1911, io.
ARCHITEKTONISCHE RUNDSCHAU
Seite V.
Grabmal des Theodorich zu Ravenna. Rekonstruktion von Prof. Bruno Schulz in Hannover.
(Zur ßücherbesprechung.)
Umschau (Fortsetzung).
mann in Darmstadt, Stadtbaurat Peters in Leipzig, Landesbaurat Rehorst in
Köln, Stadtbaurat Scharenberg, Architekt Jahrmarkt, Baurat Weidenbach und
Geh. Baurat Prof. Licht in Leipzig.
Bücherbesprechungen und Bücheranzeigen.
Das Grabmal des Theodorich zu Ravenna und seine Stellung in der
Architekturgeschichte. Von Bruno Schulz, Professor für Architektur an
der Kgl. Technischen Hochschule zu Hannover. Mit 34 Textabbildungen
und einem Titelbild. (Drittes Heft der Darstellungen früh- und
vorgeschichtlicher Kunst- und Völkerentwicklung, herausgegeben von
Professor Dr. Gustav Kossinnai) Verlag von Curt Kabitzsch (A. Stuber)
in Würzburg 1911. Preis M. 2.20.
Verfasser entwickelt eine von den Annahmen Durms und A. Haupts
wesentlich abweichende Rekonstruktion des Obergeschosses, indem er die
Einarbeitungen in dessen Wandflächen als die Anschlußspuren von tiefen
säulengetragenen Rundbogennischen erklärt, in denen Figuren
gestanden haben. Vor jeder von acht Zehneckseiten nimmt er
eine von drei Säulen gestützte Doppelnische an. Die Nische in
der Ostseite sei früher im Innern vermauert, und in ihr sei die
Leiche des großen Königs, sitzend wie Karl der Große in Aachen,
verborgen gewesen. Die Freitreppe erklärt Schulz als eine Zutat
des achtzehnten Jahrhunderts, bei deren Herstellung auch die
obere Schicht des Umgangs verändert worden sei. Durch das
Entgegenkommen des Verlags ist es uns möglich, das Titelbild,
welches die Rekonstruktion in ihrer Gesamtheit zeigt, hier wieder-
zugeben. Auf die Begründung kann hier leider nicht einge-
gangen werden. Bei dem allgemeinen Interesse, welches dem
bedeutendsten Baudenkmal aus germanischer Frühzeit entgegen-
gebracht wird, werden auch unsere Leser davon Kenntnis nehmen
wollen, ebenso von der eingehenden kritischen Behandlung und
Widerlegung, welche A. Haupt der Schrift in der Zeitschrift für
Geschichte der Architektur (Heft 7, 1911) hat zuteil werden
lassen.
Alfred Messel. Von Walter Curt Behrendt. Mit einer ein-
leitenden Betrachtung von Karl Scheffler. Mit 90 Abbildungen
Verlag von Bruno Cassirer in Berlin 1911. Preis M. 10.
Je schneller unsere raschlebige Zeit zu vergessen geneigt
ist, um so notwendiger ist die Klarstellung des Lebens- und
Schaffensbildes unserer bahnbrechenden Führer, das Festlegen
und Hervorheben dessen, was wir ihnen über ihre einzelnen
Werke hinaus verdanken. Anschaulich ist hier die Bedeutung
Messels geschildert, des akademisch erzogenen, lyrisch-aristo-
kratisch veranlagten, mehr wägenden als wagenden Künstlers,
der durch die Klarheit seines Denkens die Fähigkeit erlangt
hatte, das Wesentliche zu erkennen, aus neuen Anforderungen
neue Grundlagen zu gewinnen und seinen Werken doch die
vollendete Reife, die vornehme Ruhe zu geben, die der Eklek-
tiker in ihm aus der Überlieferung zu verschiedensten Zeiten
geschöpft und zu neuem Leben erweckt hat. So ist Messel der
Vermittler geworden zwischen der Überlieferung und dem noch
ungebändigten und in seiner Unvollkommenheit erfolglosen
Streben der Malerarchitekten und Autodidakten, zum Überwinder
der reinen Zweckform wie seiner eigenen lyrischen Veranlagung,
der uns gelehrt hat, daß am Ende nicht die Mittel den Aus-
schlag geben, sondern die Art ihrer Anwendung, und der mit
seinem rastlosen Fleiß, seiner so unvergleichlich fein empfinden-
den Selbstbeschränkung die Kunstanschauung veredelt und uns
einen neuen Maßstab künstlerischer Wertung geschaffen hat.
