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Baedeker, Karl; Baedeker, Karl [Hrsg.]
Ägypten: Handbuch für Reisende (Band 2): Ober-Aegypten und Nubien bis zum zweiten Katarakt — Leipzig, 1891

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https://doi.org/10.11588/diglit.5555#0277

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220 Route 20.

THEBEN.

Weüufer :

und an dem Sockel die Namen der von ihm besiegten Fremdvölker
anbringen. Wenn ein Bauwerk im Bereiche der Nekropolis von
Theben, so erinnert dieses an das Memnonium von Abydos (S. 60),
und wenn wir den Stil der Inschriften und Darstellungen näher
betrachten, so wird die erwähnte Ähnlichkeit theils schärfer ins
Auge fallen, theils ihre Erklärung linden, denn der Tempel von
Kurna wurde von dem Bauherrn von Abydos, Scti 1., errichtet und
beide Hciligthümer sind von Ramses II. restauriert und fertig ge-
stellt worden. Beide dienten auch ähnlichen Zwecken, d. h. man
sollte sich in ihnen der Manen ihrer Erbauer erinnern und ihnen
mit Opfern nahen. Freilich wird zu Abydos auf die Wallfahrer
zum Osiris überall Rücksicht genommen, während hier die Götter
von Theben im Vordergrund stehen und das Fest des Gebirgsthals

^ (wahrscheinlich ist der Eingang zu dem nahen Bäb

el-.Mulfik als der Schauplatz der Panegyrie zu betrachten) hier
seinen religiösen Mittelpunkt hatte. Übrigens gedachte Seti 1. in
seinem Memnonium auch seines Vaters Kamses I., des seligen
Ramses Ra-mon-pehti in kindlicher Pietät. Ihm
sind besonders die Skulpturen einer Blendthür
gewidmet, zu der man gelangt, wenn man die linke
Eingangsthür von der Kolonnade an der OstfacadB
aus passiert und den Saal mit zwei Säulen und das
hinter ihm liegende längliche Gemach durch-
schreitet. An der Hinterwand dieses letzteren
sieht man in dem linken und rechten Felde der
erwähnten Blendthür Ramses I. als ..König Osiris"
thronen, und zwei von Ornamenten getrennte In-
schriften zwischen diesen Darstellungen sowie zwei andere, welche
das Ganze einrahmen, lehren daß Seti I. diesen Theil seines Mem-
nonium der Erinnerung an seinen Vater gewidmet habe. Sein
Sohn vergalt ihm das, was er für seinen Erzeuger that, während
spätere Könige, Mernephtah, Siptah und Ramses III. zwar ihren
Namen au einigen Stellen einmeißeln ließen, aber das Memnonium
weder vergrößert noch restauriert zu haben scheinen. Der Reisende
muß von vornherein aufgefordert werden, seine Aufmerksamkeit
der außerordentlichen Schönheit und Reinheit des Stils der In-
schriften und Bilder zuzuwenden. Man kann den erhaltenen Theil
des Tempels von Kurna in vier Abtheiluiigon zerlegen: 1. die nach
Osten gekehrte Kolonnade an derFacade des Tempels, 2., 3. und 4.
drei durch Scheidewände getrennte Reihen von Sälen, Zimmern
und Gemächern, eine mittlere, eine linke und eine rechte.

Die Kolonnade (PI. A) zeigte an ihrer Vorderseite ursprünglich
10 schöne ausskulptierte, die Idee dieser Säulenordnung vortrefflich
zum Ausdruck bringendeJPapyrosknospensäulen, von denen (auf der
linken, südl. Seite) eine gestürzt ist. In ihrer Hinterwand (der
östl. des Tempels) belinden sich drei Thören (PI. a, b, c), weichein die
 
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