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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 28.1927

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Nr. 1
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Kohla, Franz Xaver: Zur Burgenfahrt durch Kärnten
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https://doi.org/10.11588/diglit.35078#0025

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Schutt liegenden Teile der ursprünglichen, wiederholt zerstörten Anlage angehört haben. Fraglos stand „Tagenos
Schloß" auf den inneren Bezirk beschränkt und bezog die überwölbte, tief in den Fels gehauene, burgbezeichnende
Zisterne — den Tagenosbrunnen — mit ein. Vielleicht hat Pieper recht, wenn er den Pallas der heutigen Burg
mit den fürstlichen Räumen in dem mächtigen Mauerkomplex gegenüber dem Eingänge vermutet, deren Ansätze hoher
Gnrtengewölbe im Erdgeschoß — dem wahrscheinlichen „großen Roßstahl im Zwinger" — und der weitläufige erste
Stock würden dafür sprechen; doch glaube ich die Wohnräume in den geschützteren, leider schon total zerstörten Nord-
trakt verlegen zu sollen. Ostwärts, außerhalb des engeren Beringes, doch vom Hoftrakt aus zugänglich, schließt in kleinen
Unterteilungen ein weiteres „Stöckl" an. Dort ist ja auch die in einer bischöflichen Burg nicht zu vermissende Kapelle
zu suchen, aber auch die „Canzley, die vier Kümmern und die Gsindtstnben" lagen neben der „Kuchl", von der noch
die steinerne Ausgußplatte zu sehen ist.
Um den freien Rundlauf um das etwas höher gestellte Schloß innerhalb des Zwingers zur raschen Versorgung
der Schützen bei einer Belagerung zu ermöglichen und die Verteidigung der höheren Stockwerke unabhängig halten
zu können, führen vom Schlosse zum östlichen Wehrgang und dem Wehrturm (Fallturm) mehrfach gewölbte Über-
brückungen. Der zeitgemäß bergfriedlose Bau dezentralisierte seine Beobachtung teils in die Türme oder sparte zu-
nächst des Einganges wohl auch Gucklöcher im äußeren Gürtel aus und deckte den Hof gegen die Beschießung von einem
ostwärts vorgelagerten in die Verteidigung nicht einbezogenen Rücken durch eine besonders hohe Schildmauer.
Erzbischof Leonhard verlieh am 13. September 1503 seinem Neffen Sigmund und Wolf v. Keutschach auf ihre
nnd ihrer Söhne Lebenszeit die Pflege Taggenbrunns samt der Burghut und dem Gericht und Amt zu Zoll (Maria
Saal). Auch in der Folge wurde Taggenbrunn von salzburgischen Pflegern und zusammen mit Maria Saal verwaltet.
Infolge des Reichsdeputations-Hauptschlusses vom 25. Februar 1803 kamen die Salzburger Herrschaften in
Kärnten an Österreich; Taggenbrunn wurde Staatsdomäne. 1859 wurde es an die Familie von Reyer verkauft und
ging 1883 kanfweise an die Familie Kleinßig über, die es noch besitzt.
Der Sitz der Pfleger war ursprünglich Taggenbrunn. 1692 übersiedelte das Pflegamt endgültig nach Maria
Saal. Die Burg blieb leer stehen. Nur ein „Torwärtl" wohnte drin, die zugehörige Meierei wurde verpachtet. Ilm
1770 scheint die Burg noch in ziemlich gutem Zustande gewesen zu sein. Um 1818 war sie bereits Ruine.
Leonstein.
Der buchtenreiche Wörthersee, der wärmste und mit 24 üin
Längenausdehnnng wohl auch der größte des Landes, tritt durch
die namengebende Halbinsel am Südufer, Maria Wörth, Ende
des 9. Jahrhunderts in die deutsche Siedlungsgeschichte
Kärntens.
Nördlich der breiten, vom glazialen Drauschub WO. ab-
geschlisfenen Waldhügelzone, welche das nördliche Seeufer
säumt und diesen See klimatisch und landschaftlich außerordent-
lich vorteilhaft bettet, liegt, etwa Gehstunden von letzterem
entfernt, auf felsigen Moorinseln ruinenhaft vereinsamt die
alte Pfalz Moosburg, Kaiser Arnulfs Geburtsstätte. König
Karlmann besaß sie und verlieh sie schon vor 879 seinem Sohne
Arnold. In der weiteren Folge scheinen die Bischöfe von Frei-
sing, von denen Arnold schon 875—883, Waldo von 883—906
im Besitze von Maria Wörth waren, die Herren von Moosburg
geworden zu sein, aus deren Händen es vor der Mitte des
12. Jahrhunderts die Görzer Grafen empfangen haben dürf-
ten. Doch der Bestand war um diese Zeit nicht mehr der alte,
denn schon entwickelten sich auf dem weiten Gebiete der Pfalz,
das nicht nur gegen Norden weit ausgriff, sondern auch Teile
des südlichen Seeufers miteinbezog, freie Sitze. So treffen
wir nächst des Wörthersees bereits 1166—1175 urkundlich
einen Dietrich von Leonstein, ein freier Mann — 1169 aob-
iÜ8 domo, 1175 nolülw ao über mi1s8 genannt, 1173 in der
Zengenreihe an dritter Stelle nach einem Grafen —, ver-
mutlich aus dem Geschlechte der Freien von Projern.
Ihre Feste erhob sich auf einem der vielen isolierten
Felshöcker dieses nur scheinbar wenig gegliederten Höhen-
zuges und schaut nunmehr als Ruine auf den emporblühenden
Kurort Pörtschach a. W. herab. Aber interessanterweise ver-
deckt ihr den unmittelbaren Seeblick die seit 1213 nachweisbare
Seebnrg, kaum einen guten Pfeilschuß von den Mauern der
Leonsteiner Burg entfernt. Während nun der Sohn des Abb. 3. Burg Taggenbrunu, Grundrisse der Turme ^ und 8.
 
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