtlich
der als dringend aufgelieferten Packetsendungen, und
zwar gegen eine besondere Gebühr von 1 Mark für das
Ausgrabungen, Entdeckungen,
Funde.
(Nachdruck nur mit Genehmigung der Redaktion gestattet. SSmmt»
liehe Fund-Nachrichten stammen ausnahmslos au» der neuesten Zeit.
Einsendungen stets erwünscht. Bei Zeitungsausschnitten ist »u be-
merken, au« welchem Blatte sie stammen.)
Bitte!
Vielsach finden sich in Lokal- und anderen Blättern Mittheilungen
über Ausgrabungen, Entdeckungen und Funde, welche in solchen
Zeitungen wenig beachtet werden und bedauerlicher Weise bald der
Vergessenheit anheimsallen. Wir bitten daher die Freunde unseres
Blatte« um die Zusendung solcher Notizen per Streisband (Porto
s A), damit dieselben sür di« Wissenschaft nutzbar gemacht werden
können.
Der Herausgeber «ine» Blatte« in Amerika
wendet fich mit den Worten an da» Publikum:
„Wenn Sie irgend etwa» wissen, was zu wissen
interessant ist, und was wir eigentlich wissen soll,
ten, und von dem Sie wissen, daß wir e» nicht
wissen — bitte, lasten Sie es uni wissen!- —
Da» gilt auch sür unsere geneigten Leser.
Heilronn, Württ. (Römerfunde.) Die vom
Streckenkommissär der Reichslimeskommission auf den
Stein- und Sumpfäckern der Markung Bückingen in
letzter Zeit geleiteten Ausgrabungen haben ein zur so-
genannten Neckar-Mümling-Linie der römisch-germani-
schen Grenze gehöriges Castrum zu Tage gefördert. Wenn
die Mauerreste theilweise auch nur schwach zu verfolgen
sind, so sind doch die vier Thore des 130 m breiten
und ca. 140 m tiefen Rechtecks genau zu erkennen. Die
gegen den alten Neckar liegende xorta xrasboria und die
nach Westen gelegene porta äseumunu sollen einfache,
die xorta äsxtra und siuistra aber Doppelthore gewesen
sein. Die Funde waren äußerst dürftig. In der Nähe
vermuthet man eine zum Castrum gehörige Villa; im
nahegelegenen Adelmaun'schen Garten wurden Ueberreste
eines mit Heizeinrichtung versehenen Hauses gefunden.
Besonders gut erhalten sind einige Theile des ebenfalls
ausgegrabenen Prätoriums. Das ganze Lager soll nach
der Aussage der Sachverständigen arg zerstört sein, und
man darf wohl kaum auf größere Funve hoffen.
Heilbronn, Württ. (Die Ausgrabungen) bei dem
in der Nähe von Bückingen aufgedeckten römischen Kastell
haben etwa 80 w von diesem entfernt ein Militärbad
ergeben, von dem einzelne Theile — namentlich Hypo-
kausten — noch recht gut erhalten sind. Dieselben weisen
in ihrer Konstruktion auf eine ziemlich frühe Periode
bin. Das Frigidarium ist sehr gut erhalten, und der
Auslaufkanal konnte auf eine Entfernung von 8 m
gegen den Neckar hin verfolgt werden. Die Funde sind
im Militärbad geringfügig gewesen. Töpfer- und
Legionsstempel, sowie eine Broncemünze mit dem Bilde
des Kaisers Vespasian find so ziemlich alles; von Be-
deutung ist für das Kastell und die Limesforschung ein
aufgefundener Kohortenstempel. Prof. Haffner aus Trier
und Prof. Zangemeister aus Heidelberg haben die Aus-
grabungen besichtigt.
Kirchheim u. T., Württ. (Ausgrabungen.) Bei
den Grabarbeiten für die Wasserleitung ist man mehr-
fach aus die Reste der alten Stadtmauer und auf einige
unterirdische Gänge gestoßen. Letztere dürften früher
mit dem Kloster in Zusammenhang gestanden sein; jetzt
ind sie nicht mehr zugänglich.
Wendlingen, Württ. (Zwei Gräber.) In der
hiesigen Kirche wurden bei Gelegenheit einer Fußboden-
reparatur in Anwesenheit und unter der Leitung des
Präsidenten der Zentralstelle für die Landwirlhschaft,
Frhrn. v. Ow, zwei Gräber aufgedeckt. An den Grab-
deckeln aus weißem Sandstein ist ersichtlich, daß das
eine Grab das eines Adeligen, das Andere das des
Geistlichen Rudolph Wesselyn ist, der 1505 hier beige-
etzt wurde.
