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Das Buleuterion (Tafel LV — LVIII).
mit nur einer Innenstütze besser zum Sitzungsraum eignet
als die zweischiffigen Seitenbauten, lässt sich nicht ver-
kennen; und ferner ist auch eine Verdoppelung der
Verwaltungsrä'ume viel besser zu verstehen, als eine Ver-
doppelung des Sitzungssaales.
Die zweischiffigen Säle waren jedenfalls die
eigentlichen Verwaltungsräume, und die anstossenden
je zwei Gemächer der Apsiden dienten zur Aufbewahrung
der Gelder und Urkunden. Ich möchte zur Betätigung
dieser Ansicht auf die ganz entsprechende Grundriss-
bildung eines andern uns bekannten Verwaltungsgebäudes
hinweisen, nämlich auf den Opisthodom des alten Athena-
tempels auf der Akropolis von Athen. Dort finden wir
auch einen grossen Raum mit einer Vorhalle als den
eigentlichen Verwaltungsraum und neben ihm zwei
Schatzkammern, welche fast ebenso angeordnet sind
wie die beiden Kammern der olympischen Apsiden.
Die technischen Eigentümlichkeiten sind zum
Teil schon früher besprochen. Hier mag nur noch an-
geführt werden, dass die Steine meist mit der Zange ge-
hoben worden sind; an den Fundamenten sieht man
noch vielfach die Löcher, in welche die Spitzen der
Zange hineingrifsen. Andere Steine, wie z. B. das schöne
Antenkapitell des Nordbaues (s. Tafel LVII unten links),
ist mit einem durchgesteckten Seile gehoben worden.
Klammern zur Verbindung der Quadern kommen bei
dem Unterbau nicht vor. Bei dem Gebälk sind dagegen
C^d] förmige Klammern aus Holz und j—' förmige aus
Eisen neben einander benutzt.
c. Baugeschichte.
Wir haben bisher als selbstverständlich angenom-
men, dass die ganze Gebäudegruppe, die wir soeben be-
schrieben haben, das Buleuterion gewesen ist. Wir durften
das thun im Hinblick auf die Beweise, welche a. a. O.
S. 40 dafür beigebracht sind. Idi halte dieselben zwar
auch heute noch für durchschlagend, möchte sie aber
in einzelnen Punkten ergänzen und berichtigen.
Den Ausgangspunkt für die Bestimmung des
Namens bildet die Aufzählung der Zeusbilder bei
Pausanias (V, 22). Es ist hier nicht der Ort, den Weg,
welchen der Perieget bei dieser Aufzählung einschlägt,
im Einzelnen zu beschreiben; auch kann ich hier nicht
auf die verschiedenen abweichenden Anslehten, welche
gerade in Betrefs dieses Weges ausgesprochen sind, näher
eingehen. Indem ich in dieser Beziehung auf die Be-
schreibung des Situationsplanes verweise, beschränke ich
mich darauf, nur im Allgemeinen den Weg zu bezeich-
nen, wie ich ihn mir jetzt denke.
Nachdem Pausanias (V, 21) die zwischen dem Me-
troon und dem überwölbten Stadioneingang aufgestellten
Zanes aufgezählt und (V, 22, 1) den Zeus der Kynaithaer
in der Nähe desselben Einganges erwähnt hat, wendet
er sich nach Süden und findet auf dieser Wanderung
in der Nähe des vor der Echohalle oder dem Südostbau
anzusetzenden Hippodameion mehrere Standbilder. Bei
dem römischen Triumphthore angekommen, biegt er
nach Westen um und sieht, nachdem er (V, 23, 1) am
Eingange zum Buleuterion vorbeigegangen ist, einen
Zeus ohne Inschrift. Nun kehrt er wieder nach Norden
zurück, betritt die Terrasse des Zeustempels, d. h. die
ältere Altis, an der Stelle, wo früher wahrscheinlich das
ältere Altisthor gestanden hat. In diesem Punkte weiche
ich, wie ausdrücklich betont werden mag, von meiner
früheren Ausfassung etwas ab, indem ich damals den
Periegeten östlich um die Terrasse herumgehen liess.
Naturgemäss waren vor der Ostfront des Tempels
die meisten Statuen des Zeus vereinigt. Zuerst nennt
er das nach der Schlacht bei Platäa geweihte Standbild
dessen Basis nordwestlich von der Telemachosbasis, etwa
5 m nördlich von der Terrassenmauer wiedergesunden
ist. Die dort befindliche grosse Basis passt nicht nur
wegen ihrer Masse, ihres Materials und ihrer Klammer-
form zu jenem berühmten Weihgeschenk, sondern auf
ihrer Unterstufe befindet sich noch jetzt eine Einlassung
für eine Bronzetafel, wie sie Pausanias (¥,23,3) beschreibt.
