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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 28.1927

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Nr. 3/4
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Sieghardt, August: Die ehemalige Burg zu Rothenburg o.T.
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https://doi.org/10.11588/diglit.35078#0087

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Abb. 59. Die ehemalige Burg Rothenburg o. T.
Gottesdienst darin lange Zeit nit gehabt habe, wieder zu bauen, die Hofstatt dazu zu raumen und in die Kapell eilt
ewig Meß zu stiften." Die Rothenburger Bürger erfüllten des Königs Gebot, indem sie im Jahre 1400 das „Hohe
Haus" zu einer Kapelle der Heiligen Blasius, Fabian und Sebastian umwandelten, wobei der ursprünglich
romanische Bau in seinem Innern natürlich — dem Baustil der damaligen Zeit entsprechend - stark gotisiert wurde.
(Die Emporen wurden erst im Jahre 1908 eingezogen.) Aber die Ratsherren der freien Reichsstadt, denen die kaiser-
liche Burg aus Gründen der Bevormundung stets ein Dorn im Auge gewesen, waren damit noch nicht zufrieden.
Im Jahre 1425, also vor nunmehr 400 Jahren, erbaten sie sich von Kaiser Sigismund die Erlaubnis, die noch
stehenden wenigen Ruinenreste (ohne die genannte Burgknpelle) vollends niederzureißen. In einer alten Auf-
zeichnung heißt es darüber: „Den Kaiser haben die von Rottenburg gebetten,um das alt baufällig Schloß, so ganz
zerfallen; er möge solches abzubrechen gnädiglich erlauben und vergönnen." So sank das ehemals stolze Schloß der
Rothenburger Grafen vollends in Schutt und Trümmer.
Dicht neben der Burgkapelle, dem genannten „Hohen Haus", an seiner Westseite, wurde vor rund 100 Jahren
ein in die Felsen gehauenes Verlies gefunden, das oben zugewölbt und mit einem einzigen Stein verschlossen war,
woraus man nnnehmen darf, daß an die Westseite der Kapelle ein Wohnbau angebaut war, auf den auch zwei zu-
gemauerte rundbogige Türen im zweiten Stockwerk der Außenfassade schließen lassen.
Von den Besitzern der Burg zu Rothenburg, welch letztere übrigens als ein bedeutender Waffen- und
Zufluchtsplatz galt, wäre zu sagen, daß der letzte der bereits erwähnten Grafen von Rothenburg, Graf Heinrich, schon
im Jahre 1108 starb, worauf das Schloß au das benachbarte Stift Comburg bei Schwäbisch-Hall überging. Dort
liegt Graf Heinrich auch begraben. Bald erhielt die Burg Rothenburg nebst der dazugehörigen Herrschaft Kaiser-
Heinrich V. als Erbgut. Dieser belehnte 1116 seinen Neffen Kvnrad mit dem Herzogtum Franken und mit der Burg
Rothenburg. Als Konrad 1138 den deutschen Kaiserthron bestieg, baute er vier Jahre später die genannte Vorder-
burg oder Reichsveste. Sein Sohn Herzog Friedrich IV., das „Kind von Rothenburg", wurde in diesem neuen Schloß
erzogen. Nach seiner Vermählung mit der Tochter Gertrud des Herzogs Heinrich des Löwen nannte sich Friedrich
„Herzog von Rothenburg und von Weinsberg" und hielt, veranlaßt durch seinen märchenhaften Reichtum, auf der
 
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