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Architektonische Rundschau: Skizzenblätter aus allen Gebieten der Baukunst — 27.1911

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Heft 4
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Zetzsche, Carl: Die Dänische Ausstellung im Berliner Kunstgewerbe-Museum
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https://doi.org/10.11588/diglit.35084#0049

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1911, 4.

ARCHITEKTONISCHE RUNDSCHAU

Seite 39.

Provinzialarchiv in Kopenhagen. Architekt: Professor Martin Nyrop in Kopenhagen.


durchsetzt. Auch der französische Einfluß zeigt sich weit weniger
in der Nachahmung des Prunkes als in der großzügigen Anlage
der Schlösser und Parks und ganz besonders in der Verfeinerung
der vornehm-bürgerlichen Einrichtung.1)
Eine gewisse Abgeschlossenheit hat diese höhere Lebens-
kultur in den dänischen Familien auch während des 19. Jahr-


Zeichnung zu einer der holzge-
schnitzten Handwerkerfiguren im
Bürgertreppenhaus des Nyropschen
Rathauses.
Von Maler Harald Slott-Möller.

hunderts erhalten; sie ist nicht, wie bei
uns, durch plötzliche Industrialisierung
des Landes unterbrochen worden.
Wohl hat auch die dänische Kunst
eine Zeit des Niederganges und der
Stilnachahmung gehabt, aber als in
Kopenhagen eine bedeutendere Bau-
tätigkeit einsetzte, war die Unklar-
heit schon im wesentlichen über-
wunden.
Eine langsamere, sachgemäßere
Entwicklung unter der mächtigen
Einwirkung der ringsum vor Augen
stehenden Überlieferung, das Ge-
bundensein an eine dem Klima an-
gemessene Bauweise und ein ein-
heitlicheres völkisches Empfinden der
Künstler behüteten vor Abschwei-
fungen, die uns nicht erspart blieben,
wie die Stuckorgien des Jugendstils
u. dergl. Wenn trotzdem in einem
bedeutungsvollen Teile des alten
Kopenhagen, der vorher ein einheit-
liches Bild der schlicht bürgerlichen,
aber in den Einzelheiten besonders
reizvollen Bauweise des Zopf und
Empire gewährte, in den letzten
Jahren Reihen großer Geschäftshäuser
als Unternehmerbauten schlimmer Art
entstanden sind, so ist das gewiß
beklagenswert, aber für die allge-
meine Entwicklung sicher bei weitem
nicht so verhängnisvoll wie die üblen
Vorbilder großstädtischen Protzen-
tums bei uns.
Die Übersicht, welche die Aus-
stellung über das Schaffen der Archi-

tekten gewährt, zeigt uns, wie erfreulich überall in den kleineren
Städten und auf dem Lande dem Zusammenhang mit der Um-
gebung, dem Charakter der Landschaft und der Bevölkerung
Rechnung getragen wird. Sie zeigt uns, mit welcher Hingebung
die Architekten gerade diese Aufgaben bearbeiten und daß sie
weit mehr als bei uns zu solchen berufen werden.
Wo aber die Mittel zur Heranziehung eines Architekten
fehlen, setzt die „Zeichenhilfe“ des Akademischen Architekten-


i) Vgl. C. Zetzsche, Zopf und Empire an der Wasser-
kante, und Archit. Rundschau 1908, Heft 4: S ch 1 öß c h en Li selun d.

Tür des Provinzialarchivs
in Kopenhagen.

Architekt: Professor Martin Nyrop
in Kopenhagen.
 
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