Die nächsten Zeusbilder waren links und rechts von dem
Wege aufgestellt. Nach Aufzählung derselben kehrt er
nicht etwa zum Buleuterion zurück, wie ich früher an-
nahm, sondern erwähnt (V, 24, 1) den vom Buleuterion
zum grossen Tempel führenden Weg nur zu dem Zwecke,
um anzuzeigen, von welcher Seite er sich jetzt dem Tempel
nähert. Ich übersetze daher: »Für denjenigen, welcher
vom Buleuterion her zu dem grossen Tempel tritt, liegt
zur Linken u. s. w.« Im Gegensatz dazu führt er später
(24, 3) die rechts von dem Tempel, d. h. nördlich von
seinem Eingang errichteten Standbilder auf. Nachdem
er sodann die zwischen Tempel und Pelopion aufgestellten
Zeusstatuen genannt hat, kehrt er westlich und südlich
um den Tempel herum zum Buleuterion zurück und
beschreibt als letzten und schrecklichsten den im Rat-
hause befindlichen Zeus Horkios.
Ich halte diesen Weg im Allgemeinen für voll-
kommen gesichert und darf es daher als festgestellt an-
sehen, dass das Buleuterion südlich vom Zeustempel ge-
legen hat. Da nun auch der Grundriss der ganzen An-
lage zu einem Rathause vorzüglich passt, ist es mir nicht
zweifelhaft, dass die beschriebene Gebäudegruppe that-
sächlich das Buleuterion ist.
Auch über eine zweite Stelle, welche schon früher
herangezogen ist, nämlich über Xenophon Hell. VII,
4, 31, habe ich meine Ansicht etwas geändert. Die An-
gaben, welche der Olympia genau kennende Schriftsteller
macht, sind in voller Übereinstimmung mit unserer An-
setzung des Buleuterion. Xenophon schildert nämlich,
wie die Eleer vom Kladeos her die Arkader und deren
Bundesgenossen angreifen und dieselben zurückdrängen
SIC TO ßSTCt^V TOV POVASVTYipiOV XCCl TOV TYsi HjTTlCtQ IEOOV XCII
tov 7T30? rcivTct TtaoTVjxovTOQ S'saTpov, das heisst, auf den
Raum zwischen Prytaneion, Buleuterion und dem bis
an diesen Platz heranreichenden Zuschauerraum des
Stadion. Hier verteidigen sich die Arkader von den
Dächern der Hallen des Zeustempels und des Buleuterion
herab so wirkungsvoll, dass sich die Eleer zurückziehen
mussen. Bei der grossen Zahl der Kämpfenden darf
der Raum zwischen Prytaneion, Buleuterion und Stadion
nicht zu klein sein. Es mussen also die drei Gebäude
die Spitzen eines grossen Dreiecks bilden, mit der be-
Das Buleuterion (Tafel LV — LVIII).
mit nur einer Innenstütze besser zum Sitzungsraum eignet
als die zweischiffigen Seitenbauten, lässt sich nicht ver-
kennen; und ferner ist auch eine Verdoppelung der
Verwaltungsrä'ume viel besser zu verstehen, als eine Ver-
doppelung des Sitzungssaales.
Die zweischiffigen Säle waren jedenfalls die
eigentlichen Verwaltungsräume, und die anstossenden
je zwei Gemächer der Apsiden dienten zur Aufbewahrung
der Gelder und Urkunden. Ich möchte zur Betätigung
dieser Ansicht auf die ganz entsprechende Grundriss-
bildung eines andern uns bekannten Verwaltungsgebäudes
hinweisen, nämlich auf den Opisthodom des alten Athena-
tempels auf der Akropolis von Athen. Dort finden wir
auch einen grossen Raum mit einer Vorhalle als den
eigentlichen Verwaltungsraum und neben ihm zwei
Schatzkammern, welche fast ebenso angeordnet sind
wie die beiden Kammern der olympischen Apsiden.
Die technischen Eigentümlichkeiten sind zum
Teil schon früher besprochen. Hier mag nur noch an-
geführt werden, dass die Steine meist mit der Zange ge-
hoben worden sind; an den Fundamenten sieht man
noch vielfach die Löcher, in welche die Spitzen der
Zange hineingrifsen. Andere Steine, wie z. B. das schöne
Antenkapitell des Nordbaues (s. Tafel LVII unten links),
ist mit einem durchgesteckten Seile gehoben worden.
Klammern zur Verbindung der Quadern kommen bei
dem Unterbau nicht vor. Bei dem Gebälk sind dagegen
C^d] förmige Klammern aus Holz und j—' förmige aus
Eisen neben einander benutzt.
c. Baugeschichte.
Wir haben bisher als selbstverständlich angenom-
men, dass die ganze Gebäudegruppe, die wir soeben be-
schrieben haben, das Buleuterion gewesen ist. Wir durften
das thun im Hinblick auf die Beweise, welche a. a. O.
S. 40 dafür beigebracht sind. Idi halte dieselben zwar
auch heute noch für durchschlagend, möchte sie aber
in einzelnen Punkten ergänzen und berichtigen.
