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Baedeker, Karl; Baedeker, Karl [Hrsg.]
Ägypten: Handbuch für Reisende (Band 2): Ober-Aegypten und Nubien bis zum zweiten Katarakt — Leipzig, 1891

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https://doi.org/10.11588/diglit.5555#0094

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r.i

4. Von Siütbis Behaue.

Vergl. Karte S. 2t.
172km. Dami'Cboot, aufwärts in 7 St., abwärts in &}» St. Der Post-
dampfer bleibt die Kacht über in Girge, sowohl auf der Berg- wie auf
der Thalfahrt. Die Länge der Duaiiamyknkaujct hängt ganz vom Winde
ab, bei gutem Wind ist aufwärts etwa die doppelte Zeit erforderlich als
mit dem Dampfboot, bis SoMg 21 St., bis Qirgc 6 St., bis Beliüne 3 St.
Weiter, zusammen etwa 33 St.

Die Fahrt von Siüt bis Aehmim führt durch eine außerordent-
lich fruchtbare und gut angebaute Landschaft. Zu beiden Seiten
des Stromes liegen wohlbestellte Acker, welche, am Westufer
breiter wie am Ostufer, von schönen Palmengruppen und Nil-Aka-
zien, namentlich in der Nähe der zum Theil hart am Bande des
Stromes sich hinziehenden Dörfer, beschattet werden. In ganz
Ägypten halten die Hauern zahlreiche Tauben und zwar vornehm-
lich wegen des Mistes, den sie auf die Felder tragen, welche sonst
nicht gedüngt zu werden pflegen. Der getrocknete Abgang des
Viehes nährt das Feuer auf dem Herde des Fellah. Schon vor Siüt
linden sich in allen Dörfern hohe Kauwerke, welche den Pylonen
der Tempel nicht unähnlich, den Tauben zur Wohnung dienen, die
in ungeheuren Schwärmen namentlich während der Zeit der Krnte
die Luft durcheilen und sich wie dunkle Wolkenschichten auf die
Acker niederlassen. Es sind graue Feldflüchter von geringer Bsce,
aber ziemlicher Größe. Neben ihnen kommt die niedliche grau-
rothe Turteltaube häutig vor. niese Thierchen, welche in der Frei-
heit leben, darf man schießen. Sie geben namentlich in Form
einer mit Oliven zubereiteten Pastete eine vortreffliche Speise. Die
Feldllüchterscharen gehören aber bestimmten Besitzern an und es
ist sehr unrecht, sie, wie dies häufig geschieht, massenweise vor
den Augen ihrer wehrlosen Besitzer aus nächster Nähe zu morden
und als unrühmlich erworbene Beute seinem Koche zu übergeben.
Das massenhafte Halten von Tauben wird mit Hecht alsein schwerer
wirtschaftlicher Fehler der Fellah bezeichnet, da die Feldflüchter
Hehr verzehren als einbringen.

Wer ägyptische Bodenkultur kennen lernen will, der gehe bei
sehlechtem Winde gerade hier ans Land. Früher lag in dieser
Oogond Klostor an Kloster, und die Gärten der Mönche gestatteten
nach Makrizi dem Wanderer fortwährend im Schatten dahinzu-
ziehen. Einige Klöster blieben erhalten, wie das am Abhänge der
libyschen Berge gelegene Der er-lüfe (W.-TJ. ), 13km s.w. von Siüt.
Es lohnt sich alle diese Klöster auf koptische Manuskripte zu durch-
forschen. Außerdem linden sich bei Der er-Rife altägyptische
Gräber, namentlich das des Tutus, Sohn des Kahotep, welcher
"berster der Bogenschützen war. Nach den Inschriften muß Schns-
hatep, die Hauptstadt des hypsolitischen Gaues, in der Nähe gelegen
'iahen, vielleicht das beutige Scliuteb. Von den Christen , welche
liier imxi.Jahrh. n. Ohr; wohnten, hören wir, daß sie außer des
Koptischen auch dos tirieehischen vollkommen mächtig waren.

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