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Baedeker, Karl; Baedeker, Karl [Hrsg.]
Ägypten: Handbuch für Reisende (Band 2): Ober-Aegypten und Nubien bis zum zweiten Katarakt — Leipzig, 1891

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https://doi.org/10.11588/diglit.5555#0128

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7. Die östlichen Wiistenstrafsen.

Kene ist der Ausgangspunkt für verschiedene Wüstenroutcn nach der
Küste des arabischen Meerbusens. Die von hier ausgehenden Straßen dien-
ten schon in alter Zeit einerseits für den Verkehr mit den Seehäfen und
dem Lande Pitnl (Arabien), dessen reiche Produkte namentlich an Speze-
reien auf dem Wüstenwege nach Kene auf dem Rücken von Eseln, später
von Kamelen verladen wurden, 'andrerseits für die Fortschaft ung der
wichtigen, in den arabischen Wüstenbergen gebrochenen Baumaterialien,
namentlich einer grünen Breccie und mehrerer Granitarten. Die wichtig-
sten Häfen an der Küste des Rothen Meeres waren von Nord nach Süd
mffot J/ormos (jetzt Abu Bat el-Kibli) in der Hohe von Monfalüt, Leukos
Linien (jetzt Koxer) und Berenxk'e in der Höhe von Assuän. Nach Myos
Hormos führt von Kene aus der Weg n.ö. entweder direkt oder mit kleinem
Umweg durch das Wddi Faijre mit Granitbrüchen und über die römische
Niederlassung und Stadt llydreuma oder Fons Trajanus. Dieselbe liegt
m der Höhe von Kau. Die Granitbrüche wurden hauptsächlich in der
«feit Hadrians und Trajans betrieben. Außerhalb der Mauern liegt ein
Tempel und andere (iebäude. In den Steinbrüchen sieht man noch große
Säulen und verschiedene griech. Inschriften. Dieser Pat/. ist etwa 3 Tage-
r<'isen von Kene entfernt. Zwei Tagereisen weiter nach N. liegt Gebet
Buchau (Rauchberg) mit alten Porphyrbrüchen, welche von den Römern
ausgebeutet wurden. Man sieht dort noch die Reste eines niemals voll-
endeten ionischen Tempels aus den Zeiten Trajans, Trümmer der unregel-
mäßig gebauten Stadt und zwei große Wasserbehälter. Von hier führte
«ie alte Straße naeh Afpos llormos^ dessen Hafen jetzt fast ganz versandet
"ml unbrauchbar geworden ist. Wer nach der Sinaihalbinsel will, wandert
von den Porphyrbrüchen noch 2-3 Tage nordwärts und fährt zu Schill'
nach Tür über (s. Itd. I, S. 531). Jeder, welcher eine dieser Reisen unter-
nehmen will, wird gut thun, die Reisebriefe von Lepsius und das Hand-
buch von Wilkinson zu benutzen.

Weit empfehlenswerther als die Reise, nach Gebel Duchan ist der
Wfeg nach Koser, wenigstens bis nach Wädi Hamämüt, wo sich zahlreiche
ägyptische Inschriften finden. Für die Reise rechne man ohne langen
Aufenthalt 1U-11 Tage, für Agyptologen 2-3 Tage mehr. Man tritt die Reise
gewöhnlich von Kene aus an, wie dies Lepsius, später auch Dümichen that.
Doch kann man auch die alte Straße von Au/UKoptos, S. ill) wählen mit
^olenisehefif, oder von Luksor ausgehen. Beide Wege vereinigen sich schon
el-Karn vor Lakfta, wo der von Luksor kommende Weg mit den beiden
'■rsten zusammentrifft. Die zur Reise rtothigen Kamele werden in Kene
luit Hülfe des deutschen Konsularagenten Bessade Abed beschafft. Der
"j <'g ah Kene (Telegraphenleitung von Kus bis Koser) führt durch die
dicht auf einander folgenden Ortschaften &ch*'ch Jieküb, Dorne und Küm
uhinfl» (ersteres auf der 1., die beiden anderen auf der r. Seite, der Straße
gelegen) nach J der c. 3!/a St. von Kene entfernten Karawanserai Bir
Ambar. Hier wird gewöhnlich schon das erste Nachtquartier gemacht,
*2r* n'e *"On hochragenden Palmen und schattenreichen Syknmoren und
^iinnaen lieblich umkränzte Karawanserai ist ein für eine Wüstenreise
'•ui'chaus nicht zu verachtender Lagerplatz. Der ziemlich großartig ange-
f;gte Bau ist die. wohlthätige Stiftung eines Ibrahim-Pascha, welcher sie
zum Resten der Koscr-Karawanen und zumal der Mekkapilger aufführen
H'ß. Diese Karawanenherberge besteht aus mehreren geräumigen mit kuppel-
juHbigen Dächern überdeckten Gebäuden, die von Säulengängen und aus-
f^delint^n Höfen umgeben sind, doch ist es eben ein zum Gemeinwohl
^'gründeter Bau, der keinen Eigenthümer hat, und wird von jedem be-
W dein es belieht und wie es ihm beliebt. Da für uie Krhaltung gar
■äK geschieht, so ist es, wie die meisten derartigen Gebäude im Orient,
ion bald nach der Gründung wieder in Verfall gerathen und wird vor-
j 'asichtlich in nicht in langer Zeit vollständig Ruiue sein. In den Wüsten
'^''^yi'h'iis sind selbst im Winter die Nächte meist so mild, daß, wer
|, sund und kräftig ist, es dreist wagen darf, in warme Deckeu gehüllt im
UfOi" ZU ficlllufl'n' *i«ch hier aus verschiedenen Gründen sich ern-

euten dürfte. Diejenigen jedoch, welche es vorziehen, in einem der
 
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