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Baedeker, Karl; Baedeker, Karl [Hrsg.]
Ägypten: Handbuch für Reisende (Band 2): Ober-Aegypten und Nubien bis zum zweiten Katarakt — Leipzig, 1891

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https://doi.org/10.11588/diglit.5555#0222

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170 Route 12.

MEDAMUT.

Material auf rechts teilenden Granitpfeiler, welcher wahrscheinlich dem
Sanctuarium angehörte. An dieses letztere schloß sich ein großer ungefähr
von Osten nach Westen gerichteter Hau. Ein nunmehr eingestürzter Pylon
(viel weiter nach West zu) war dem Nil zugekehrt. Die Sandsteinblöcke,
aus denen er bestand, liegen über- und untereinander. Zahlreiche in-
sehriftliche Fragmente in gutem Stil lehren, daß Seti I. und Rainses II.
ihn errichtet haben. In der Ptolemäerzeit ward in die alte eine neue An-
lage hineingebaut. Zu dieser gehört die Säulenreific, welche schon von
fern sichtbar und weitaus der sehenswertheste Theil dieser Anlagen ist.
Im ganzen stehen 5 Säulen aufrecht. Vier von ihnen, welche heute noch
die Steinbalken des Architravs tragen, scheinen einen zerstörten peristylen
Hof abgeschlossen und die vorderste Säulenreihe eines hypostylen Saales
gebildet zu haben, der nicht früher als in der Ptolemäerzeit entstanden
sein kann. Von der zweiten Reihe ist mir eine Säule stehen geblieben.
Sowohl diese, wie die beiden Knospensäulen (links) in der ersten Reihe
scheinen der xvm, ]>yu. anzugehören-; sicher die letzteren, deren aus-
skulpierte Schäfte und Kapitale zeigen, daß in der Zeit ihrer Entstehung
die Idee, welche ihnen den Ursprung gegeben, durchaus lebendig war.
Die beiden Säulen mehr rechts mit ihren späten ausgebildet plastisch ver-
zierten Kelchkapitälen, die eigentümliche Schließung der Intereolumnien
(Säulenzwischenräume) durch schrankenartige mit dem Hohlkehlengesims
gekrönte Wandstücke, welche die halbe Höbe des Schaftes erreichten, und
die Behandlung der Thür, deren fehlende Bedeckung an beiden Seiten nur
durch Hohlkehlenansätze angedeutet ward, würden für sich den Beweis
liefern, daß dieser Bau frühestens in der Ptolemäerzeit entstanden sei,
auch wenn nicht die Inschriften das Gleiche lehrten. In den Vertiefungen
einer großen Zahl von Hieroglyphen, aus denen die letzteren gebildet
werden, haben sich Bienen angebaut; dennoch lassen sich heute noch die
Xamen Ptolemäus IX. Euergetes II., des Eroberers und Schädigers von
Theben, des l.athyrus und Auletes wiedererkennen. Antoninus Pius trug
Sorge für die Verschönerung dieses Bauwerks, dessen malerische Trümmer
lehren, daß man das unter den Arabern zur Gewohnheit gewordenen Ver-
fahren, alte Säulen zu neuen Bauten zu verwenden, auch in der Ptole-
mäerzeit zu üben verstand. Die Benutzving von anderen älteren Gebäude-
theilen (namentlich behauenen Blöcken) ist schon in früher Zeit gewöhnlich.

Man durchwandere auf dem Büekwcgc den Tempel von Karnak zum
andern Male. Dieser Umweg wird nicht mehr als lf-i St. kosten. Ist man
früh aufgebrochen, so nehme man sein Frühstück in dem Hypostyl von
Karnak im Schatten der größten von allen Säulen ein. Für Sessel (Stein-
würfel) haben die Zerstörer des Tempels und frühere Reisende gesorgt.

B. WESTUFER VON THEBEN.

Für das Westufer von Theben brauchen die Passagiere der dreiwöchigen
Cook^chen und Gaze'achen Touristendampl'er 2 Tage, den 2. und 3. Tag des
Aufenthalts in Theben, die vierwöchigen Cook'schen Dampfer den 2. u.
4. Tag, und zwar so, daß sie den ersten Tag für den Grabtempel Seti I. und
die. Königsgräber (20, 21 unserer Beschreibung), den zweiten für das Rames-
seum, Schech rAbd el-Kurna, Der el-Medine und Medinet Habu (14-1'J unserer
Beschreibung) verwenden. Wir haben oben (S. 110) eine veränderte Ord-
nnng empfohlen, indem wir bei einem dreitägigen Aufenthalt zu Theben
am 1. Tage des Westufers uns mit den Memnonskolossen, Medinet Halm,
per el-Medine, Schech fAbd el-Kurna (13-19) beschäftigen und erst am fol-
genden Tag den Grabtempel Seti 1. und die Köuigsgräber (20-22) besuchen.
Bei einem fünftägigen Aufenthalt verwendet man 3 Tage auf das West-
ufer, von welchen man den ersten den Memnonskolossen, dem Tempel
von Medinet Habu und Der el-Medine widmet (13, 1Ü, 18 unserer Be-
schreibung), den zweiten Tag dem Ramesseum, den Gräbern von Schech
rAhd el-Kurna, dem Tempel von Der el-bahri u. s. w. (14, 19, 22), den dritten
 
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