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Baedeker, Karl; Baedeker, Karl [Hrsg.]
Ägypten: Handbuch für Reisende (Band 2): Ober-Aegypten und Nubien bis zum zweiten Katarakt — Leipzig, 1891

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https://doi.org/10.11588/diglit.5555#0361

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ERSTER KATAliAKT. -JO. Iioute. 303

denen der Xil, in viele schmale Wasseradern zertheilt, bald in brau-
sendem Ungestüm dahinschied, bald von Felsenbettcn eingeengt
bewegungslos lluthet.

Höcht interessant ist eine Kahnfahrt raai um die Insel (etwa
Vi Stunde).

29. Von Assuän nach Philae.
1. Die Passage des ersten Katarakts.

Zwischen Assuün und Philae liegt der erste Katarakt (arabisch scJielläl,
entstanden aus der alteren Form dsc/titidal). Diesen haben alle diejenigen
zu passieren, welche in ihrer Dhaha'-äiie nach Wädi Haifa und dem 2. Ka-
tarakt zu fahren wünschen, was allerdings gegenwärtig £1890) nicht thun-
"ch ist. Zur Zeit des huhen Wasserstände* ist dies Unternehmen gänzlich
gefahrlos, in der vorgeschrittenen Jahreszeit schwieriger; aber selbst dann
kommt höchst selten ein anderes Unglück vor. als eine leichte Beschä-
digung der Dhahahive. Außer unter günstigen Umstanden heim höchsten
Wasserstande ist die Panage des Katarakts stets sehr zeitraubend. Ge-
wöhnlich verursacht sie (mit allen Vorbereitungen) einen Aufenthalt von
2-3 Tagen. Kin guter Kontrakt (S. xxn) erweist sich hier besonders nütz-
lich. Am schnellsten werden diejenigen ihr Ziel erreichen, welche dem
Dragoman die Verpflichtung auferlegt haben, sie für eine gewisse Summe
i"it Einschluß der Kosten für die Passage des Katarakts nach Wädi
Haifa und zurück zu befördern. Wer auf eigenen Füßen steht, muß mit
einem der Schüchs des äthtUU oder Kataraktenvorstcher in Verhand-
lung treten und mit ihm den Preis festsetzen. Ist der Dragoman zuver-
lässig, so ist das Geschäft in 10 Minuten geordnet, wo nicht (was leider
häutig der Fall ist), wird man auf Schwierigkeiten stoßen. Das Boot wird
Wr zu hoch, zu schwach oder zu groß, das Wasser für zu klein erklärt
und der Wind, auf den man thatsächlich Rücksicht zu nehmen hat, niedrig,
zu schwach genannt werden; doch ist auf alles das nichts zu geben, wenn
'"an die Dhahabiye von vornherein für die Passierung des Katarakts ge-
miethet hat. Mit Energie und einem Bachschisch werden die Bedenken auch
'egelmäßig überwunden. Erweist sich der Dragoman nichtswürdig, so sagt
man, man werde zu Kamel oder in einer Dhahahive von Pliilae nach
"Mi Haifa gehen und ihn in Kairo auf Schadenersatz verklagen. Das
wird fruchten; aber die Klage sollte im Interesse von späteren Reisenden
nicht unterbleiben. Es sei bemerkt, daß jenseit des Katarakts auch Dha-
babiycn zu xniethen sind ; doch taugen sie nicht viel und sind theuer. 1^73
verlangten die Re'is wenigstens 35 fr. für den Tag. Der l*rcis der Beför-
derung durch die Stromschnelle richtet sich nach der Größe des hinauf-
zuziehenden Boots. Für 100 Ardeb wurden 1S73 300 Piaster, d. s. 4 Na-
poleons weniger ö fr. oder 3 Pfund Sterling verlangt. Eine gewöhnliche
"bahabiye hält 200 Ardeb (ä lt-0 Liter); die Passage kostet also tOO Piaster
"der T/j Napoleons oder ü Pfd. Sterl. (1SS6 wurden 4 Guineen zu 21 sh. -
10ö fr. als Preis der Hinauffahrt angegeben). Dazu Bachschisch von wenig-
stens 3 Napoleons, macht lO'/s Napoleons. Das Bachschisch stellt sich so
hoch, weil bei der Arbeit des llemorkierens DO, 60 und bei großen Booten
Und niedrigem Wasserstande 100 Leute und mehr beschäftigt sind. Wenn
Juan will, so kann man während der Passage auf dem Sehifle bleiben;
doch wird man dabei, da die Operation mehrere Stunden in Anspruch
"iinmt, viel Zeit verlieren.

Heutzutage, wo eine Eisenbahn zwischen Assufm und Philae gebaut
M* und wegen der Beunruhigung durch Beduinen die Fahrt zwischen beiden
Katarakten nur höchst selten in Dhahabiycn gemacht wird, sieht man nur
tanz ausnahmsweise ein Personenboot über den Katarakt hinaufziehen.

' Bei der Thalfahrt bietet das Durcheilen der brausenden Stromschnelle
grußeres Interesse. Sehr Vorsichtige mögen besonders werthvolle Stücke
ihres Besitzes zu Lande an dem Katarakt vorbeitragen lassen; aber es be-
gegnet, wie gesagt, fast niemals ein ernsterer Unfall. Von einem Felsen
tt'u Ufer (hob etc/i-üclieltdl, S.30U) aus übersieht man die Passage v.jrtrefl'lieh.
 
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