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Baedeker, Karl; Baedeker, Karl [Hrsg.]
Ägypten: Handbuch für Reisende (Band 2): Ober-Aegypten und Nubien bis zum zweiten Katarakt — Leipzig, 1891

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https://doi.org/10.11588/diglit.5555#0440

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378 Route :i5.

WADI II ALFA.

und auf ein Plateau, auf welchem die Thier e zurückbleiben. Man
klettert zu Fuß den etwas steilen Borgkcgel in etwa 5 Min. hinan.
Oben finden sich auf den Felsen zum Thoil berühmte Männer ein-
gezeichnet, auch des großen Champollion Name. Dio Aussicht
auf den vielfach zerrissenen Katarakt , der sich übor 8km er-
streckt , ist sehr eigenthümlich. Der Katarakt unterbricht nicht
wie der an Assuän das Granitgestein, sondern eisenschüssigen
Sandstein. Dio Steine am Fuße des Felsens sind mit einen)
schwarzen eisenhaltigen Nilschlammüberzuge bedeckt. Der Blick
nach Süden bis zu den blauen Kegeln von Neu-Dongola ist nicht
minder fesselnd, er erregt die Sehnsucht auch dio Gegenden von
Ober-Nubien kennen zu lernen, das bis gegen Chartüm zu noch
viele höchst merkwürdige Bauten besitzt. Wir erinnern an die
Tempel von Solch und Sescbi, an dio Tempel und Pyramiden des
Gebel Barhai, an die 15 Pyramiden von Nuri, an Meroc mit seinen
Pyramidengruppen, an die Tompel von Naga und el-Mesmiriit.
Aber diese Gegenden sind heuto dem Reisenden verschlossen.
Das einzige, was er allenfalls sehen könnte, wären die im Batn-
el-Hager (Bauch der Steine) gelegenen alten Fostungen von Semne
und Kumme, üOkm von Wädi Haifa, mit ihren aus der xn.Dynastie
herrührenden Werken und den Resten zweier von Tutmos III. er-
bauten Tempel, merkwürdig auch durch die aus der xrr. Dynastie
herrührenden Aufzeichnungen der Nilhöhen, welche beweisen daß
2G00 Jahre vor Chr. der Nil c. 7J/'2m höher stieg als heutzutage.

Zum Besuch von Semne und Kumme läßt sich dio Eisenbahn bis (37km)
Sigaja (2 St. Fahrzoit, g. oben) benutzen, von da ab bis Sarras lUkm mit.
Esel und noch weitere 16km bis Kumme, von wo man mit Boot oder auf
Floß dor Eingebomon aus ralmstämmcn nach dem gegenüberliegenden
Semne überfährt. Der Ausflug von W&di Haifa dahin und zurück erfordert
2-3 Tage. Erforderlich ist die Erlaubnis der engl. Militärbehörde, welche,
da Semne außerhalb der Linio liegt, ungern ertheilt wird.

Möchte doch bald die Zeit kommen, wo auch dor Weg nach
Chartüm wieder frei wird, das am 27. Januar 1885 durch Verrath
in die Hände der Mahdiston fiel, wobei der tapfere Held Gordon
Pascha seinen Tod fand. Der Besitz von Chartüm und dio Sicher-
heit nicht nur der Nilstraße von Wädi Haifa dahin, sondern auch
des Wüstenweges von Berbernach Suakim bedingen dio Möglich-
keit einer allmählichen Civilisation des Südangebiotes.

36. Die westlichen Oasen.

Unter Oasen (altägvptisch | ut, arab. r*it..il elwah), koptisch

O^iükOe vom alugvptischen nah, griech. aimai; (Strabo XVII p. 7!)l),

... o © '
versteht man mitten in der Wüste liegende feuchtbare und bewohnte
Strecken. Die Fruchtbarkeit ist bedingt durch die in denselben ent-
springenden oft warmen und inineralreicbcn (Stahl, Schwefel u. s.w. ent-
haltenden) (Quellen. In den Oasen gedeihen vorzüglich namentlich die
 
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