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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 28.1927

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Nr. 2
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Ebhardt, Bodo: Burg Heimhof in der Oberpfalz
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https://doi.org/10.11588/diglit.35078#0061

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Abb. 29. Burg Heimhof von Süden.

8. Der Halbe Dorfgarten (?). 9. Die Weiherwiese. 10. ^/g des Zehent zu
Heimhof und der ganze Zehent vom großen Acker unter demHammer.
11. Alle Güter, Gülten und Zehent in den Pfalz-Neuburgischen Lan-
den. 12. Das Fischwasser in der Lauter. 13. Das Wirts- und Backhaus.
14. Den Hammer zu Heimhof. 15. Die Langewiese. 16. Der Zehenthof
zu Lader, der ehemals zur Schweppermannsburg gehörte, ferner viele
Gülten des Geschwendtbauern zu Pillenhofen, Hermannsdorf, des
Rubenherr zu Reisch, Gerotsene und von der Schauermuhl.
Es war also mit der Burg Heimhof ein stattlicher Besitz verbunden.
Nach der Schlacht am Weißen Berge mußten die Lösen Heimhof
verlassen, das sie erst nach dem Westfalischen Friedensschluß wieder
erhielten. Trotzdem die Lösen sich nunmehr zum Katholizismus
bekannten, dauerten die Grenzstreitigkeiten mit Regensburg an.
Namentlich bei Kirchweihfesten u. dgl. kam es dauernd zu Streitig-
keiten. So 1652, wo ein Lösen den Hohenburgschen Kästner, der
in Hausen erschienen war, im Pfarrhof einsperrte, auch verschiedene
Bürger von Hohenburg gefangen nach Schloß Zandt führte.
Eine große Rolle spielte bei diesen Streitigkeiten der Verschleiß
des Hohenburgischen Bieres. Die Lösen wollten nur Heimhoser
Bier ausschenken lassen und hefteten an die Erbtavernen eine von
ihnen unterschriebene Proklamation an, „daß keiner sich gelüsten lasse,
einige Maß Bier bei einem neuangehenden Wirt zu Tonhausen abzu-
holen, dann in widrigem Fall soll demselben das Bier nicht allein abge-
nommen, die Geschirre zerschlagen und dazu noch zu gebührender
Strafe gezogen werden, sonderen wir auch all unser Recht Vorbehalten
haben, damit sich männiglich vor Nachteil und Schaden hüten wisse".
Dieser Drohung gegenüber wehren sich die Regensburger mit
ähnlichen Proklamationen, worauf die Lösen und ihre Nachbarn,
die Herren von Zandt, in den Keller des hochstiftischen Wirtes zu
Hohenhausen einbrachen, den Boden des Bierfasses zertrümmerten
und das Bier von ihren Leuten, die mit ihnen von der Hasenjagd
gekommen waren, austrinken ließen. Man sieht, welche Rolle
schon damals das Bier in der bayerischen Landesgeschichte spielte.
Jahrelang zogen sich diese Streitigkeiten hin, die in der Lage von
Heimhof auf der Grenze zwischen Regensburger und bayerischem
Gebiet ihren Urgrund hatten. Mit Waffengewalt und durch Pro-

zesse wurde im 16. und 17. Jahrhundert der Streit weitergeführt,
ohne daß es zu einer klaren Entscheidung gekommen wäre.
Aus der Zeit der Lösen sind eine Reihe wertvoller Urkunden er-
halten (siehe Abdruck an anderer Stelle): Die Lösen blieben im Be-
sitz bis 1855. Bis 1807 war mit dem Edelsitze Heimhof die Landsassen-
sreiheit und damit die Gerichtsbarkeit verbunden. 1855 wurden end-
lich Gebäude, Gärten, Äcker, Wiesen, Waldungen von 169 Tagwerk,
Odungen und Weiden von 116 Tagwerk, im ganzen 394 Tagwerk
und 40 dez. samt Gemeinde- und Fischrecht zum Kauf ausgeschrieben.
Es wird bemerkt, daß die Gebäude aus einer uralten Ritterburg,
den Okonomiegebäuden, dem Felsenkeller und der Branstätte be-
stehen und daß Odungen sich vorzüglich zur Aufforstung mit Buchen
und Birken eignen.
Die Gemeinde Heimhof erwarb den Besitz und teilte ihn unter
17 Mitglieder ans. Die Burg ist im Gemeinbesitz, wie das immer
der Fall zu sein pflegt, schlecht verwaltet worden. Mehr und mehr
wurde sie verwahrlost, Mauern wurden teils abgebrochen, ein
Verbindungsbau zwischen dem alten Pallas und dem neuen Flügel
stürzte ein. Reiche Stückarbeiten, die noch 1913 zum Teil erhalten
waren, wurden seitdem vollständig zerstört und waren nach dem
Kriege bis auf kleinste Reste vollständig verschwunden.
Auf Anregung der Vereinigung zur Erhaltung deutscher Burgen
hatte kurz vor dem Weltkriege eiu Mitglied der Familie von Lösen
den alten Stammsitz zurückerworben, um ihn besser zu erhalten.
Nachdem der Käufer im Anfang des Krieges 1914 gefallen war, hörte
jede Sorge um den alten Bau auf. Derselbe wurde nun völlig ausge-
plündert und namentlich der neue Bau der Fenster und Türen, ja der
Fußböden und Dachstnhlbälken beraubt, so daß der Einsturz der Ge-
wölbe teilweise erfolgte und eine völlige Vernichtung der Burg drohte.
Auf Veranlassung der zuständigen Behörden übernahm damals,
1922, der Verfasser diejer Zeilen den Versuch einer Rettung der Burg
Heimhof, die mit größten Mühen und Sorgen gestützt, neubedacht und
im Innern gesichert wurde. Der Burgbering wurde wieder in eine
Hand gebracht, die Grenzen wurden geordnet, Gärten angelegt und
Bäume wurden gepflanzt, so daß für die nächste Zeit die Sorge um
den Bestand dieses ehrwürdigen Baudenkmals behoben sein dürfte.
 
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