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Baedeker, Karl; Baedeker, Karl [Hrsg.]
Ägypten: Handbuch für Reisende (Band 2): Ober-Aegypten und Nubien bis zum zweiten Katarakt — Leipzig, 1891

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https://doi.org/10.11588/diglit.5555#0329

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27]

24. Edfu.

Edfu ist Dainpfbootstation. Der Dienst;«? und Freitag Morgens
SU. 30 ankommende l'oüdamp/er hält liier 2jJA St.; die Tvurutendmup/cr
bleiben auf der Bergfahrt hier über Nacht. Besichtigung des Tempels für
die 8 wöchige Tour am Abend (11. Tag, Freitag) der Ankunft, für die
^ Wöchige am nächsten Vormittag. Bei der Tbalfahrt kein Aufenthalt. Die
t'ostdampfer gestatten nur geringe Zeit zu einer flüchtigen Besichtigung des
Tempels, zumal der Weg vom Landungsplatz zum Tempel 20 Min. in An-
spruch nimmt.

Wer in eigener Dhuhubiue reist, verwende 2 Tage auf Edfu und lasse
»ich das Essen vom Boote in den Tempel bringen. Der Agyptologe, wel-
cher Studien halber kommt und Tage bis Wochen zu verweilen Veranlas-
sung hat, findet, wenn er keine Dhahabivc zur Verfügung hat, nothdürftige
terkunft und magere Kost im l'oslgebäudf, 5 Min. ostlieh \ um Tempel:
doch versehe man sich mit gutem Insektenpulver und bringe von Luksor
Wein und Konserven mit.

Am Landungsplatz sind Esel und Pferde zu haben; selbst das
Kamelreiten lälU sieb in Edfu betreiben, doch hüte man sich vor dem
Vorwärtsfallen, wenn das Kamel sich niederläßt.

Der Weg zum Tempel führt vom Landungsplatz geradezu nach
Westen, dann nach rechts (nördl.) abbiegend am Kanal von Edfu
entlang, welchen man auf einer neuen guten Brücke passiert. "Wei-
ter durch einige Straßen wcstl. und schließlich wieder ein kurzes
Stück nördlich'. — Ein zweiter Weg führt vom Landungsplatz
geradeaus weiter und biegt dann rechts ab erst durch Felder, dann
durch dieStraßen der Stadt, ohne den Kanal zu passieren.

Wir stehen gegenüber den mächtigen Pyl<men des Tempels (s.
S. 277), zu welchen eine Treppe hinabführt. Wie in Ksne (S. 258)
so hat sich auch hier der Schutt der Jahrhunderte um den Tempel
herum angehäuft; auf den zerstörten Wohnstätten entstanden an-
dere. Nur so ist es zu erklären, daß diese Tempel heute bedeutend
tieler liegen als der sie umgebende Ort.

Koch vor 30 Jahren bot der Tempel einen ganz andern Anblick.
Auf dem Tempel selbst und an seine Wände angelehnt standen Gebäude
ner Araber. Die Hallen waren fast bis zur Höhe der Kapitale mit Schutt
angefüllt, ebenso die Außenwände des Tempels. Wer sich diesen Zustand
v'ergegenwärtigcn will, schlage die Tafeln 4(J und öf) des 1. Bandes der
Antiquite's in der Mcscription de l'EyppU1 auf. Durch die auf Befehl des
Vicckönigs von Mariette unternommenen Arbeiten ist aber Anfangs der
sechziger Jahre der ganze Tempel freigelegt, die auf demselben errichte-
teten und an ihn anstoßenden Gebäude sind entfernt worden. So er-
scheint jetzt der Tempel von Kdfu in wunderbarer, fast vollständiger Er-
haltung, wie kein anderer ägyptischer Tempel, ja wie kein antikes Ge-
bäude der Welt trotz der fast 2v.H0 Jahre, welche darüber hingegangen
sind, von oben bis unten mit Bildern und Schriften bedeckt, deren merk-
würdige Texte lesen zu können erst unserem an wichtigen Entdeckungen
aller Art so reichen Jahrhundert vergönnt war.

Der **Tempel von Edfu zeichnet sich vor dem Tempel von
Dendera dadurch aus, daß in ihm die Skulpturen, sowohl Bilder
wie Schrift, viel schärfer sind als in Dendera, wahrscheinlich durch
Verwendung des besseren Sandsteins gegenüber dem viel kalk-
haltigeren in Dendera. Dann aber ist der Tempel von Edfu viel
vollständiger als der von Dendera, da er außer den dort befind-
lichen Bäumen noch einen um den Tempel herumführenden Gang
 
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