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Die Palästra (Tafel LXXIII— LXXV).
ein solches 8,5 : 8,5 : 8 cm. Die Antenuntersteine haben die
üblichen 2 Dübellöcher. Die Anten selbst waren schmaler
als die anstossende Mauer, an die das Kapitell mittelst einer
schwalbenschwanzförmigen Klammer gebunden war.
Die Gebälke der dorischen und ionischen Sä'ulen-
stellungen bestanden sicher aus Holz. Das beweisen einer-
seits die grossen Masse der Achsweiten, andererseits der
Umstand, dass Gebälkstücke in grösserer Zahl nicht ge-
funden worden sind, drittens die schon erwähnte starke
Durchsetzung der unteren Verschüttungslagen mit Asche
und verkohlten Holzteilen. Auch die Aussenmauern
dürften kein Steingesims gehabt haben. Denn bei ihrer
Länge von insgesamt über 266 m hätte ein grosser Teil
der Quadern in der Nähe des Baues gefunden werden
mussen; das war aber nicht der Fall. Ob etwa die
korinthischen Haupteingänge Steingebälke hatten, ist nicht
sicher. Innerhalb des Hofes, wie der Halle, liegen
einige Gebälkstücke: Epistyle dorischer und ionischer
Art, Friesquadern und ionische Geisonblöcke, die nach
ihrer Formgebung und Bearbeitungsart dem Bau wohl
angehört haben können und die darauf hindeuten, dass
irgend welche seiner kleineren Bauteile ein Steingebälk
hatten. Sie sind jedoch so vereinzelt und zum Teil zer-
stört, dass sie in einen Zusammenhang bisher nicht ge-
bracht werden konnten. Zwei von ihnen sind in den bei-
Abbildung 12.
folgenden Abbildungen dargestellt. Abbildung 12 zeigt
einen dorischen Friesblock mit einer Ausklinkung für das
Eingreifen eines Balkens. Der bogenförmig von der seit-
lichen zur unteren Fläche geführte Kanal diente zum
Durchziehen und Befestigen des Versatztaues. Abbil-
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I
1
sn*' "»■ -«0-
V 10 -IWh-70
1 I-7S-+— ------&TO------
Abbildung 13.
düng 13 stellt einen der ionischen Geisonblöcke dar. An
seiner Hinterseite sieht man die Fusslager der Holzsparren.
Vor der Thür des Raumes XVI wurden, innerhalb
der Hofhalle, eine Anzahl von Architekturresten gefunden,
die, da sie zusammenzugehören scheinen, in dem aus-
gegrabenen Teile des Gebäudes aber nicht unterzubringen
sind, darauf hindeuten, dass das letztere an dieser noch
verschütteten Stelle, wohl in Verbindung mit dem schon
oben vermuteten Westausgange, durch einen Anbau er-
weitert ist. Es sind mehrere Stücke eines dorisch-ionischen
Epistyls von der in Abbildung 14 gezeichneten Art, sowie
1 1
tu uuuul
h- -Ä77-
lu u ui
Abbildung 14.
eine Anzahl Quadern von verwickelter Grundrissform und
zwei, je 45 cm hohe Blöcke eines an allen Seitenflächen
mit Putz versehenen, also einstmals freistehenden Pfeilers.
Abbildung 15 zeigt den Grundriss und die Zusammen-
gehörigkeit dieser Stücke.
4
HÖHE-«0
— 616 ----
T
VC
JL-------
HÖHE, = 4-JO
(<------ ----6*5------- -----X,
Abbildung 15.
Wie alle Bauten Olympias, so strahlte auch die
Palästra einst in reichem Farbenschmuck. Leider
geben die erhaltenen Reste nur ein lückenhaftes Bild
davon. Am deutlichsten fanden sie sich an den ionischen
Baugliedern, liessen jedoch auch hier fast nur noch die
Zeichnung der einst aufgemalten Verzierungen erkennen.