Wimpfen, Hessen. (Ausgrabungen.) Seit einiger
Zeit finden zwischen Wimpfen im Thal und der Eisen-
bahnbrücke, rechts von der Staatsstraße, unter Leitung
von Prof. Dr. Schumacher, Mitglied der Rcichs-Limes-
kommisston, neuerdings Grabungen zur Ermittlung der
Ausdehnung des römischen Kastells statt. Im vorigen
Herbst war es Dc. Schumacher gelungen, in dem be-
treffenden Gelände die nördliche, nach dem Neckar ge-
richtete Seite der Umfassungsmauer des Kastells zu
Inden, wodurch ein bestimmter Anhaltspunkt zu wertereu
Forschungen geboten war. Nunmehr ist an mehreren
Stellen auch die östliche Umfassungsmauer freigelegt
worden. Dabei hat man mehrere große, gewölbte Sand-
teine gefunden, die oben mit keilförmigen Vertiefungen
versehen sind. Es sind dies zweifellos Theile der
Mauerbekrönung (Zinnendeckel). In die Vertiefungen
waren Pfähle eingelassen, um das Uebersteigen der
Mauer besonders zu erschweren. Des weiteren sind Mün-
zen und Ziegelstücke römischen Ursprungs gefunden
worden. Nach dem Ergebniß der bisherigen Arbeiten
läßt sich die Ausdehnung des Kastells schon jetzt an-
nähernd bestimmen. Die Grabungen werden, sofern es
die Witterungsverhältnisse gestatten, noch einige Zeit
fortgesetzt.
Ellern, Rheinprovinz. (Ein Münzfund) ist dieser
Tage von einem Arbeiter in dem Hunsrückdorfe Ellern
gemacht worden. Von den 20 Silbermünzen tragen 9
das Bildniß Philipp's II. von Spanien und stammen
aus dem 16. Jahrhundert, 2 das Bild König Jacob
Stuart's von Großbritannien, 6 auf der Vorderseite
den Namen Henricus, auf der Rückseite die französische
Lilie.
Genzhagen, Brandenburg. (Ein interessanter
Fund.) Ein im höchsten Grade interessanter Fund wurde
in der Dorfkirche zu Genzhagen bei Großbeeren (Kreis
Teltow) gemacht. Das Gut gehört dem Oberst Herrn
von Eberstein, der zugleich Kirchenpatron ist und augen-
blicklich an der Kirche größere Renovationsarbeiten aus-
führen läßt. Das Gotteshaus ist eines der ältesten
noch jetzt benutzten in der Mark Brandenburg, es stammt
nämlich aus dem Anfang des fünfzehnten Jahrhunderts.
Der Oberbau ist bereits mehrmals erneuert worden,
der Unterbau jedoch ist in der ursprünglichen Verfassung
bisher verblieben. Bei der nunmehr nothwendig ge-
wordenen Erneuerung des Fußbodens stieß man unlängst
direkt unter dem Altar auf eine Stelle, die bei der Be-
rührung durch den Hammer ganz hohl klang, und als
man dort eine Oeffnung machte, zeigte sich der Zugang
zu einem 5 m hohen und etwa 30 m langen Gewölbe,
welches, durch Säulen getragen und mit schweren Gra-
nitplatten verkleidet, sich unter das ganze Kirchenschiff
erstreckt. Als die Arbeiter die erste Scheu überwunden
hatten und unter Führung des herbeigerufenen Meiers
des Gutes, Namens Richter, das Gewölbe betraten,
fanden sie dort eine Anzahl großer eiserner Kasten, so-
wie das ganze umfangreiche Werk einer alten Thurm-
uhr mit Glockenspiel. Man fand ein Werk, das dem
in der Berliner Parochialkirche ganz gleichartig ist, nur
daß in dem Glockenspiel der Parochialkirche 37 Glocken
tönen und hier nur 27 Glocken verwendet sind; das
übrige aber, Keulen, Hämmer und Claviaturwalze, sind
völlig übereinstimmend. Als man den Fund an's Licht
gebracht hatte, wurde ermittelt, daß die größte der 27
Glocken die Gravirung „Jacobi 1705—1708" trug, das
ist der Name des niederländischen Meisters, der auch
das Glockenspiel in der Parochialkirche geschaffen hat,
und daraus ergibt sich die Erklärung für die Uederein-
stimmung. — Oberst von Eberstein hat den Hofuhrmacher
Felfing ersucht, das alte Glockenspiel zu untersuchen.
Falls es noch als brauchbar sich Herausstellen sollte,
wird der Thurm der Genzhagener Kirche für seine Auf-
nahme ausgebaut werden, falls es aber nicht mehr
reparaturfähig ist, soll die Verfügung darüber dem Mär-
kischen Provinzialmuseum überlassen bleiben. UebrigeuS
besitzt die Kirche in Genzhagen eine Thurmuhr, die im
Jahr 1688 verfertigt und also eine der ältesten Thurm-
uhren ist.
