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Baedeker, Karl; Baedeker, Karl [Hrsg.]
Ägypten: Handbuch für Reisende (Band 2): Ober-Aegypten und Nubien bis zum zweiten Katarakt — Leipzig, 1891

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https://doi.org/10.11588/diglit.5555#0359

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301

28. Die Insel Elephantine.

Mit der Feluke vom Landungsplatze aus in wenigen Minuten zu er-
reichen. Die Cook'schen Passagiere werden in bequemen Barken zuerst
nach Elephantine, dann nach Assuän zum Bazar gebracht (kl. TrinkgcldJ.
liaa Umfahren der ganzen Insel empfehlenswert!!. Die ganze Partie nimmt
kaum eine Stunde in Anspruch.

Elepliantine war den alten Ägyptern schon in früher Zeit
hochheilig und bildete einen für sich bestehenden Gau mit einer

Hauptstadt, welche, wie die ganze Insel /Ti 1 ah oder auch

genannt wurde. Ab hieß ägyptisch der Elephant; Ele-
phantine ist also nur die griechische Übersetzung des einheimischen
Namens. Die Araber nennen sie schlechtweg Gez'tre, d. i. Insel,
oder Qaäret Assutin; sie soll auch ez-zähir oder die blühende heißen.
Zwar ist sie wirklich an vielen Stellen vegetationsreich, doch hörten
wir niemals diesen Namen.

Die ägyptischen Briester nannten die Herkunft des Xils ein Mys-
terium , welches erst an der zwölften Pforte der Unterwelt der Seele er-
öffnet werden tollte: doch zeigten sie sozusagen ^symbolische Quellen des
Xils", und zwar in den Strudeln zwischen den Kataraktenfelsen südl. vun

Elephantine. Sie nannten diese die J_ II \?\ d. h. die

<=>\\ oüJ Jri II

A'<r/i oder CJuelllucber vun Klephantine. Ein Schreiber des Tempelschatzes
der Athene zu Sais er/.ählte dem Jlcrodot von diesen. Der Jlalikarnassier
Klaubte, daß der Priester scherze, als er ihm mittheilte, daß zwischen Svene
Und Klephantine zwei Berge, Krophi und Mophi, mit huhen und spitzen
Gipfeln lägen und daß mitten aus diesen Bergen die grundlosen Quellen
des Nils hervorbrächen, um sich halb nordwärts nach Ägypten, halb süd-
wärts nach Äthiopien zu ergießen. — So thorieht diese auch von Seneca
wiederholte Ansicht erscheint, so ist sie doch nicht aus'der Luft gegriö'en,
denn die Denkmäler lehren, daß das Volk thatsächlich veranlaßt wurde
zu glauben, der ägyptische Nil habe seine Heimat in den Strudeln südl.
von Klephantine. Die einen verlegten sie in den Norden der Insel Bige-
J>encin (S. 327). Der Kataraktengott Chnum (1 S. 143) wurde auf dieser
Insul vor allen anderen Göttern verehrt; neben ihm Sati (eine Form des
j.sis SothisJ, weil mit dem Frühaufgange dieses Gestirns der Anfang der
Überschwemmung zusammenfiel und der Katarakt als Schwelle des Ägyp-
ten betretenden hohen Nils betrachtet werden darf.

Leider sind im J. 1822 der in der xvm. Dynu unter Anieno-
phis II], erbaute nahe an der Südspitze der Insel gelegene Chnum-
Ttmpel und ein kleineres mehr nordwestl. gelegenes Heiliythum
Fuhnes1 III. , der sog. Nordtempel, abgerissen worden', um Bau-
material für einen Palast zu gewinnen, welchen Mohammed rAli zu
Assuän anlegen ließ. Der Keisende ist an dem letzteren, ehe er zu
dieser Stadt gelangte, in deren äußerstem Norden er liegt, vorbei-
fahren. Die Gelehrten der französischen Expedition fanden die
Htapel noch unversehrt und gaben Abbildungen derselben; jetzt
l'ndet sich auf der Insel nur noch massenhaftes Getrümmer, ein
Qranitthor aus der Zeit Alexanders!, und eine Statue Mernephtah'sl.
aus dem gleichen Material. Mücke und Fragmente von Skulpturen

Ii

Ögön umher.
 
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