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Baedeker, Karl; Baedeker, Karl [Hrsg.]
Ägypten: Handbuch für Reisende (Band 2): Ober-Aegypten und Nubien bis zum zweiten Katarakt — Leipzig, 1891

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https://doi.org/10.11588/diglit.5555#0225

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1 72 Route 13.

TITEHEN.

Westufer:

in späterer Zeit die Zunft der Kolchyten oder Balsaniieror erwähnt,
welche hier als eine zahlreiche und keineswegs einträchtige Ge-
nossenschaft lohte. Öffentliche Anlagen verschiedener Art werden
in den bis auf uns gekommenen, hier gefundenen und von hier
datierten demotischen und griechischen Kaufkontrakten genannt,
darunter ein Kanal, ein heiliger See, eine große Straße etc. Um
jedes Heiligthum (und es gab deren viele außer den heute noch in
ihren Trümmern nachweisbaren) schlössen sich Häuser verschiede-
ner Art und so kam es, daß griechische Autoren und unter ihnen
Strabo behaupten konnten, Theben werde fleckenwoise bewohnt.
Der letztgenannte zuverlässige Geograph sagt: „Jetzt wird Theben
„fleckenwois" bewohnt. Ein Theil desselben liegt in Arabien (östl.
Nilufer), wo die eigentliche Stadt ist, ein anderer am jenseitigen
Ufer (dem westl.), woselbst sich das Memnonium befindet". Ihm
wie all seinen Landsleutcn erschienen besonders anziehend und
die Mühe der Koiso lohnend dio sogenannten Mtmnonskolosse.

13. Die Memnonskolosse.

Die *Memnonskolosse sind schon aus dor Ferne sichtbar. Man
erreicht sie, nachdem man über den westl. Nilarm gesetzt hat,
zu Esel in 20-25 Min. Der Weg führt durch wohlbestelltcs Frucht-
land und ist nicht zu verfehlen, da man die zu besuchenden
Monumente nicht aus den Augen verliert Es sind zwei kolos-
sale Statuen, welche von den Unbilden der Zeit schwer gelitten,
jeden Kunstwerth verloren, aber durch dio mannigfaltigen Er-
innerungen, welche sich an sie knüpfen, ihre alte Anziehungskraft
bewahrt haben. Nur der zerbrochene Koloß im lUinesseum über-
trifft sie an Größo und an Schönheit des Materials. Der Reisende
steht vor zwei auf würfelförmigen Thronen sitzenden Giganten von
sehr schwer zu bearbeitendem, gelbbraunem, kieseligem und quar-
zigem Sandsteinkonglomerat.

Der südliche Koloß ist besser erhalten als der nördlichere. Heide
weichen in bezug auf ihre Größe wenig von einander ab. Die Maße
der südl. Bildsäule, an der sich die ursprüngliche Gestalt bosser
nachweisen läßt, wie an ihrem Nachbar, sind: ganze Höhe der
Figur 15.05111, Hölie des Sockels, auf welchem die Füße ruhen, 3,07m,
Höhe des ganzen Monuments 19,^m. Als der Koloß noch mit der
längst herabgefallenen Krone geschmückt war, mag seine Höhe 21 in
erreicht haben. Die Beine von der Sohlo bis zum Knie sind (im
hoch, jeder Fuß hat eine Länge von 3,20m. Die Schulterbreito be-
trägt 0,17m, die Länge des Mittelungers an einer Hand l,<|gm. Von
der Fingerspitze bis zum Ellenbogen haben wir 4,7(;iii. Der ganze
Koloß mit Thron und Sockel wiegt 1306900 Kilogramm.

Beide Statuen schauen nach Ost-Süd-Ost und stehen parallel dein Laufe
des Nil, aber nicht mehr ganz senkrecht, denn eine neigt sich ein fVOnill
der anderen zu und beide lehnen sicli utwns nach hinten über. Die süd-
liche stellt etwas weiter nach vorn als die nördliche. Die Entfernung
 
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