Wittstock, Brandenburg. (Münzfund.) Klingende
Schätze aus den Freiheitskriegen wurden bei dem Dorfe
Wittstock in der Nähe von Trebbin gehoben. Beim
Pflügen stieß man auf einen großen Feldstein. Nach
dessen Wegräumung fand man unter einem Bohlenbe-
läge eine umfangreiche Grube, in der eine große eiserne
Kiste stand. Ihr Inneres barg zwei Beutel mit fran-
zösischen Gold- und Silbermünzen, sowie eine Menge
zerbrochener französischer Waffen. Auch Theile einer
Kanonenlafette befanden sich in der Kiste.
Diese Gegenstände, welche durch den Gutsherrn dem
Märkischen Museum übergeben werden, stammen, wie
man bestimmt annehmen darf, aus der Schlacht bei
Großbeeren, wo am 23. August 1813 die Franzosen
durch die Preußen und Russen geschlagen wurden.
Aus Nordschleswig. (Wikingerboot. Hünen-
gräber.) Beim Fischen in den Seen bei Wittstedt fand
der Pastor Kühl Reste eines Wikingerboots. Andere
Ueberreste sind vor Kurzem gefunden und dem Thier-
arzt Schmidt-Hadersleben zugestellt worden. Dieser
Fund scheint darauf zu deuten, daß ein Meeresarm sich
in alten Zeiten nach dem Kirchspiel Wittstedt erstreckt
hat und daß dieser Ort ein wichtiger Platz für die
Völker des Alterthums gewesen ist. Das Kirchspiel hat
eine große Anzahl Hünengräber, von denen einige bloß-
gelegt sind.
Aus Griechenland. (Ausgrabungen.) Sogleich
nach der Rückkehr des Prof. Dr. Dörpfeld haben die
Ausgrabungen in Athen nördlich vom Areopag begonnen,
und zwar auf dem Grundstück des jetzigen Bürgermeisters
Kaliphronas, der bereitwillig die Erlaubniß dazu ge-
geben hat. Die Ausgrabungen haben, wie Prof. Dör-
pfeld mitiheilte, den Zweck, die Lage der alten Agora
genauer zu bestimmen, die sich vom Theseion längs der
Nordseite des Areopag hinzog. Die Ausgrabungen ha-
ben bis jetzt nur alte Gräber etwa aus dem siebenten
Jahrhundert v. Chr. zu Tage gefördert, bei denen man
Grab vasen gefunden hat, ähnlich den in der Gräber-
straße am Dipylon gefundenen. Gleichzeitig setzt man.
Ausgrabungen auf der Südseite der Akropolis fort,
um den Lauf der Wasserleitung weiter zu verfolgen.
Auch die griechische Gesellschaft gräbt in Aetolien unter
Leitung des Herrn Sotiriadis weiter. Das französische
Institut wird erst nach Neujahr, wenn das neue Bud-
get in der französischen Kammer berathen und genehmigt
ist, die Ausgrabungen in Delphi fortsetzen; die Arbeiten
am Parthenon sind wieder ausgenommen.
Auktionen, Verkäufe.
Wien. (Kunst-Auktion Goll. Forts.) Nr. 21 und
22, Jannek, Bacchus, fl. 330. — Nr. 23, Kamphuysen,
Landschaft, fl. 736. — Nr. 24, van Kessel,
Die allegorische Figur der Erdkunde, fl. 96.
A — Nr. 25, Kierings, Italienische Gebirgs-
landschaft, fl. 105. — Nr. 26, Maes, Fa-
milienporträt, fl. 265. — Nr. 27, Martinez,
Spanischer Feldherr, fl. 74. — Nr. 28,
Meusnier, Säulenhalle eines Palastes, fl.
52. — Nr. 29, Molenaer, Landschaft, fl. 84. — Nr. 30,
Mommers, Italienische Landschaft, fl. 173. — Nr. 31,
Nieulandt, die eherne Schlange, fl. 410. — Nr. 32.
Stevarts, die Rückkehr von der Jagd, fl. 551. — Nr,
33, Pynaker, Italienische Landschaft, fl. 220. — Nr. 34,.
Pynaker, Italienische Landschaft, fl. 44. — Nr. 35 und
36, Querfurt, Feldlager und Abzug aus dem Lager,
fl. 630. — Nr. 37, Rombouts, Familienporträt, in der
Art des Ganz. Cocques, fl. 275. — Nr. 38, Rombouts,
Gruppe von Männern, fl. 275. — Nr. 39, Romeyn,.
Italienische Landschaft, fl. 246. — Nr. 40, Roos, Land-
schaft, fl. 44. (Forts, folgt.)
Kurze Notizen.
Die verpfändete» Ehrenpreise des Dichter-
königs Zorilla. Der Gemeinderath von Granada hat
nunmehr, wie aus Madrid gemeldet wird, eine
Summe von 20,000 Peseten (16,000 Mark) bewilligt,
um die in Madrid von der Wittwe des gekrönten Dich-
ters verpfändeten Ehrenpreise ihres Gatten einzulösen
und für das Alhambra-Museum in Granada zu erwer-