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Der Bote vom Neckar: Wochenblatt für amtl. u. Privat-Bekanntmachungen (1): Der Bote vom Neckar: Wochenblatt für amtl. u. Privat-Bekanntmachungen — 1836/​1837

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https://doi.org/10.11588/diglit.42417#0462

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362

Dornen und Nesseln. Langsam richtet er sich auf, wü-
thend schmerzt es ihn in der Seite, er har eine Rippe
gebrochen, und was er jetzt erst bemerkte, die Hand,
mit der er gestern die feurige Kröte angrfaßt, ist bis an
das Gelenk kohlschwarz. O wie verwünscht er nun seine
Goldgier. Näher kommt der Brrgmarm; der Fremde
duckt sich nieder, jener steigt auf die Klippe, und nun
rafft der Wälsche eilend zusammen, was er erraff-»
kann, von dem herabgeworfenen Erz, und macht sich
aus dem Staube, was freilich langsam genug von Stat-
ten geht, weil der Schmerz und die Last ihn zu laufen
hindern. Da schallt hoch von der Klippe herab eine
fürchterliche Stimme hinter ihm drein: Warte du Spitz,
bube! Und ein Hagel von kleinen Stücken des Golderzes
prasselt durch die Baumzweige, und manches davon trifft
hart genug den Fliehenden. Bald darauf brummt es
hinter ihm, ein großer Bar fährt ihm mit Blitzesschnelle
zwischen die Beine, und trägt ihn, der seine Seele Gott
befiehlt, unaufhaltsam durch das Dickicht. Mehr sodt
als lebendig hält sich der Schatzgräber fest an des Un-
gethüms zottigem Pelz; Hut und Näuzel gehen verloren;
wie sie aus dem Walde kommen, wirft ihn der Bär in
einen Morast und trabt brummend davon. Lange liegt
der Schatzgräber betäubt, endlich erholt er sich und kriecht
aufs Trockene. Der Verlust des Goldes schmerzt ihn
mehr, als die linke Seite, doch schwer sind noch von
Erz seine Taschen. Im nächsten Dorf untersucht und
verbindet ihn der Barbier, und als er Abends allein ist,
will er gerne sehen, wie viel er gerettet, und packt die
Taschen aus. O weh! Schw-fickkies und Hornblende,
Glimmer und Katzengold ist alles Erz, kein Körnlein
eines edlen Metaües. Nun jammert er erst recht über
sein Schicksal. Dazu schmerzt ihn fürchterlich die schwarze
Hand, an der der Bader schon erfolglos herumgewaschen
und gebeizt, mit starkem Spiritus und Scheidewasser.
Am anderen Morgen löst sich die schwarze Haut ab,
unter der eine neue weiße wieder gewachsen, und wie
er sie theilwrise abzieht von den Fingern, hat sie in viele
dünne Goldblättlein sich verwandelt, und so hakte er
doch etwas für die aus gestandene Angst. — Hier endete
Wollmann, der Bote aus Hirschberg, seine Er-
zählung, wäörcnd welcher die beiden Wanderer wieder
eine Strecke mit einander fortgrgangen waren, und
Rondschewale sprach: So müßte es Allen ergehen,
die Habsucht verleitet, sich des Eigenthums Anderer zu
bemächtigen, und die erndten wollen, wo sie nicht gesäet
haben. —
Dir beidm Wanderer standen vor dem Thore der
Stadt Hirschberg und Rondschewale nahm seine
Last wieder auf seinen Rücken, zugleich tauschte er den
Knottnstab gegen die dünne Gerte, die Wollmann

erst in der Hand gehabt, wieder ein, und bot dem Be-
gleiter ein Geldstück.
Behaltet Euer Geld, ich will für die kleine Mühe
keine Belohnung, sprach der ehrliche Bürger. Vielleicht
komme ich morgen auf dem Markte zu Euch und kaufe
Euch etwas ab, dann werdet Ihr es auch mit mir billig
machen. In welchen Gasthof geht Ihr? —
Mir gleichviel, in den Ersten, den Besten, antwor-
tete der Handelsmann.
Geht in den Lindwurm, der Wirth ist mein Gevatter,
ich komme nach dem Essen auch noch ein Stündchen hin;
Gort befohlen! rief Woll mann und bog in ein Sei-
tengäßchcn.
Schönen Dank und Gotteslohn für die Gefälligkeit!
rief Rondschewale dem Bürger nach, und schritt auf
das stattliche Gasthaus zum Lindwurm zu, dessen mus
Schildfahne bunt und groß durch die eiubrecheuLe Däm-
merung glänzre.
Die geräumige Wirthsstube war schon ziemlich voll
von Iahrmarktsgästen, als der italienische Kaufmann
hereintrat und von dem geschäftigen Wirth freundlich
und höflich begrüßt wurde.
Das Gespräch m der Stube war laut und lebhaft,
dort erzählte eine wohlbeleibte Tabulekkrämerin mit krei-
schender Stimme einigen Fuhrleuten einen Diebstahl,
den sie erlitten, dort stritt ein Roßkamm mit einem Ju-
den , mehrere Bürger spielten an einem Tssch Karten,
und es schollen von- daher oft Faustschläge auf den Tisch
und kräftige Flüche. Von Zeit zu Zeit ließen sich unter
den Tischer; knurrende Huude vernehmen, die einander
wiis zu zerzausen begangen, bis einige Fußtritte sie zum
Schweigen brachten. In einer audrren Ecke führten
Hwndeisleute laute Gespräche über Krieg und Frieden.
_(Fortsetzung folgt.)
C h a rad e.
In dunkeln Walves-Gründen,
Vor alter grauer Zeit
Den deutschen Göttern einst geweiht.
Wirst du die Erst? finden.
Mnne Zweite aber wird fihr oft
Bei vielen Thi-ren gefunden,
Und manchem Ehemann unverhofft
Manierlich aufqcburrden.
Mein Ganz-Z ein posßrlich Thier,
Auf der Ersten ist's bald dort und hier;
Nun rache lieber Lefir fem,
Was mag Laö für ein Thirrchcn sein?
Mosbach.
Die Auflösung des Rächsels in Nro. 77 ist in den
Anfangsbuchstaben der Zeilen enthalten.

HeranSgegeben und gedruckt vom Universitäts-Buchhändler August Oßwald in Heidelberg.
Ausgegeben bei dem Verleger in Heidelberg und bei Ferdiuaud Lempp i« Mosbach.
 
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