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Curtius, Ernst [Hrsg.]; Adler, Friedrich [Hrsg.]
Olympia: die Ergebnisse der von dem Deutschen Reich veranstalteten Ausgrabung (Textband 2): Die Baudenkmäler — Berlin, 1892

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https://doi.org/10.11588/diglit.774#0093
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Der Südostbau (Tafel LH — LIV).

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Fauces an. Auf einer breiten, noch erhaltenen Treppe
steigt man zu dem tiefer gelegenen grossen Peristyl
hinab. Links und rechts von dem Atrium sind noch
mehrere Räume angeordnet, unter denen im Norden
ein kreuzförmiges Zimmer, im Süden ein Badebecken
erwähnenswert sind. Durch eine besondere Säulenhalle
stand der Bau mit dem weiter weltlich gelegenen Triumph-
thore in direkter Verbindung.
Die Mauern dieses Wohnhauses beliehen teils aus
gutem Ziegelmauerwerk, teils aus opus incertum zu
welchem die Stücke der zerschlagenen griechischen Bau-
glieder verwendet sind. Einige Mauerstücke sind auch aus
einem ganz regelmässigen opus reticulatum hergestellt,
dessen Aussenseite von kleinen quadratischen Stücken
von Mergelkalk gebildet wird. Die Wände waren ver-
putzt, die Fussböden aus Kalkestrich oder Steinmosaik

alle Folgerungen, welche an diesen Namen und an die
Erwähnung bei Pausanias geknüpft waren, von selbst
fort. Wir sind nunmehr bei Feststellung der Bau-
geschichte lediglich auf die Ruinen und die in denselben
gemachten Funde angewiesen.
Den älteren griechischen Bau dürfen wir nach
seinen künstlerischen und technischen Formen dem
4. Jahrhundert zuschreiben. Manche seiner Kunitformen,
wie die Gliederung der Stufen, die Form des Echinus
der Kapitelle, die Blattwelle unter den Nagelplatten des
Geison, die Gestalt und Bemalungsart der Sima weisen
entschieden auf eine jüngere Epoche hin als diejenige,
in welcher der Zeustempel und auch der Parthenon
in Athen entstanden sind. Andererseits muss der Bau
älter sein als das Philippeion und die Echohalle; das
ergiebt sich zunächsi aus der Verwendung der 1—1 för-







L


PERISTYL







1, 1, 1, 1, 1.1.......1.1 I I I I I I I ' I I

Figur 36.
Grundriss des römischen Südostbaues. (Haus des Nero).

hergestellt und die Säulen aus Porös, der mit Stuck
überzogen war, errichtet. In dem Hofe des Peristyls
befinden sich noch die Reste eines breiten, rings herum
laufenden Wassergrabens, der an einigen Stellen über-
brückt war. Die verschiedenen Höhenverhältnisse der
einzelnen Räume und die Höhenunterschiede der grie-
chischen und römischen Fussböden erkennt man am
besten aus dem Durchschnitt auf Tafel LH und aus der
betresfenden Profilzeichnung des II. Bandes.
c. Baugeschichte.
Was in früheren amtlichen Publikationen über die
Geschichte des Südostbaues gesagt ist (z. B. Band IV der
»Ausgrabungen«, S. 46), muss wesentlich verändert
werden, weil damals von der Voraussetzung ausgegangen
wurde, dass er das Leonidaion sei. Nachdem sich diese
Voraussetzung als irrtümlich herausgestellt hat, fallen

migen Klammern im Gegensatz zu den jüngeren 1—1 för-
migen Klammern jener Bauten und aus dem Umstande,
dass der Stylobat und die Stufen noch aus Porös und
nicht aus Marmor oder hartem Kalkstein hergestellt sind.
Diese besseren Materialien wurden zuerst beim Philippeion
und bei der Echohalle verwendet und waren später all-
gemein üblich. Sodann kann aber auch aus der Lage
des Südostbaues im Verhältnis zur Echohalle ein Beweis
für das höhere Alter des ersteren abgeleitet werden.
Der Südostbau hat an seiner Nordseite, also zur Echo-
halle hin, eine osfene Säulenstellung, während diese Stoa
an ihrer Südseite eine geschlossene Wand zeigt. Diese
Anordnung ist, wie mir scheint, nur dadurch zu erklären,
dass die Nordfront des Südostbaues ursprünglich ganz
sichtbar war. Als der Südostbau errichtet wurde, bestand
nur die Poikile, jedoch noch nicht die vordere Echo-
halle. Da wir nun die Vorderhalle in die zweite Hälfte
des 4. Jahrhunderts gesetzt haben, würde für unseren

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