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Deutsche Gesellschaft für Christliche Kunst [Editor]
Die christliche Kunst: Monatsschrift für alle Gebiete der christlichen Kunst u. der Kunstwissenschaft sowie für das gesamte Kunstleben — 20.1923/​1924

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https://doi.org/10.11588/diglit.55679#0209

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BURGHAUSEN

i5

wie es farbiger und froher
nicht gedacht werden
kann, und wir sind sofort
entschlossen, die kleine
Stadt aus vollem Herzen
zu lieben; nicht bloß zu
bestaunen wie den frem-
den Zauber Italiens; denn
es ist unsre Geschichte,
deutsche Vergangen-
heit, die zu uns spricht:
Sei gegrüßt! *)
Die Burg Burghausens
ist kleiner und schmäler
als die der alten Noris;
allein ihre Formen, ihr
Stil, besonders des Haupt-
traktes, erinnern recht an
jene; nur fehlt der Er-
ker, den eine spätere Pe-
riode der Hohenzollern-
burg angeklebt. Ein auf-
fälligesMerkmal sind ihre
der Befestigung dienen-
den kleinen, spitzen, meist
durch einen Querbau zu-
sammengehaltenen run-
den Türme, die die Burg-
anlage in sechs sich ver-
jüngende Höfe einteilen.
Sie sind durch Tore ge-
schieden, und wo die Grä-
ben nicht aufgefüllt, durch
Brücken verbunden. Es
ist ein nie des Reizes ent-
behrender Spazierweg,
vom äußern Burgfrieden
an der Marktier Straße
beginnend, dort, wo frü-
her das ÖttingerTor sei-
nen starken Riegel gegen
die Ankömmlinge vor-
schob. Nur noch der
mächtige Curaturm gräbt
hier zur Linken seinen
wuchtigen Fuß in den
Boden. Er bewachte die


einzige Zufahrt, sowohl
von der Stadt als vom
freien Land her. Seit 1836
aber umgeht ihn die unter
König Ludwig I. erbaute bequeme Ludwigstraße.
Ein Stück Burghauser Geschichte knüpft sich an
seinen Namen. Kurfürst Max III. hat ihn als Wohn-
sitz und mit dem Vorrecht, eine Weißbierschenke zu
errichten, dem wackern Kaminkehrermeister Cura
vermacht, zur Belohnung für dessen tapferes Ver-
halten während der Bedrückung im österreichi-
schen Erbfolgekrieg, wo es ihm und seiner kleinen
Schar gelang, dreimal die wilden Horden der
Panduren und Kroaten zu verjagen.
Unversehrt steht das zweite, das Christophstor.
Es trägt als Schmuck das herzogliche Wappen
und geleitet in den ersten Burghof, dem der alte

l) Die Zeichnungen auf S. 14—20 des Beiblattes sind im
Jahre 1917 entstanden und klischiert worden Es sind bild-
mäßig gesehene Ausschnitte, die unter Betonung des Maleri-
schen und der farbigen Wirkung wiedergegeben und zwar im
Sinne moderner Auffassung. Man darf also die Bilder nicht als
nüchterne Veduten ansehen, sondern hat sie als künstlerische
Gebilde zu betrachten, die weniger das Interesse des Kultur-
historikers, des Baukünstlers oder Geographen berücksichtigen
und mehr auf das Ganze hin zu genießen sind. D. Red.

AUF DER BURG IN BURGHAUSEN
untenstehende Anmerkung
freistehende Uhrturm sein besonderes Gepräge
gibt. Zur Linken ruft die äußere Schloßkapelle
mit feinem Glockenton aus wundervoll gegliedertem
Türmchen den Wanderer in ihr Gartenreich. Das
ist der laubige Rahmen für den säulengetragenen
Vorbau des Eingangs. Das Pförtchen ist mit
zierlichem Stabgeflecht gekrönt, zur Rechten und
Linken neigen sich die anmutsvollen Gestalten
des Englischen Grußes. Den Kenner wird die präch-
tige Eisenarbeit des Klopfrings und des Tür-
schlosses freuen. Im Innern fesselte mich das
alte Reliefbild an der Brüstung der Empore, das
den Reichen Georg und seine Herzogin, die pol-
nische Hedwig, zeigt, die dem springenden Löwen
der Niederbayern ihren stolz aufgerichteten, weißen
Adler gesellte. Diese Hedwig hat mehrere Jahre,
getrennt von der herzoglichen Hofhaltung in
Landshut, auf dem durch seinen köstlichen Weit-
blick bemerkenswerten Schloß zu Burghausen ver-
lebt, vielleicht die letzte Glanzzeit und für längere
Dauer die letzte friedliche des Geschlechtes und

HUBERT HAGLER
Blick auf den Burgfrit. —
 
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