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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 28.1927

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Nr. 2
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Ebhardt, Klaus: Die Burgenfahrt durch Salzburg, Kärnten und Steiermark
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Wonisch, Othmar: Ulrich von Liechtenstein und die Frauenburg: (Vortrag, gesprochen auf der Frauenburg anläßlich der Burgenfahrt der Vereinigung zur Erhaltung deutscher Burgen, am 24. Juni 1927)
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https://doi.org/10.11588/diglit.35078#0055

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33

Ökononnerat Hudler, während der Landeskonservator Or. Semetkowski den sachkundigen und liebenswürdigen
Führer machte. Nach einem letzten Rundblick über die grüne Steiermark ging es dann, dem durch die Wolken
brechenden Abendrot entgegen, nach Graz zurück, wo ein zwangloses Beisammensein die Teilnehmer zum letztenmal
vereinte. Vorführungen der „Südmark", des alpenländischen Teils des Vereins für das Deutschtum im Auslande,
belebten den Abend mit Lied und Volkstanz.
Eine an Eindrücken überreiche Fahrt hatte damit ihren Abschluß gefunden. Wie kaum eine der vorigen
Burgenfahrten hatte sie die letzten und tiefsten Ziele der Vereinigung den einzelnen klargemacht: eben durch die
Pflege und Beschäftigung mit kulturellen Dingen, durch das Kennenlernen der herrlichen Baudenkmale dem
Deutschtum zu dienen, aus den Schätzen der Vergangenheit Kräfte zu sammeln für den Neubau einer großen
deutschen Zukunft. Or. imsä. Klaus Ebhardt.

Ulrich von Liechtenstein und die Frauenburg.
(Vortrag, gesprochen auf der Frauenburg anläßlich der Burgenfahrt der Vereinigung zur Erhaltung deutscher
Burgen, am 24- Zürn 192?, von Stiftsarchivar p. Othmar Wo ursch, St. Lambrecht.)
Verehrteste Damen und Herren!
Liebwerte Volksgenossen aus dem Reiche!
ie Mauern einer verhältnismäßig kleinen Burg umgeben uns. Nach der mächtigen Veste Hohensalzburg,
nach dem Renaissanceschloß in Spittal a. d. D., nach dem vieltorigen Hochosterwitz und dem nicht unbe-
deutenden Friesach wird Ihnen dies um so mehr zum Bewußtsein kommen. Sie mögen sich bereits
gefragt haben, ob es sich lohnte, den steilen Berg heraufgestiegen zu sein. Sie sollen jedoch bald sehen,
daß es Sie nicht reuen darf, der Frauenburg eineu Besuch abgestattet zu haben.
Sie sind heute durch den burgenreichsten Teil Steiermarks gefahren. Kaum hatten Sie Friesach verlassen,
grüßte Sie beim Eintritt ins Gebirge und zugleich ins Land
die Veste Dürnstein; dem aufmerksamen Auge entging
dann nicht die kleine Ruine Neidegg. Der Felsenschlucht
entronnen, erblickten Sie links das Neu- und Altschloß Lind,
dann rechts das wohnliche Forchtenstein. In der Umgebung
liegen — Ihren Blicken allerdings verborgen geblieben —
zahlreiche Edelsitze auf dem breiten Neumarkter Sattel.
Die Krönung all dieser ist die höchstgelegene und eine der
ausgedehntesten Ruinen des Landes, das stolze Schloß
Stein. Unmittelbar unter dem Schienenstrang liegen Alt-
ernd Neuteuffenbach, weiterhin am Rande des sich hier er-
weiternden Murtales die Burgen Pux, Saurau und Katsch;
am steilen Absturze des Puxerberges sahen Sie das Höhlen-
schloß Schallaun oder Puxerlueg. Auf einen Augenblick
zeigte sich im Hinteren Wölzertale die einst Freisingsche Veste
Rotenfels bei Oberwölz, rechts vor Scheifling die Brand-
ruine Schrattenberg und auf grünem Wiesenplan die Reste
des Schachenturms. Im Orte Scheifling liegt die Burg
gleichen Namens und — schon im Anblicke der Frauenburg
— sollen rechts vor Unzmarkt die Überreste der sagen-
haften Rosenburg liegen. Es entfällt auf fast jedes zweite
Kilometer ein alter Rittersitz. Versetzen Sie sich nun im
Geiste um sieben bis achtJahrhunderte zurückundSie werden
sich ein Bild des regen Lebens in dieser Gegend machen
können. Aber es hätte sich namentlich im 13. Jahrhundert
ebenso wie sonst in deutschen Landen abgespielt, wenn
nicht ein Mann dieser Zeit und dieser Gegend einen beson-
deren Stempel aufgedrückt hätte — Ulrich von Liechten-
stein, der Herr der Frauenburg.
Gestatten Sie, daß ich einige Zeit bei diesem Namen
verweile! Wir kennen ihn alle aus der Literaturgeschichte.
Steiermark nimmt im literarischen Schaffen des deutschen
Volkes nicht den letzten Platz ein. Die ältesten Spuren
deutscher Dichtkunst finden wir in den Klöstern des Landes,


Abb. 26. Friesach in Kärnten, Bergfried der Burg Petersberg.
 
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