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Baedeker, Karl; Baedeker, Karl [Hrsg.]
Ägypten: Handbuch für Reisende (Band 2): Ober-Aegypten und Nubien bis zum zweiten Katarakt — Leipzig, 1891

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https://doi.org/10.11588/diglit.5555#0049

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(ieschichtc.

KAYUM.

i\ Route. 7

Kayüm ward einfach „der Sw" nad Ainenemha III. wegen des Phäno-
mens, auf welches sich seine Wirksamkeit hauptsächlich richtete, „der
Ühcrschwemniungskönig1' genannt. Durch einige Inschriften und eine
das Fayüni behandelnde Papyrusrolle erfahren wir, daß diese Provinz
in der Pharaoncnxeit ta sehet, d. i. das Seeland, der Mörissee aber hun-t,
d. i. das Abflußgewässer oder der Hintersee genannt wurde. An seinem
Ufer erhob sich der berühmte Bau des Labyrinths, der wohl in der
xxn. Dyn. der Bubastiten eine Erneuerung erfuhr. In der gleichen
Epoche unter Osorkon I. ward die am Mörissee gelegene Stadt Kroko-
dil Opolis. welche nach der Gemahlin des Ptolcinäus Philadelphias den Na-
inen Arsinoe empfing, so sehr vergrößert und erweitert, daß sie auf der
berühmten Pianchi-Stele „Stadt Osorkons I.u genannt werden konnte. Die
gesaminto Provinz wurde in ältester Zeit das Seeland, der Gau von Kroko-
dilopolis und endlich der Arsinoitische Nomos genannt. T>ie hier vor
allen anderen verehrte Gottheit war der krokodilköpfige Sebek (I, S. 150,
dessen heiliges Thier im Mörissee besondere Pflege und Berücksichti-
gung fand. Immerhin galt die gefräßige und gefährliche Bestie, trotz
der Verehrung, die man ihr wegen ihres Zusammenhanges mit der Über-
schwemmung zollte, für typbonisch, weswegen auch der krokodilopnlita-
nische Gau in den Nomoslisten übergangen wird. — In der den Psamti-
kiden der xxvi. Dyn. vorangehenden Zeit scheint man das Labyrinth
als Lokal für große Rcichsvcrsamtnlungen benutzt zu haben. Unter den
Ptulemäern und Römern werden die Produkte des Fayüm gepriesen.
Strabo sagt hierüber: „Der arsinoitische Landgau ist der merkwürdigste
unter allen, sowohl in Bezug auf sein landschaftliches Aussehen und seine
Vortrefflichkeit, wie auf seine Ausstattung. Denn er allein ist mit großen,
vollkommenen und fruchtschönen Ölbäumen bewachsen, und das öl ist
gut, wenn man mit Sorgfalt einsammelt; wer das vernachlässigt, gewinnt
zwar viel Öl, dies ist aber schlecht im Geruch. Im übrigen Ägypten
fehlt der Ölbaum allenthalben, außer in den Gärten von Alexaudria,
welche zwar im besten Falle Oliven hervorbringen, aber kein Öl geben.
Auch nicht wenig Wein, Getreide, Schotenfrüchte und sehr viele andere
Gewächse gedeihen in jener Landschaft." Was Strabo hier mittheilt, trifft
heute noch zu. Die hier reifenden (Irangen und Mandarinen, die Pfir-
siche, Oliven, Edel- und Kaktusfeigen, Granatäpfel und Weintrauben wer-
den Doch geschätzt, und die Bosen aus den Gärten des Fayüm, welche
bei den Gastmählern der Kleopatra verschwenderisch ausgestreut wurden,
blähen heute noch in besonders schönem Roth. Am Bahnhofe zu Mcdinet
el-Kayüm pflegen kleine Fläschchen mit hier gewonnenem, aber schlech-
tem Rosenöl /.um Kauf angeboten zu werden. Die Regierung wendet
dieser Landschaft ihre besondere Aufmerksamkeit zu. Auf den durch
Schöpfräder von eigentümlicher Konstruktion reich bewässerten Fluren
gedeihen außer den gewöhnlichen Rrotfrüchten Reis und Zuckerrohr,
liüuniwolle, Flachs und Hanf. Wer Anfangs November das Fayüm be-
reist, den wird der Augenschein lehren, daß es mit Recht durch seine
Fruchtbarkeit berühmt geworden ist.— Die Einwohner der Provinz sind Acker-
bauer (Fellachen") oder Beduinen. Zu den letzteren rechnen sich auch die
armen Fischer, welche die Ufer des Birket el-Kurün bewohnen. Selbst
viele Bauern wollen für „Araber" gehalten sein und die wohlhabenderen
unter ihnen sind gut beritten.

Von Kairo bis (S2km) el-Wasta (28m ü. M.) s. K. 1. "Wagen-
weehsel für die von Kairo kommenden lieisenden ; Yorm. 22 Min.,
Nachm. 17 Min. Aufenthalt.

Die Zweigbahn nach dem Fayüm führt w. durch Fruchtland bis
/.um Dorfe Abu Radi und durchbricht dann, in Wüstenterrain an-
steigend, die niedern Höhen der öden libyschen Bergkette (höchster
Punkt der Bahn 58m). Dann über den von N. her dem Bahr YüfiOf
(S. GJ zuÜioßenden Bahr el-Wardän und den el-Bats genannten
AVasserlauf (S. 9) zur (30,5km) Station el-Adwe (21m ü. M.). WO
 
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