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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 2.1900-1901

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Nr. 4
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Siefert, Alfred: Die rechtsrheinische Nachbarin der Hohkönigsburg im Elsaß: Burg Hohengeroldseck in der Ortenau
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https://doi.org/10.11588/diglit.31729#0031

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slavischen Volkszweigs der Rarancanen (Rarnchner) Woinemir, wider die Avaren gezogen nnd hatte
dieselben besiegt. Aus diesem Zuge scheint Gerold I. auch die Mittel zuin Bau seiner I?este mit nach
Hause gebracht zu haben, denn die Lhroniken melden, daß die Beme, welche diese drei Heerführer
Pipins auf diesein Siegeszuge machten, „den Geldwerth auf langere Zeir herabdruckten, und daß der
preis der Eebensmittel Lm Lrankenreich auf zehn Iahre hinaus um ein Drittheil stieg."

In den stadtischen Alterthumssammlungen in Eahr wird heure noch ein Horn aus Bronze
gezeigr, welches der getreue Gerold auf diesen Zügen an seiner Geite hangen gehabt haben mag, das so-
genannre Grüselhorn. Die Rlange dieses Hornes dürfren sich wohl mic denen von Rolands Glivanten
emst vereinigr haben, denn den, der es erklingen hört, überlauft es kalr, so schaurig ist sein Rlang.
Das »Zorn verdankt seine Berühmrheic aber weniger dieser Eigenschaft, als dem Umstand, daß
ein von Diepold von Eützelhardt gefangen gehaltener Geroldsecker (Walther), welcher keine Ahnung
davon hatte, daß er auf dem seiner Burg benachbarrcn Lützelhardt gefangen saß, durch das
Ercönen dieses Hornes, defsen Rlange er wohl kannce, und das auf der Burg in Gelbach geblasen
wurde, inne wurde, wer ihn gefangen hielr. Diese in Gelbach gelegene Burg scheint nach diesem »Zortt,
das zur Errettung des Geroldseckers Walchers die erste veranlafsung gab, von diesem in dankbarer
Erinnerung hieran ihren Namen Tutenstein (von tucen — blasen) erhalten zu haben.

Urkundlich zum ersten Mal im Iahre 11Z6 in dem Gchirmbriefe des s)apstes Innocenz II. für
das Rloster Gengenbach erwahnr, blieb die Burg Hohengeroldseck im Besitz der Hohengeroldsecker
bis zum Iahre 14-86, Ln welchem Iahre es von Rurfürst ^hilipp von der s)falz, der mit Raiser
Lriedrich IV., Andere nennen Lhn den III., in Lehde lag, nach einer harcen Belagerung genommen
wurde ). DLeser hielt sie bis zum Iahre 1564-, um welche Zeir sie Raiser Mai.imLlian I. an sich
zog und sie sodann als ein österreichisches Eehen wieder an Gangolf I. von Hohengeroldseck zurück-
gab. Die Burg blieb nun Lm Besitz der Grafen von Hohengeroldseck bis Lns Iahr I6Z4, in welchem
Iahre diese mit Iakob, dem letzten Grafen dieses Geschlechcs, ausstarben. Der Wittwe dieses Iakob,
Barbara von Rappolrstein, war vermöge Heiraths-Lontract vom 21. Iuli 1584- das Gchloß »Zohen-
geroldseck verschrieben, sie wahlre aber dagegen das Schloß Tucenstein (jetzt Dautenstein) bei Gelbach.
2luf den Tod Iakobs sollre zwar die Burg und die Herrschafc Hohengeroldseck seiner Erbrochrer Anna
Maria zufallen; allein Graf Grro Adolf von Lronberg wurde von Gesterreich den 17. Geptember 16Z5
in den Besitz derselben eingesetzt. Maria Anna von Hohengeroldseck hatte zu ihrem zweiten Gemahle
Markgraf Lriedrich V. von Baden. Es entstanden daraus diesem ^ause mit Gesterreich und Lronberg,
wegen des Besitzes von Hohengeroldseck langjahrige s)rocefse; allein bald darauf brach der fürchterliche
Rrieg aus, in welchem nebsr der s)falz die markgraflich badischen Eande Lm Iahre 1686 schwer heim-
gesucht, die Burg Hohengeroldseck aber im Vlamen des Grafen von Lronberg von defsen Burgvogt,
pistorius von VIidda-R.eLchweiIler, an den Bevollmachrigcen Ludwigs XIV., Rönigs von Lrankreich,
den Gouverneur von Grraßburg, Grafen von Lhamilly, abgetrccen wurde. Bei Auflösung des deucschen
Reiches wurde die Grafschaft »Zohengeroldöeck dem Fürsten von der -Leyen mic voller Souveranität
gegeben. Die Fürsten von der Leyen, die auch heure noch im Besitz der Burg sind, haben ihren
Scammsitz auf Gchloß Wahl bei Buchloe in Bayern. Daß die Burg Hohengeroldseck Lm Iahre 1677
von dem französischen Marschall Lregui zerstört worden sein soll, wie auch Mone im II. Band seines
Badischen Archivs, G. ZO7, schreibt, scheint nach dem Vorangegangenen auf einem Irrchum zu beruhen,
wie denn auch in den ,GrlieIe8 cle la Läpjlulalion, p388ee8 au nom clu Koy enlre IVlon8. I^e eomle
c!e GbamIIIy, I^ieulenanr Oenernl 6es nrmee8 clu k^oy er Oouverneur äe Zlrn8bourZ cl'une part er
nu nom cle Non8. I^e eomre OronberZ par Non8. ?i8loriu8 cle blicläü - ^eieb-cveiller cl'autre pärl"
uncerm zweicen Absatz deuclich geschrieben steht: Zeeonclemenl promer VIon8. I.e eomre cle Okamilly
6e Iai88er Is8 murailles el bn8timenl8 äu 8uräl. eba^leau cle Ouerolreeb ,,clan8 le mems e8tnl et
8NN8 clemolition" eomms lour roy a e8te libre ere. Mehr als die Lranzosen scheinen die heimischen

Von dieser Belagerung entwirft Bernhard hertzog in seiner Ldelsaßer Lhronik vom 2»ahr ;592 Band II, Leite ;28
ein sebr anschauliches Bild. Nach diesein bat der pfalzgras nm Etzidij (;. 5ept.) ;Z86 vor hohengeroldseck beieinander gehabt:
„Neisiges Zeugs über ;800 Neisiger gerüster guter Leut, allein der pfaltz Ritterscbaft und kcins Fürften Zuzug. -1000 gewappneter
Fußgänger, 250 Schweizer, ;600 IVagenknecht. Dazu kommen ;6 Grafen, 8 ^freiherren, 22 Ritter und 5;z Ldelleute (darunter
einen Grafen Nrafft von hobenloe, Landvogt im Llsaß (!)), macht zusammen eine Armee von 800g Mann, die Diener nicht mit
inbegriffen. Der Belagerungsxark bestand aus 8 hauptbüchsen (darunter: der Ballauf, die Bas Llß, die Pfaltz, der Löw, der Neid-
bart und der Narr), 2z. Lchlangen, 25 Stnrmbüchfen, zo Voglern, 200 hakenbüchsen und 800 IVagen.
 
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