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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 28.1927

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Nr. 1
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Stolberg, Friedrich: Burgruine Ochsenstein im Elsaß
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https://doi.org/10.11588/diglit.35078#0034

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12



Die Anlage (vgl. oben und den Grundriß!) zerfällt in
zwei Teile, Hauptburg und Vorburg „Wachelheinr", die durch
einen Halsgraben voneinander geschieden sind, und deren
ieder sich auf und an den turmartig aufstrebenden Felsmassen
entwickelt. Die Hauptburg steht auf einem etwa 60 Meter
langen, 5—12 Meter breiten und 15 Meter hohen Grat
(584 Meter ülH), der allseitig mit senkrechten Flanken und
unheimlichen Überhängen abbricht. Den Aufstieg vermittelte
ursprünglich wie bei den beiden Felsen der Vorburg eine
hochziehbare Leiter, heute ersetzt durch eine Steintreppe.
Auf derselben emporsteigend, gelangt man oben in einen
Vorplatz, an den sich zur Linken der Pallas, zur Rechten
der Küchenban und der Bergfried anschließen. Vom Pallas
steht nur noch niederes Gemäuer, bemerkenswert ist ein
ehemals gewölbter sechseckiger Raum auf der höchsten Fels-
spitze mit Resten eines srühgotischen Gewölbes (Birnstäbe).
Südlich vor dem Palas liegt eine geräumige Plattform mit
gewölbter Zisterne. Im Küchenbau zur Rechten des Auf-
ganges fällt in der westlichen Außenmauer ein gut erhal-
tener, hübsch gearbeiteter Spülstein mit Abflußrinne auf,
davor eine in den Felsboden eingetriebene Treppe, die ein
Stück hinabführt, um dann plötzlich aufzuhören. Es scheint,
daß hier ein zweiter Aufgang geplant war, der, wie bei den
beiden Vorbnrgklippen der Fall, als Treppentunnel im Fels
selbst zur Höhe leiten sollte (vgl. unten!). Das merkwür-
digste Bauwerk der Hauptburg ist aber der auf dem äußer-
Abb. 12. Burg Ochsenstein, Burgtor. sten nördlichen Ende des Grates stehende Bergfried. Er
zeigt unregelmäßig sechseckigen Grundriß, dem Felsen fol-
gend, und trapezförmigen Jnnenranm. Nur noch der Stumpf des Turmes hat sich erhalten, in diesem noch der
unterste Raum, der heute gleich einen: Schilderhäuschen gegen den Beschauer offen dasteht (vgl. Abbildung!).
Das Gewölbe ist nun nicht in normaler Weise, etwa mit
Rippen oder als Kuppel, hergestellt, sondern durch Vor-
kragen wagerechter Schichten mit wagerechten Lagerfugen
gebildet nach Art mykenischer „falscher" Gewölbe. Den
Scheitel deckt eine 1,5 Meter lange Steinplatte. Das
Ganze stellt den originellen Versuch eines romanischen
Steinmetzen dar, einen unregelmäßigen Raum zu über-
wölben.
Östlich und nördlich umgibt die Unterbnrg den Felsen.
Von ihr sind noch erhalten die Tormauer (vgl. Abbildung!)
mit Tor, Scharten und Wehrgang darüber, ein halbrunder
Zwingerturm sowie ein Vorhof mit den spärlichen Resten von
Wirtschaftsgebäuden. Das Tor liegt etwa 4 Meter über dem
Außengelände und wird durch eine abnehmbare hölzerne
Rampe zu erreichen gewesen sein. Baumaterial von Ober-
und ünterburg ist roter Sandstein in Form von Bruchstein,
glattem Werkstein und Buckelquadern (vgl. die Abbil-
dungen!).
Von der Hauptburg durch den Halsgraben getrennt,
erstreckt sich die Vorburg Wachelheinr. Ihre Kernpunkte
bilden der zweite und der dritte Fels (vgl. Grundriß!).
Zwischen beiden Felsen lag ein ummauerter Hof mit einem
Brunnen und einem größeren Wohnhause. Dasselbe ist
an den Fels III angelehnt und in Bruchstein ausgeführt.
Es besaß zwei durch eine Balkendecke geschiedene Geschosse
mit einem großen Kamin im Oberstock. Der 18 Nieter lange,
8 Meter breite und 12 Meter hohe Fels II trägt Mauer-
reste aus Bnckelquadern (vgl. Abbildung!). Der Aufstieg
erfolgt wie einst so noch heute auf hölzernen Leitern durch Mb. 13. Burg Ochseustein, Bergfried.
 
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