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Architektonische Rundschau: Skizzenblätter aus allen Gebieten der Baukunst — 27.1911

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Heft 2
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Vom 11. Tage für Denkmalpflege in Danzig 1910
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https://doi.org/10.11588/diglit.35084#0025

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1911, 2.

ARCHITEKTONISCHE RUNDSCHAU

Seite 15.


Prof, von Lange berichtete über die mit Lichtbildervorführungen
und wöchentlichen Besichtigungen verbundenen Vorlesungen über Denkmal-
pflege an der Tübinger Universität, die besonders von Theologen, weniger
von Juristen besucht werden. Hofrat Prof. Dr. Neuwirth schilderte die Er-
gebnisse gleicher Veranstaltungen an den Wiener Hochschulen für Juristen,
Theologen und auch für Philologen als künftige Mittelschullehrer; Min.Rat Ritter
von Foerster-Streffleur die seit 1908 eingerichteten Kurse für Theo-
logen (mit Führungen zu Denkmälern und in Künstlerateliers) in Wien,
Triest, Krakau und Olmütz, Provinzialkonservator Prof. Dr. Haupt-Preetz
die Erfolge der Vorträge für Geistliche in Schleswig-Holstein.
Im Anschluß daran behandelte Geh. Baurat Prof. Walbe-Darmstadt
die Mitwirkung der Geistlichkeit bei der Denkmalpflege.
Die verständnisvolle Mitwirkung der Geistlichen ist von hoher Bedeutung,
da in deren Besitz die meisten und wertvollsten Denkmäler sich befinden
und sie zugleich einen großen Teil der Bevölkerung zweckentsprechend
beeinflussen können. Dem Geistlichen soll die Aufsicht über Ordnung und
Reinlichkeit, über die dauernde Pflege der Kirche und ihres Inhalts obliegen.
Durch die an sich sehr zweckmäßige Anstellung eines Architekten oder
Handwerkers als „Pfleger“ soll dem Geistlichen die Verantwortung des Bau-
herrn nicht etwa vollständig abgenommen werden. Ihnen dafür das richtige
Verständnis zu vermitteln, sei das Seminar geeigneter als die Universität.
Wichtiger noch sind Belehrungen in den Kirchen selbst, denn es kann sich
nicht um eine regelrechte kunstwissenschaftliche
Ausbildung handeln, sondern nur um ein Hin¬
weisen auf den künstlerischen, den gediegen-
handwerklichen, den volkskundlichen und land¬
schaftlichen Wert der Kirche, also ihren gesamten
Denkmals- und Stimmungswert.

bodenständigen und bewährten Stoffe zu bevorzugen, zumal
wenn die Ersatzstoffe weder in Dauerhaftigkeit und Unterhaltung,
noch in ihrer Wetterbeständigkeit jenen gleichkommen.
Putzbau oder Ziegelbau ist zu bevorzugen, je nachdem
der eine oder andere bodenständig, billiger und praktischer ist.
Es ist zu empfehlen, Vollsteine statt Verblendern zu verwenden,
die Ziegeltechnik unter Betonung der künstlerischen Wirkung
weiterzuentwickeln und die Terrakottatechnik neu zu beleben.
Dadurch wird weder eine freie Entwicklung zeitgemäßen bau-
künstlerischen Schaffens gehindert, noch werden berechtigte
Interessen der heimischen Ziegel- und Kalkindustrie geschädigt.
Daß die natürlichen Werksteine durch Kunststeine verdrängt
werden, liegt zum Teil an dem allgemeinen Rückgang der Bau-
tätigkeit. Man kann mit Zementbäustoffen schneller, billiger und
vielseitiger bauen. Wenn die Zement- und Kunststeinfabrikanten
die berechtigten künstlerischen Forderungen erfüllen und auf die
Oberflächen- und Farbwirkung ihrer Erzeugnisse größere Sorg-
falt verwenden, werden die Klagen über die Nüchternheit, Ein-

Baumaterialien und Heimatschutz.

Oberbaurat K. Schmidt-Dresden ver-
wahrte in seinem durch farbige Lichtbilder
unterstützten Abendvortrage den Heimat-
schutz gegen den neuerdings von großen
Industriegruppen gegen ihn erhobenen Vor-
wurf, er suche nur das Alte zu erhalten
und stelle sich den Forderungen der Gegen-
wart und der Einführung neuer Baustoffe
überhaupt entgegen. Der Heimatschutz
will nur in gesunder Weiterentwicklung
der bodenständigen Bauformen, die in
ihrer Verschiedenheit die Grundlage der
landschaftlichen Reize bilden, das Gesamt-
bild der Heimat in seiner Schönheit und
Eigenart erhalten. Gegen gewisse Baustoffe
wendet er sich nur dort, wo sie durch
Form oder Farbe dieses Bild verunstalten.
So wirkt vor allem der Ersatz der urdeut-
schen, dem Klima entsprechenden steilen
Ziegel- und Schieferdächer durch Zement-
platten und Pappdächer. Die neuen Dach-
steine haben keine neuen künstlerischen
Werte und auch keinerlei wirtschaftliche
Vorteile gebracht: nur das Verlangen, das
Absatzgebiet neuer Stoffe (Zement) zu ver-
größern oder Abfallstoffe anderer Industrien
(Gasteer) zu verwerten, war für die Ent-
stehung solcher neuer Dachstoffe maß-
gebend. Von einer Hebung des Wohl-
standes der ländlichen Bezirke durch die
Einführung der neuen Eindeckungsstoffe
kann nicht die Rede sein; wohl aber sind
viele Ziegeleien, Kalkwerke und Schiefer-
brüche in ländlichen Bezirken durch Absatz-
mangel zugrunde gegangen. Kein ein-
sichtiger Bausachverständiger wird sich der
Einführung wirklich praktischer und die
Baukosten verringernder Neuerungen ver-
schließen, aber verlangen muß man, daß
sie nur an geeigneten Stellen verwendet
werden und nicht dort, wo sie rücksichtslos
den harmonischen Zusammenklang eines
Landschafts- oder Ortsbildes stören. Es
ist aus praktischen und künstlerischen
Gründen auf die Oberflächen- und Farben-
wirkung der Bedachungsstoffe besonderer
Wert zu legen, deshalb sind alle natürlichen,

Wasserturm.
Wettbewerbentwurf.

Architekt: Regierungsbaumeister a. D. Carl Krahn
in Bremen.
 
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