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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 28.1927

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Nr. 3/4
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Hettwer, Emil: Kurze Beschreibung der Festung Hohensalzburg als Begleitwort zum historischen Plane
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https://doi.org/10.11588/diglit.35078#0064

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burgs Thron. Die wechselvollen Ereignisse seiner langen Regierungszeit lenken unsere Aufmerksamkeit ans die so
merkwürdig riesige Nachbarburg Burghausen, woselbst dieser Bischof während seiner Fehde mit den Bayernherzögen,
durch List überwältigt, 1387 als deren Gefangener interniert wurde. Die namhaften Zubauten auf Hohensalzburg,
welche unter seiner Regierung infolge der Einführung der ersten Pulvergeschütze in unserer Gegend erfolgten, sind
nicht mehr konstatierbar, weil sie durch jene des 15. Jahrhunderts, im Plane mit nach rechts schräg fallenden roten
Raster erkenntlich gemacht, verdrängt wurden.
Johann II. von Reisberg, 1429—1441, fand sich veranlaßt, um Raum für die vermehrte Armierung mit
Pulvergeschützen zu verschaffen den großen Zwinger der inneren Burg zu einer Bastei zu erhöhen.
Burghard von Weißpriach, 1461—1466, verwandelte die den Projektilen der Pulvergeschütze mehr Angriffs-
punkte bietenden Vierecktürme in Rundtürme.
Über Bernhard von Rohr, 1466—1489, aus einer weitverzweigten Familie in Oberösterreich stammend,
fehlen uns sichere Nachrichten über seinen Bildungsgang. Eine gewisse Unbeständigkeit seines Charakters setzte ihn
in Gegensatz zu Kaiser Heinrich III., welcher seinerseits durch Verletzung der weltlichen Rechte der Salzburger Kirche
bedrohliche Zustände schuf, welche den Bischof zu Selbstschutz in bedeutender Verstärkung seiner Burg und mehrfachen
Bündnissen gegen die kaiserliche Macht veranlaßten. Er errichtete 1479 die nach ihm benannten zwei Basteien gegen
Süden, führte von diesen einen heute noch passierbaren unterirdischen Gang ms Nonntal zu dem damals von ihm
erbauten befestigten Schloß Weingarten, bestimmt zur Aufnahme ungarischer Hilfstruppen zu Zeiten feiner Be-
drängnis durch die kaiserliche Macht. Dieser Bischof begann mit der Erweiterung und Verschönerung an: alten Pallas
durch Schaffung des Fürstenzimmertraktes stadtseits, während fein Nachfolger Johann III. Peckenschlager, diesen
Bail fortsetzend, gleichzeitig den Getreidekasten mit seiner imponierenden Unterkellerung im äußeren Burghofe schuf.
In die noch spätgotische Bauperiode des 16. Jahrhunderts fällen die gründlichsten Umgestaltungen durch Erz-
bischof Leonhard von Keutschach, 1495—1519. Er umfing die innere Burg mit einem heute noch in Teilen sicht-
baren tiefen in Felsen gehauenen Graben, versah seine Wohnräume mit der Leonhardkapelle, deren Chorraum in
den innereil Burghof vorgekragt reicht und mit den beiden Erkervorbauten dieser Wohnräume diesen Hof so malerisch
gestalten. Den Abschluß gegen Süden bildet die noch ursprünglich erhaltene Psisterei und Selchkammer mit dem
allschließenden, 1561 angebauten, der Bestreichung des Burggrabens dienenden, runden Kuchelturm. Im Innern
des Schlosses vollendete er die Fürstenzimmer und versah den Glockenturm mit der klangvollsten Glocke der Stadt.
