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Koninklijke Nederlandse Oudheidkundige Bond [Hrsg.]
Bulletin van den Nederlandschen Oudheidkundigen Bond — 2.1900-1901

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Nr. 1
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Friedländer, ...: Lucas van Leyden
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https://doi.org/10.11588/diglit.17408#0049

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Lucas van Leyden.

Der deulsche Kunstbesitz ist in diesem Jahre durch zwei Gemalde
des Lucas van Leyden bcreichert worden.

Das eiue Bild war bekannt durch eine Notiz in den letztcn Auf-
Iagen des Burckhardt'schen «Cicerone«, doch halten es sehr wenige
gesehen. Dargestellt ist in ziemüch wirrer Komposition das Volk der
Juden in waldiger Gebirgslandschaft an dcm Qaell, den Moscs mit sei-
nem ,Stabe erschlossen hat. Das auf Lein wand, mit Wasserfarben gemalte,
sehr grosse Bild (1,85 X 2,6^ M.) hing ehemals, unter der Bczeichnung
«ferraresische Schule« im Palazzo Borghese zu Rom, wurde von L.
Scheibier als ein Werk des Lucas erkannt, kam dann durch Erbschaft
in den Besitz eincs Verwandten der Borghese, war viele Jahre so gut
wie verschollen und ist zu Anfang dieses Jahres durch den Münchener
Hofantiquar J. Böhler an das Germanischc Museum zu Nürnberg ver-
kauft worden. Die Erhaltung ist vergleichsweise gut, wiewohl das
Gemalde von den Schaden nicht frei ist, an denen fast alle Leinwand-
bilder der 15 und 16 Jahrhunderts kranken. Die sorgfaltige Reinigung
durch Professor Hauser in München hat den Eindruck nicht wesentlich
geiindert. Geblieben ist die fleckige Unruhe der koloristischen Wirkung.
Das Werk ist mit dem «L« signiert und «15271: datiert, gehort also
der spateren Zeit des Meisters an. Die Formensprache ist recht manie-
riert. Neben dem Petersburger Hauptbilde, das an Farben- und Hcll-
dunkelwirkung überlegen ist, gehort diese Moses-Darstellung nach Um-
fang und Kigurenreichtum zu den bedeutendstcn Werken, die uns von
Lucas erhalten sind. Die Finverleibung des historisch gewiss sehr
wichtigen Monumentes in eine öffentliche Sammlung wird mit Freude
begrüsst werden.

Weit weniger important, doch ebenfalls sicher eine eigenhandige
Arbeit der hollandischen Meisters, überdies vollkommcn erhallten und
günzlich unbekannt bisher, ist das Portrait, das ein Berliner Privat-
sammler im Februar dieses Jahres aus süddeutschem Kunsthandel erwarb.
Dieses Brustbild eines bartlosen Mannes in mittleren Jahren ist sehr
fein und einheitlich im Ton, von einer Helldunkelwirkung, die fast an
Schöpfungen des 17. Jahrhunderts erinnert, sehr interessant in der Hal-
tung und im Ausdruck. Die kleine Eichentafel (etwa 20 X 18 cM.)
ist rechts oben mit dem «L« und der Zahl 1517 bezeichnet.

19. VIII. 00. Pribdlander.
 
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