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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 2.1900-1901

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Nr. 9
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Lünnemann, Leopold: Die Iburg
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https://doi.org/10.11588/diglit.31729#0088

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riiiger Eiitfernuiig öftlich von der Apfts scheint ein Anbau, dessen Grundmauern zu erkennen ftnd,
gelegen zu haben. An der südöftlichen Ecke der Burg finden wir dann noch die Grundmauern eines
Tfiurmes von ö—7 m Durchmesser. Von hier schweift der Blick in das Driburger und weiter in das
Aa-Thal, welches zur ^lethe und von da zur Weser führt.

Einen Grundriß der Iburg finden wir in Hölzermanns Localuntersuchungen (1878); dem Herrn
Xegierungs-Bauführer E. Garrazin - Lassel verdanke Lch einen neuen Grundriß des L38trum Ibur^,
welcher ftch HLer abgebildet befindec und einige Abweichungen von dem Hölzermann'schen aufweift.

Ueber Rleinfunde auf der Iburg ift mir nicht viel bekannt. Or. Rampschulte berichtet in
seinen Burgfahrten (1870): „Bei diesem Durchbruch des Gemauers (am Bergfried) Lft auch, wie verftcherc
wird, die kleine, nur ein paar Zoll lange Figur gefunden worden, welche aus Speckftein geschnitten, auf
einem Pfühl, neben einem Eaubzweig, und ziemlich gut gearbeitet, eine liegende Person darftellt, über
deren Bedeucung so leicht keine Gewißheic zu erreichen ift. Doch wird jedenfalls anzunehmen sein,
daß die LLgur eine chriftliche Bedeutung hat. Zufallig habe Lch in Berlin Lrgendwo genau dieselbe
Ligur, aber besser erhalten, wiedergefunden und mich überzeugt, daß meine Ansicht die richtige ift: es
ift ein ruhender Iesus als Rnabe." Eeider habe Lch nirgendwo erfahren können, wo ftch diese Kgur
jetzt befindet. Auf dem Boden des Driburger Rathhauses werden einige behauene Steine aufbewahrt,
welche von der Iburg ftammen sollen; doch war Gewißheit HLerüber nicht zu erlangen. Der eine Stein
ftellt ein gothisches Rapital vor, der Durchmesser betragt ZO—5O Lm; ein anderer Scein, etwa von der-
selben Größe, aber glatt, zeigt auf einer Breitseite verschlungene, erhabene Linien; ein dritter Gtein
weift keinerlei besondere Merkmale auf.

Wie wir bei Hölzermann (Eocaluntersuchungen) sehen, befinden ftch außerhalb des das L38trum
lburZ umgebenden Grabens noch umfangreiche wallanlagen. Wahrend die innerhalb des Grabens
befindlichen, hier beschriebenen Mauerrefte sammtlich aus der Zeit Bernards II., des Erbauers des
L38trum IburZ (1189), vielleicht auch theilweise aus spaterer Zeit ftammen, ftnd die übrigen, Lm
Weften und ^lorden vorgefundenen Walle aus germanischer bezw. sachftscher Zeit. Wenden wir uns
bei dem jetzigen Eingang zur Burg nördlich und gehen ein wenig Ln den Vuchenwald hinein, so
erblicken wir einen eigenthümlichen kegelförmigen Bergvorsprung. Von diesem fteigt nach Süden
aufwartö allmahlich ein Wall an, der von dem Burggraben 60—70 Schritte entfernc bleibt. In der
V7ahe des erwahncen Vorsprungs ist auf veranlassung des Paderborner Alterthumsvereins im Iahre
1896 der Wall auf eine kurze Gcrecke unrersucht und dabei eine Mauer von etwa 1,69 m Durchmesser
freigelegt worden. Der Wall beschreibt einen Bogen und dehnt ftch bis an den südlichen, fteilen
Bergabhang aus. An der Süd- und Gftseite der Burg finden wir derarcige Befeftigungen nicht.
Der alce, von Driburg kommende Fahrweg trifft weftlich von der Iburg auf diese Wallanlagen. Von
diesem führc ein jetzt wenig benutzter Hohlweg zu einer viereckigen Wallanlage, die als Warre gedient
haben wird. Diese Warte jft etwa 99 Schritt von dem vorhin erwahnren Walle nach außen entfernr.
Eine Fortfttzung des in die Warce führenden Weges ift jctzt nicht mehr zu erkennen; wahrscheinlich
lag fte etwa 59 Gchritt südlich von dem jetzigen, durch die Walle führenden Wege, welchem parallel
fte in die Richtung des Bergfriedes führre. Wenigscens finden ftch hier Gpuren von Wallen, welche
rechtwinklich zum Umfassungswall und parallel mit einander verlaufen.

Gomit ware eine doppelre Aufgabe zu bewaltigen: Zunachft die alte, fürftbischöfliche Burg frei-
zulegen; ferner die außeren Wallanlagen genauer zu untersuchen. Beides würde gewiß von nicht geringer
Bedeumng sein. Da schon manches Iahrhundert vorübergegangen ift, seit die Iburg in Trümmer
zerfallen ift, so dürfre HLer mancher für die Lulturgeschichce des deurschen volkes wichtige Lund
gemacht werden.
 
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