Die Georgskirche im äußeren Schloßhofe erstand 1502, gleichzeitig das große Orgelwerk; im Jahre 1515 das herrliche
Basrelief an der Südseite der Kirche und die beiden Zisternen im inneren Schloß, der Aufzug aus dem Nonntale.
Die Keutschachkasematte, welche er schon 1499 anstatt des viereckigen Torturmes der Roßpforte errichtet hatte; die
von hier aus bis zum Turme über dem dritten Sperrbogen reichende innere Zwingermauer wurde im Jahre 1506
errichtet, und als letztes Werk 1515 der zweite Sperrbogen am Aufstiegswege. Die hier angeführten Schaffungen
charakterisieren Leonhard voll Keutschach zu einem der bedeutendsten in der Reihe der fürsterzbischöflichen Regenten.
Er galt auch als trefflicher Administrator, strengster Wächter für Ordnung im Staatshaushalte und vor allem als
lvürdiges Kirchenoberhaupt. Er starb in seiner Burg, wo er ständig weilte, als letzter Mönch, gleichzeitig mit seinem
Freunde Kaiser Maximilian I., dem letzten Ritter, im Jahre 1519. Das als herrlichste Bildhauerarbeit der gotischen
Periode gewürdigte Denkmal an der Schloßkirche zeigt uns sein Bildnis. Als Meister dieses Werkes wird Valkenauer
genannt. Ihm folgte der Kardinal und Bischof von Gurk, Matthäus Lang von Wellenburg, 1519—1540, seit
1514 bereits Koadjutor Leonhards. Er entstammte einem Augsburger Patriziergeschlechte und studierte an den Hoch-
schulen Ingolstadt und Tübingen. Die durch seine Vorgänger so umfangreiche Armierung der Burg und Versorgung
mit allen Bedürfnissen kam Matthäus Lang zur Zeit der Aufstände der Bürger 1523 und der folgenden Bauern-
kriege 1525 sehr zustatten. Die Bürger, durch die Burgbesatzung und den vom Erzbischof persönlich vor: außen heran-
geführten 6 Fahnen Kriegsvolk bedroht, ergaben sich und leisteten Abbitte. Matthäus erbaute bald darauf das gegen
die Stadt gelegene mächtige Rondell, das er den besiegten Bürgern zur Mahnung deu „Bürgermeister" nannte.
Zwei Jahre später, 1525, mußte der Bischof einer dreimonatlichen Belagerung seitens der aufständischen Bauern,
vereint mit den unzufriedenen Bürgern, standhalten, bis Herzog Ludwig von Bayern mit Truppen des schwäbischen
Bundes unter Georg von Frundsberg den Entsatz der Burg herbeiführten. Der Bischof verstärkte die von den An-
greifern erkannte schwächste Seite der Burg durch Anlage der oberen und unteren Nonnbergbastei. Im äußeren
Burghofe ließ er 1539 die große Zisterne anlegen.
Erzbischof Michael von Khuenburg, 1554—1560, erbaute das Zeughaus über der Keutschachkasematte.
Dessen Nachfolger, Johann Jakob von Khuen-Belasy, 1560—1586, traf eine wichtige Umgestaltung,
indem, er den ursprünglich nach auswärts auf Kragsteinen in Holz gebauten Wehrgang an sämtliche Ringmauern
nach innen verlegte und die Verbindung mit den isolierten Mauertürmen durch abwerfbare Brücken durchführte.
Das Zeughaus wurde mit einer großen Zahl von Geschützen ausgestattet. 1565 wurde der Feuerbogen, 1566 das
Salzmagazin zwischen Geyer- und Reckturm und die Ställe erbaut.
Sein Nachfolger, Georg von Kueuburg, 1586—1587, errichtete die Stiege zur Pforte für Fußgänger neben
der Roßpforte 1586.
Wolf Dietrich von Raitenau, 1587—1612, dieser baulustige Fürst, dem Nur das heutige aus dem gotischen
in die Renaissance umgewandelte Stadtbild verdanken, hatte gar kein Vertraueil zur Burg, was ja seine Flucht be-
 
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