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Ars: časopis Ústavu Dejín Umenia Slovenskej Akadémie Vied — 3.1969

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Nr. 2
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Blühová, Irena: Bauhaus - očami bývalého študenta
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https://doi.org/10.11588/diglit.31181#0331

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Das Bauhaus — wie es ein Student erlebte

Mit den Zielen des Bauhauses verband sich auch das Bestreben, die humanistische Einheit der Welt, auch durch
die des Kunstwerkes zu unterstützen. Wenn das Bauhaus dieses Ziel nur teilweise erfüllen konnte, dann sind die
Gründe dafür vorallem in den ungünstigen gesellschaftlichen und politischen Bedingungen zu suchen, welche über
Sein und Nichtsein der Schule entschieden. Das Bauhaus kann nur im Zusammenhang mit den Welterreignissen
beurteilt werden, wenn man nicht zu falschen Schlussfolgerungen kommen will.
Nicht in der Form einer exakt wissenschaftliche Studie, eher memoirenhaft werden die Geschehnisse am Bauhaus,
insbesonders der kritischen Jahre 1931—1932 wiedergeben. Es werden Momente angeführt, die sich hinter den
Kulissen der Schule abspielten, dabei kommenn Ausdauer, Weisheit und Methoden der Meister, Professoren,
Studenten und auch jenes fortschrittlichen Teiles des dessauer Stadtrates mit seinem Oberbürgermeister Hesse an
der Spitze, zur Geltung. Gewürdigt wird auch die verdienstvolle Arbeit des ,,Kreises der Freunde des Bauhauses"
dem der Nobelpreisträger Einstein, der Architekt Behrens, der Maler Chagall, der Komponist Schönberg, der
Schriftsteller Werfel, der Erfinder Ingenieur Baron Junkers u. a. angehörten.
Authentisches erfahren wir über Finanzierung und finanzielle Erfolge des Bauhauses, weiters über Anzahl und
nationale Zusammensetzung der Schülerschaft, sowie auch über die politische Aktivität der Schüler, die zu einer
Konfrontation von Gesellschaft und Schule, Schule und Professoren und letzten Endes auch von Studenten und
Studenten geführt hat. Viel Interessantes erfahren wir über die Einstellung der einzelnen Professoren und auch der
Schulleiter Hannes Meyer und Mies van der Rohe zu entscheidenden Fragen der Erziehung und politischer
Betätigung der Studenten.
An Hand von Beweisen werden entschieden Ansichten zurückgewiesen, wonach das Bauhaus eine marxistische
Institution war. Ohne dass an der Fortschrittlichkeit und den Avantgardismus im Kunstunterricht des Bauhauses
gezweifelt werden kann, wird betont, dass die marxistische Wissenschaft von Studenten und einigen extern
Vortragenden, hauptsächlich Philosophen, verbreitet wurde. Es war hauptsächlich die Kommunistische Studenten
Fraktion (KOSTUFRA), welche Podiumgespräche mit Angehörigen der verschiedensten politischen Richtungen,
über Kunst, Politik, Ästhetik, Philosophie und sexuelle Fragen, führte. So formte sich eine Gemeinschaft, deren
Mitglieder ohne Unterschied welches Fach sie studierten oder welcher Nation, Rasse oder Religion angehörten,
um die Wahrheit und um etwas Besseres zu kämpfen bereit waren.
Der gemeinsame Kampf bewährte sich bei vielen Aktionen, insbesonders als man den Studenten Rechte nehmen
wollte, so z. B. das Recht der Mitbestimmung im Lehrkörper und als 16 Studenten, wegen politischer Beteiligung
am Wahlkapmf der Arbeiter, aus der Schule ausgeschlossen wurden. Es kam sogar zum erstenmal zu einem
Studentenstreik und zu einem Eingriff der Polizei auf akademischen Boden. Dieser Streik wird ausführlich von der
Autorin, die Mitglied des Ausschusses von KOSTUFRA war, beschrieben. Sie lässt sich von der Überzeugung
leiten, dass nach fasst einem halben Jahrhundert des weltweiten Erfolges der Schule, es an der Zeit wäre, die
pädagogischen und künstlerischen Erfahrungen und auch das humanistische und politische Vermächtnis des
Bauhauses, zu lüften.

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