Deshalb sei die eingehende, mit vortrefflichen Bildern be-
legte Darstellung seines Werdens und Schaffens eindringlich
empfohlen.
Die Vergangenheit des Hochbaues. Von Hermann Daub,
Prof, der Technischen Hochschule in Wien. Mit 114 Abbil-
dungen im Text. Verlag von Franz Deuticke in Wien und
Leipzig, 1911. Preis geb. M. 7.
Verfasser schildert in der Einleitung den Einfluß des Bauens auf die
Kulturentwicklung, gibt dann — alles mit einer Fülle sorgsam zusammen-
getragener Einzelheiten — die Entwickelungsgeschichte der Baukunst bei
den verschiedenen Völkern und im Laufe der Jahrhunderte und behandelt
dann die einzelnen Baustoffe und Bauteile, ihre Geschichte, Herstellung und
Verwendung und schließlich die Bauführung in Asien und Ägypten, bei den
Griechen und Römern, bei den Arabern und im Mittelalter. Mitteilungen über
Standesbezeichnungen der Bauleute, Bezahlung der Bauarbeiter und alte
Bauvorschriften sowie eine Übersicht über den Ursprung der Fachausdrücke
bilden den Beschluß der überaus fleißigen und lehrreichen Arbeit.
Vorbildliche Bauten für das Alte Land. Herausgegeben vom Verein für
niedersächsisches Volkstum zusammen mit dem Kreisausschuß York.
41 Foliotafeln, davon 6 farbig. Verlag von Seemann & Co. in Leipzig.
Preis M. 25.
Die Mappe enthält zunächst die preisgekrönten und angekauften Ent-
würfe aus dem seinerzeit von den Herausgebern erlassenen Wettbewerb,
der darauf abzielte, Bautypen zu schaffen, die unter tunlichster Vermeidung
(Fortsetzung Seite VI.)
ARCHITEKTONISCHE RUNDSCHAU
Seite V.
Grabmal des Theodorich zu Ravenna. Rekonstruktion von Prof. Bruno Schulz in Hannover.
(Zur ßücherbesprechung.)
Umschau (Fortsetzung).
mann in Darmstadt, Stadtbaurat Peters in Leipzig, Landesbaurat Rehorst in
Köln, Stadtbaurat Scharenberg, Architekt Jahrmarkt, Baurat Weidenbach und
Geh. Baurat Prof. Licht in Leipzig.
Bücherbesprechungen und Bücheranzeigen.
Das Grabmal des Theodorich zu Ravenna und seine Stellung in der
Architekturgeschichte. Von Bruno Schulz, Professor für Architektur an
der Kgl. Technischen Hochschule zu Hannover. Mit 34 Textabbildungen
und einem Titelbild. (Drittes Heft der Darstellungen früh- und
vorgeschichtlicher Kunst- und Völkerentwicklung, herausgegeben von
Professor Dr. Gustav Kossinnai) Verlag von Curt Kabitzsch (A. Stuber)
in Würzburg 1911. Preis M. 2.20.
Verfasser entwickelt eine von den Annahmen Durms und A. Haupts
wesentlich abweichende Rekonstruktion des Obergeschosses, indem er die
Einarbeitungen in dessen Wandflächen als die Anschlußspuren von tiefen
säulengetragenen Rundbogennischen erklärt, in denen Figuren
gestanden haben. Vor jeder von acht Zehneckseiten nimmt er
eine von drei Säulen gestützte Doppelnische an. Die Nische in
der Ostseite sei früher im Innern vermauert, und in ihr sei die
Leiche des großen Königs, sitzend wie Karl der Große in Aachen,
verborgen gewesen. Die Freitreppe erklärt Schulz als eine Zutat
des achtzehnten Jahrhunderts, bei deren Herstellung auch die
obere Schicht des Umgangs verändert worden sei. Durch das
Entgegenkommen des Verlags ist es uns möglich, das Titelbild,
welches die Rekonstruktion in ihrer Gesamtheit zeigt, hier wieder-
zugeben. Auf die Begründung kann hier leider nicht einge-
gangen werden. Bei dem allgemeinen Interesse, welches dem
bedeutendsten Baudenkmal aus germanischer Frühzeit entgegen-
gebracht wird, werden auch unsere Leser davon Kenntnis nehmen
wollen, ebenso von der eingehenden kritischen Behandlung und
Widerlegung, welche A. Haupt der Schrift in der Zeitschrift für
Geschichte der Architektur (Heft 7, 1911) hat zuteil werden
lassen.
