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Architektonische Rundschau: Skizzenblätter aus allen Gebieten der Baukunst — 22.1906

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Heft 2
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Zetzsche, Carl: Bilder von der Lütticher Weltausstellung 1905
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https://doi.org/10.11588/diglit.44851#0024

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1906

ARCHITEKTONISCHE RUNDSCHAU

Heft 2

Rumänischer Pavillon.


aufsteigenden
Mittelteil der
Ackerbauhalle
ist die Bekrö-
nung aus matt-
grünem Latten-
werk gebildet.
Ebenso sind die
Flächen der
Bretterwände
durch flaches
Lattenwerk und
gemaltes Orna-
ment gegliedert.
Die hölzernen

Gesimse sind farbig abgesetzt. Auch das Innere ist einfach
sachlich und zweckentsprechend wirksam ausgestattet. Die
Decke ist grau, das Holzwerk weiß gehalten, der untere Teil
der Wände ist mit grünem Leinenstoff (Rupfen) bespannt.
Alles ist dicht, aber immerhin übersichtlich, mit Ausstellungsgut
gefüllt, das durch den Glanz der Metallteile, durch den lebhaften
Anstrich der Maschinen u.s.w. in Verbindung mit bunten Fahnen
selbst schon eine lebhafte und befriedigende Feststimmung her-
vorruft, ohne daß man einer weitern Dekoration bedurfte.
Auf der Seite von Fragnee beherrscht die Brücke rechts
die malerische Gruppe der Arenes Liegeoises, die in dieser
Lage doppelt wirkungsvolle Nachbildung eines trotzigen Ar-
dennenschlosses, ein anziehendes Gegenstück zu der jenseits
belegenen freien Nachbildung des Alten Lüttich. Das Innere
bildet ein Ausstellungstheater für 3500 Personen. Links von
der Brücke erhebt sich das schlanke Eisengerüst eines Bohr-
turmes der Deutschen Tiefbohr-Aktien-Gesellschaft in Nord-
hausen a. H. Die hier von Hasse & Soubre erbaute große
belgische Gartenbauhal le ist im Äußern ein Nutzbau ohne
architektonische Bedeutung.
Den interessantesten Teil der Ausstellungsarchitektur bilden
die Bauten im Pare d’Acclimatation.

Palast der alten Kunst. Architekten: Hasse & Soubre.


Für die Stadt Lüttich hat dort der Stadtbaumeister
Lousberg einen stattlichen Bau im alten Mosanstil errichtet,
der die Ausstellung der Stadtverwaltung enthält. Daneben er-
hebt sich der Palast der alten Lütticher Kunst, dessen
Äußeres eine auf den ersten Blick vielleicht etwas gewaltsam
erscheinende, aber nicht nur in Einzelheiten fesselnde Zusammen-
stellung alter Lütticher Motive aus verschiedenen Jahrhunderten
zeigt: in der Mitte, reich mit bunten Wappenschildern ge-
schmückt, Teile vom alten Rathaus aus dem Ende des 15. Jahr-
hunderts, rechts ein Wohnhaus im Renaissancestil, links ein
Wohnhaus aus dem 13. Jahrhundert. Für die rechte Seiten-
front haben die Architekten (Hasse & Soubre) Turm und Portal
der alten Laurentiuskaserne, für die linke Teile des Schlosses
zu Seraing aus der Zeit Ludwigs XIV. als Vorbilder benutzt.
Das Gebäude enthält in einem großen _ Mittelsaal von 13,7
zu 29 m Fläche mit umlaufender Galerie'und in sechs Seiten-
sälen eine prachtvolle Sammlung von Werken der kirchlichen
und Profankunst des alten Bistums, gotische Schnitzereien und
Messinggeräte, Arbeiten aus Edelmetall, Alt-Lütticher Gläser,


Haus der Stadt Lüttich. Architekt: Stadtbaumeister Lousberg.
prächtige Barock- und Rokokomöbel, eine stattliche Reihe
Porträts von Lütticher Bischöfen und Bürgern, Gobelins, seltene
Tongeschirre aus den Ardennen u.s.w., eine herrliche Auslese
altehrwürdiger Kunstschätze, ein beredtes Zeugnis der hohen
Bedeutung Lüttichs in vergangenen Jahrhunderten.
Das Palais de lafemme gegenüber, bestehend aus zwei
schmucken, durch eine offene Säulenhalle verbundenen Pavillons
im französischen Stil, enthält eine vielbewunderte Sammlung
kostbarer belgischer Spitzen und andrer kunstvoller weiblicher
Handarbeiten aus alter und neuer Zeit, deren Herstellung durch
Frauen und Mädchen vorgeführt wird.
Etwa in der Mitte des Parks, auf einer kleinen Erhöhung,
steht mit dem Rücken am Ableitungskanal der Ourthe das von
Hasse & Soubre erbaute Palais der schönen Künste, das
als ständiger Ausstellungs- und Festsaalbau der Stadt Lüttich
erhalten bleibt. Für das Äußere hat Klein-Trianon als Vorbild
gedient. Die bebaute Fläche beträgt 2500 qm. An die vor-
springende Rotunde schließt sich ein großer Skulpturensaal an,
der durch die ganze Gebäudetiefe reicht. Die Wände zwischen
den seitlichen Sälen sind beweglich, 'so daß je nach Bedarf
eine Reihe von mäßig bemessenen Räumen, wie gegenwärtig,

Palais der schönen Künste. Architekten: Hasse & Sonbie.


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