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Architektonische Rundschau: Skizzenblätter aus allen Gebieten der Baukunst — 27.1911

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Heft 3
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Alte Haussprüche
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https://doi.org/10.11588/diglit.35084#0043

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1911, 3.

ARCHITEKTONISCHE RUNDSCHAU

Seite 33.

In der Einfahrt über einem in Stein
gemeißelten Totenkopf:
Was du gewesen, was du bist,
was du wirst sein, denk lieber Christ.
Dann über einer Pforte im Vorplatz:
Dies Haus ist mein, und doch nicht mein,
Der es vor mir besessen,
Der sagte auch, es wäre sein,
Und jetzt ist er vergessen.
Man trug ihn hin, ich nahm es ein.
Ein andrer kommt nach mir darein.
Wohl dem, der hier bei seiner Zeit
Des Lebens sich als Weiser freut.
Und endlich hängt in der Einfahrt ein
Stein, darauf steht:
Galgen, Rad und Rabenstein
Böser Buben Warnung sein.
Auch zur Warnung dir und mir
Dieser Donnerkeil hängt hier. (1627).
Unerschöpflich sind die Formen, in
denen der innige Anteil des Bauherrn am
Bau selbst und seine selbstsichere Freude
am gelungenen Werk gegenüber fremder
Kritik zum Ausdruck kommen:
Dein Haus ist schön, so dir’s gefällt,
Nach ihrem Urthel frag’ nicht lang die Welt.
Oder:
Was stehst du da und tust mich schelten,
Geh deine Straß’ und laß mich gelten!
Oder (am Hause Hohestraße 17 in
Rendsburg):
STA . APE . VNDE . GAPE
(Steh, Affe, und gaffe!).
Und: Jo lenger du hir steist,
jo spader du to hus geist.
Anno 1566. BR.
Oder:
Tadeln kann ein jeder Bauer,
Besser machen fällt ihm sauer,
Jeder baut nach seinem Sinn,
Keiner kommt und zahlt für ihn.
An einem Haus in Ellmendingen
steht auf einem Pfosten:
Ging das Bauen lustig zu,
Ei so würden viele bauen.


Wettbewerbentwurf für eine Markthalle in Stuttgart (II. Preis).
Innenansicht.

Architekten: Professor P. Bonatz und F. E. Schöler
in Stuttgart.

Und von ewiger Geltung ist der grimme
Stoßseufzer:
Bauen ist ne große Lust,
Aber hätt’ ich das gewußt,
Daß es so viel Thaler kust,
Hätt’ ich euch doch was gehust!
Wenig bekannt dürften auch die nachfolgen-
den Sprüchlein sein:

Von althessischen Bauernhäusern:
Frischer Mut, gesunder Leib,
Viel altes Geld, ein junges Weib,
Und Gottes Huld und Glück dabei,
Sag einer mir, was besser sei.

Ich habe Kreuz und Leiden
Das schreib’ ich hier mit Kreiden,

Wer kein Kreuz und Leiden hat,
Der wische meinen Reim hier ab.

Frömmigkeit laß gefallen dir
Viel mehr denn Gold, das glaub du mir,
Wenn Geld und Gut sich von dir scheidt,
So weich doch nie der Frömmigkeit.
 
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