Alfred Messel. Von Walter Curt Behrendt. Mit einer ein-
leitenden Betrachtung von Karl Scheffler. Mit 90 Abbildungen
Verlag von Bruno Cassirer in Berlin 1911. Preis M. 10.
Je schneller unsere raschlebige Zeit zu vergessen geneigt
ist, um so notwendiger ist die Klarstellung des Lebens- und
Schaffensbildes unserer bahnbrechenden Führer, das Festlegen
und Hervorheben dessen, was wir ihnen über ihre einzelnen
Werke hinaus verdanken. Anschaulich ist hier die Bedeutung
Messels geschildert, des akademisch erzogenen, lyrisch-aristo-
kratisch veranlagten, mehr wägenden als wagenden Künstlers,
der durch die Klarheit seines Denkens die Fähigkeit erlangt
hatte, das Wesentliche zu erkennen, aus neuen Anforderungen
neue Grundlagen zu gewinnen und seinen Werken doch die
vollendete Reife, die vornehme Ruhe zu geben, die der Eklek-
tiker in ihm aus der Überlieferung zu verschiedensten Zeiten
geschöpft und zu neuem Leben erweckt hat. So ist Messel der
Vermittler geworden zwischen der Überlieferung und dem noch
ungebändigten und in seiner Unvollkommenheit erfolglosen
Streben der Malerarchitekten und Autodidakten, zum Überwinder
der reinen Zweckform wie seiner eigenen lyrischen Veranlagung,
der uns gelehrt hat, daß am Ende nicht die Mittel den Aus-
schlag geben, sondern die Art ihrer Anwendung, und der mit
seinem rastlosen Fleiß, seiner so unvergleichlich fein empfinden-
den Selbstbeschränkung die Kunstanschauung veredelt und uns
einen neuen Maßstab künstlerischer Wertung geschaffen hat.
Deshalb sei die eingehende, mit vortrefflichen Bildern be-
legte Darstellung seines Werdens und Schaffens eindringlich
empfohlen.
Die Vergangenheit des Hochbaues. Von Hermann Daub,
Prof, der Technischen Hochschule in Wien. Mit 114 Abbil-
dungen im Text. Verlag von Franz Deuticke in Wien und
Leipzig, 1911. Preis geb. M. 7.
Verfasser schildert in der Einleitung den Einfluß des Bauens auf die
Kulturentwicklung, gibt dann — alles mit einer Fülle sorgsam zusammen-
getragener Einzelheiten — die Entwickelungsgeschichte der Baukunst bei
den verschiedenen Völkern und im Laufe der Jahrhunderte und behandelt
dann die einzelnen Baustoffe und Bauteile, ihre Geschichte, Herstellung und
Verwendung und schließlich die Bauführung in Asien und Ägypten, bei den
Griechen und Römern, bei den Arabern und im Mittelalter. Mitteilungen über
Standesbezeichnungen der Bauleute, Bezahlung der Bauarbeiter und alte
Bauvorschriften sowie eine Übersicht über den Ursprung der Fachausdrücke
bilden den Beschluß der überaus fleißigen und lehrreichen Arbeit.
Vorbildliche Bauten für das Alte Land. Herausgegeben vom Verein für
niedersächsisches Volkstum zusammen mit dem Kreisausschuß York.
41 Foliotafeln, davon 6 farbig. Verlag von Seemann & Co. in Leipzig.
Preis M. 25.
Die Mappe enthält zunächst die preisgekrönten und angekauften Ent-
würfe aus dem seinerzeit von den Herausgebern erlassenen Wettbewerb,
der darauf abzielte, Bautypen zu schaffen, die unter tunlichster Vermeidung
(Fortsetzung Seite VI.)