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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 28.1927

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Nr. 5/6
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Wenzel, Ernst: Homburg a.d. Efze und seine Synode (21. Okt. 1526)
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https://doi.org/10.11588/diglit.35078#0105

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und die Kirche hart mitgenommen. Der
Turm verlor seinen achteckigen Helm,
wobei auch von 7 Glocken 4 zugrunde
gingen. Der hessische General Raben-
haupt ließ dann 1648 einige Langrohr-
kanonen ans dem Turmstumpf anfstellen,
um von hier aus das hartnäckig von den
Kaiserlichen verteidigte Schloß beschießen
zu lassen, während den ganzen Berg
Parallelen, Laufgräben und Mörser-
batterien umgaben. Die heutige Ga-
lerie und der geschweifte Helm über
dem achteckigen Ausbau des Turmes
sind erst im 18. Jahrhundert ent-
standen.
Wie alle Türme von Stadtkirchen
ist auch der Hornberger Turm Eigentum
der Stadt und von ihr zu unterhalten.
Ans ihm wohnte ein städtischer Wäch-
ter, der alle der Stadt drohenden Ge-
fahren, anrückende Feinde oder Feuer
von seiner hohen Turmstube schnell be-
merken konnte und durch Hornstöße zu
melden hatte. Bei Nacht hatte er stünd-
lich seinen Rundgang auf der Turm-
galerie durch Blasen zu beweisen. Merk-
würdigerweise blies er aber nur nach
drei Seiten des Turmes, nach der Schloß-
seite aber nicht. Die Fama behauptet,
daß das aus Angst geschah, weil das auf
dem Schloß umgehende Gespenst dem
Bläser den Hals herumgedreht hätte,
wenn er es gewagt hätte, auch nach
dem Schlosse hin zu blasen.
An den Turm schließt sich eine
dreischiffige Hallenkirche mit Kreuz-
gewölben auf runden schlanken Pfeilern
und Wandpfeilern und einem einschif-
figen aus dem Achteck geschlossenen
Chor an. Die Strebepfeiler von guten
Verhältnissen mit Giebelpultdüchern
tragen dünne jetzt am Dachsims ab-
brechende übereck stehende Fialen. Die
Fenster des südlichen Seitenschiffes haben ihr Maßwerk nieist verloren, die des nördlichen sind äußerst klein. Die
westlichen Wandpfeiler und Gewölbe sind stark durch den Brand beschädigt.
Ein einfaches Seitenportal befindet sich an der Südseite, ein anderes mit Vorbau an der Nordseite.
Die ganze Kirche steht auf einem über den Markt sich erhebenden Kirchplatz, der von eurer alten Linde über-
schattet wird. Unter dem Kirchplatz aber liegen in der Stützmauer verschiedene Wohnungen ans gotischer Zeit,
die wohl ursprünglich zu einer Fleischschirne am Markt dienten. Vom Markt herauf führt eine stolze zweiläufige
Freitreppe auf den Kirchplatz.
Der Brunnen am Markt zeigt an seinen Umfassungsmauern 7 von Gliederungen umgebene Sandsteinreliefs
mit spätgotischen Stationsbildern, die man hierher gerettet hat.
Das alte Rathaus steht wie die Kirche auch ans einem hoch über der Straße liegenden Steig und wurde 1582
erbaut, es dient jetzt als Pfarrhaus.
Unweit davon aber steht das neue Rathaus mit breitem Giebel und zopfigem Dachreiter, 1767 erbaut.
Von den alten Patrizierhüusern gibt uns das wohlerhaltene Wohnhaus, jetzt Gasthaus zur Krone, einen Be-
griff, ein gotischer Fachwerksbau mit 4 Erkern, nach einer Inschrift vom Jahre 1480.
Ein anderes Patrizierhaus in der Berggasse, ein schindelbekleideter und weinumrankter Fachwerksbau auf
steinernem Erdgeschoß fällt durch sein hochragendes Dach auf.

Abb. 71. Fünfte Burgenzeichnung Franz von Poccis.
 
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