Den Ausgangspunkt für die Bestimmung des
Namens bildet die Aufzählung der Zeusbilder bei
Pausanias (V, 22). Es ist hier nicht der Ort, den Weg,
welchen der Perieget bei dieser Aufzählung einschlägt,
im Einzelnen zu beschreiben; auch kann ich hier nicht
auf die verschiedenen abweichenden Anslehten, welche
gerade in Betrefs dieses Weges ausgesprochen sind, näher
eingehen. Indem ich in dieser Beziehung auf die Be-
schreibung des Situationsplanes verweise, beschränke ich
mich darauf, nur im Allgemeinen den Weg zu bezeich-
nen, wie ich ihn mir jetzt denke.
Nachdem Pausanias (V, 21) die zwischen dem Me-
troon und dem überwölbten Stadioneingang aufgestellten
Zanes aufgezählt und (V, 22, 1) den Zeus der Kynaithaer
in der Nähe desselben Einganges erwähnt hat, wendet
er sich nach Süden und findet auf dieser Wanderung
in der Nähe des vor der Echohalle oder dem Südostbau
anzusetzenden Hippodameion mehrere Standbilder. Bei
dem römischen Triumphthore angekommen, biegt er
nach Westen um und sieht, nachdem er (V, 23, 1) am
Eingange zum Buleuterion vorbeigegangen ist, einen
Zeus ohne Inschrift. Nun kehrt er wieder nach Norden
zurück, betritt die Terrasse des Zeustempels, d. h. die
ältere Altis, an der Stelle, wo früher wahrscheinlich das
ältere Altisthor gestanden hat. In diesem Punkte weiche
ich, wie ausdrücklich betont werden mag, von meiner
früheren Ausfassung etwas ab, indem ich damals den
Periegeten östlich um die Terrasse herumgehen liess.
Naturgemäss waren vor der Ostfront des Tempels
die meisten Statuen des Zeus vereinigt. Zuerst nennt
er das nach der Schlacht bei Platäa geweihte Standbild
dessen Basis nordwestlich von der Telemachosbasis, etwa
5 m nördlich von der Terrassenmauer wiedergesunden
ist. Die dort befindliche grosse Basis passt nicht nur
wegen ihrer Masse, ihres Materials und ihrer Klammer-
form zu jenem berühmten Weihgeschenk, sondern auf
ihrer Unterstufe befindet sich noch jetzt eine Einlassung
für eine Bronzetafel, wie sie Pausanias (¥,23,3) beschreibt.
Die nächsten Zeusbilder waren links und rechts von dem
Wege aufgestellt. Nach Aufzählung derselben kehrt er
nicht etwa zum Buleuterion zurück, wie ich früher an-
nahm, sondern erwähnt (V, 24, 1) den vom Buleuterion
zum grossen Tempel führenden Weg nur zu dem Zwecke,
um anzuzeigen, von welcher Seite er sich jetzt dem Tempel
nähert. Ich übersetze daher: »Für denjenigen, welcher
vom Buleuterion her zu dem grossen Tempel tritt, liegt
zur Linken u. s. w.« Im Gegensatz dazu führt er später
(24, 3) die rechts von dem Tempel, d. h. nördlich von
seinem Eingang errichteten Standbilder auf. Nachdem
er sodann die zwischen Tempel und Pelopion aufgestellten
Zeusstatuen genannt hat, kehrt er westlich und südlich
um den Tempel herum zum Buleuterion zurück und
beschreibt als letzten und schrecklichsten den im Rat-
hause befindlichen Zeus Horkios.
Ich halte diesen Weg im Allgemeinen für voll-
kommen gesichert und darf es daher als festgestellt an-
sehen, dass das Buleuterion südlich vom Zeustempel ge-
legen hat. Da nun auch der Grundriss der ganzen An-
lage zu einem Rathause vorzüglich passt, ist es mir nicht
zweifelhaft, dass die beschriebene Gebäudegruppe that-
sächlich das Buleuterion ist.
Auch über eine zweite Stelle, welche schon früher
herangezogen ist, nämlich über Xenophon Hell. VII,
4, 31, habe ich meine Ansicht etwas geändert. Die An-
gaben, welche der Olympia genau kennende Schriftsteller
macht, sind in voller Übereinstimmung mit unserer An-
setzung des Buleuterion. Xenophon schildert nämlich,
wie die Eleer vom Kladeos her die Arkader und deren
Bundesgenossen angreifen und dieselben zurückdrängen
SIC TO ßSTCt^V TOV POVASVTYipiOV XCCl TOV TYsi HjTTlCtQ IEOOV XCII
tov 7T30? rcivTct TtaoTVjxovTOQ S'saTpov, das heisst, auf den
Raum zwischen Prytaneion, Buleuterion und dem bis
an diesen Platz heranreichenden Zuschauerraum des
Stadion. Hier verteidigen sich die Arkader von den
Dächern der Hallen des Zeustempels und des Buleuterion
herab so wirkungsvoll, dass sich die Eleer zurückziehen
mussen. Bei der grossen Zahl der Kämpfenden darf
der Raum zwischen Prytaneion, Buleuterion und Stadion
nicht zu klein sein. Es mussen also die drei Gebäude
die Spitzen eines grossen Dreiecks bilden, mit der be-