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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 28.1927

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Nr. 5/6
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Wenzel, Ernst: Homburg a.d. Efze und seine Synode (21. Okt. 1526)
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https://doi.org/10.11588/diglit.35078#0104

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82

zwischen den beiden Stadtteilen
bildete ein Tor, während das
Freiheiter Tor aus der Frei-
heit nach Süden führte.
Trotz der Zerstörung im
Jahre 1372, zweier Belagerun-
gen im Jahre 1402 und 1511
und einer Erstürmung im Jahre
1636 hat sich von der alten Stadt-
befestigung noch mancher Rest
erhalten. Bemerkenswert von
alten Türmen ist ein halbrunder
Mauerturm mit Dach in der
Nähe der Abzweigung der Neu-
städter Mauer (s. Abb. 72), das
Psörtchen nach dem Schloß mit
übergebautem Turm, ein vier-
eckiger Turmrest aus der Ost-
seite und ein mit einem Garten-
häuschen überbauter Turmrest
in der Nordwestecke der Alt-
stadtbefestigung. Dieses Garten-
häuschen neben einer alten
Mauerpforte hat eine gewisse
Berühmtheit erlangt, denn in
ihr kamen während der franzö-
sischen Herrschaft (1806—1813)
die „Brüder der Trauer" zusam-
men, um bei Nacht und in aller
Heimlichkeit umfassende Vorbe-
reitungen zu einer allgemeinen
Volkserhebung gegen die Be-
drücker, den sog. Dörnbergischen
Aufstand, zu treffen, der leider
erfolglos blieb. Welche schönes
Bild bot noch die Stadt vor
dem Dreißigjährigen Kriege,
wie sie in den Stichen von
Dilich und Merian gegeben ist.
Da prangte auch noch das
Schloß in alter Herrlichkeit,
das bald danach durch eine un-
erhört heftige Beschießung in Schutt und Trümmer sank. Heute sieht man nur noch den gewaltigen Mauerring
von immer noch bedeutender Höhe und in aufstrebenden Wänden öde Fensterhöhlen eines gewaltigen Pallasbaus,
den 1504—1508 Kurfürst und Erzbischof Hermann IV. von Köln, ein Landgraf zu Hessen, erbaute. Der an 160 m
tiefe Brunnen, der einst durch das Hineinstürzen einer Magd und die dadurch hervorgerufene Verpestung des Wassers
dem Schloß zum Verhängnis wurde, ist verschüttet. Nachdem das Schloß 1605 noch durch Bastionen verstärkt worden
war, wurde es 1636 durch die Kaiserlichen unter Götz und die Iren unter Tirell beschossen, 1648 aber durch eine ge-
waltige Beschießung durch den hessischen Generalwachtmeister Rabenhanpt in Trümmer gelegt.
Unvergleichlich schön und weit aber ist der Blick auf die hessische Berg- und Hügellandschaft geblieben, nicht
zu vergessen der Blick auf das Hänsergewirr in der Tiefe um eine hochragende Kirche, in der einst die berufenen Führer
des hessischen Volkes zusammenkamen, um die „neue reine Lehre" anzunehmen (s. Abb. 73).
Ans einem Gewirr alter winziger, aber hochstrebender Giebeldächer ragt der quadratische über einer Galerie
ins Achteck übergehende Turm der Pfarrkirche empor. Nach einer Inschrift ist er 1374 von Heinrich von Hesserode,
dem vierten Werkmeister der Kirche, begonnen worden. Starke diagonal gestellte Strebepfeiler enden im 3. Geschoß
in schweren Fialen mit geschweiften Giebeln. Ganz reizvoll ist das Doppelportal, das von Westen in den Turm führt,
mit seinen 11 Baldachinen, Schwebebogen und einem Eselsrückenwimperg geziert. Über der Kreuzblume desselben
steht in einer Nische eine Madonna. Die drei oberen Geschosse sind schmucklos, ihre Fenster zeigen spätgotisches
Maßwerk. Bei einem Brande bei der Belagerung des Schlosses durch General Götz im Juli 1636 wurden der Turm


Abb. 70. Vierte Burgenzeichnung Franz von Poccis.
 
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