Von den Farben selbst fand ich nur geringe Spuren. Die
Zeichnung aber ist, da sie in die Putzhaut schwach einge-
ritzt ist und ausserdem durch den verschiedenen Grad der
Oberssächenverwitterung, gut erkennbar. Wie die Ab-
bildung 6 und 13 auf Tafel LXXV zeigen, trug bei allen
Kapitellen der Rundstab eine Schnur aus länglichen, durch
Scheibenpaare voneinander getrennten Perlen, der Echi-
nus eine Blattreihe. Die Bemalung des Abakuskyma mit
lesbischen Blättern war an einigen Kapitellen nachzu-
weisen. Von Farben fand sich nur Rot, und zwar in der
Vorderseite am Grunde der Blattreihen und an der Fläche
Die Palästra (Tafel LXXIII— LXXV).
ein solches 8,5 : 8,5 : 8 cm. Die Antenuntersteine haben die
üblichen 2 Dübellöcher. Die Anten selbst waren schmaler
als die anstossende Mauer, an die das Kapitell mittelst einer
schwalbenschwanzförmigen Klammer gebunden war.
Die Gebälke der dorischen und ionischen Sä'ulen-
stellungen bestanden sicher aus Holz. Das beweisen einer-
seits die grossen Masse der Achsweiten, andererseits der
Umstand, dass Gebälkstücke in grösserer Zahl nicht ge-
funden worden sind, drittens die schon erwähnte starke
Durchsetzung der unteren Verschüttungslagen mit Asche
und verkohlten Holzteilen. Auch die Aussenmauern
dürften kein Steingesims gehabt haben. Denn bei ihrer
Länge von insgesamt über 266 m hätte ein grosser Teil
der Quadern in der Nähe des Baues gefunden werden
mussen; das war aber nicht der Fall. Ob etwa die
korinthischen Haupteingänge Steingebälke hatten, ist nicht
sicher. Innerhalb des Hofes, wie der Halle, liegen
einige Gebälkstücke: Epistyle dorischer und ionischer
Art, Friesquadern und ionische Geisonblöcke, die nach
ihrer Formgebung und Bearbeitungsart dem Bau wohl
angehört haben können und die darauf hindeuten, dass
irgend welche seiner kleineren Bauteile ein Steingebälk
hatten. Sie sind jedoch so vereinzelt und zum Teil zer-
stört, dass sie in einen Zusammenhang bisher nicht ge-
bracht werden konnten. Zwei von ihnen sind in den bei-
Abbildung 12.
folgenden Abbildungen dargestellt. Abbildung 12 zeigt
einen dorischen Friesblock mit einer Ausklinkung für das
Eingreifen eines Balkens. Der bogenförmig von der seit-
lichen zur unteren Fläche geführte Kanal diente zum
Durchziehen und Befestigen des Versatztaues. Abbil-
i
?
s
I
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sn*' "»■ -«0-
V 10 -IWh-70
1 I-7S-+— ------&TO------
Abbildung 13.
düng 13 stellt einen der ionischen Geisonblöcke dar. An
seiner Hinterseite sieht man die Fusslager der Holzsparren.
Vor der Thür des Raumes XVI wurden, innerhalb
der Hofhalle, eine Anzahl von Architekturresten gefunden,
die, da sie zusammenzugehören scheinen, in dem aus-
gegrabenen Teile des Gebäudes aber nicht unterzubringen
sind, darauf hindeuten, dass das letztere an dieser noch
verschütteten Stelle, wohl in Verbindung mit dem schon
oben vermuteten Westausgange, durch einen Anbau er-
weitert ist. Es sind mehrere Stücke eines dorisch-ionischen
Epistyls von der in Abbildung 14 gezeichneten Art, sowie
1 1
tu uuuul
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Abbildung 14.
eine Anzahl Quadern von verwickelter Grundrissform und
zwei, je 45 cm hohe Blöcke eines an allen Seitenflächen
mit Putz versehenen, also einstmals freistehenden Pfeilers.
Abbildung 15 zeigt den Grundriss und die Zusammen-
gehörigkeit dieser Stücke.
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Abbildung 15.
Wie alle Bauten Olympias, so strahlte auch die
Palästra einst in reichem Farbenschmuck. Leider
geben die erhaltenen Reste nur ein lückenhaftes Bild
davon. Am deutlichsten fanden sie sich an den ionischen
Baugliedern, liessen jedoch auch hier fast nur noch die
Zeichnung der einst aufgemalten Verzierungen erkennen.
Von den Farben selbst fand ich nur geringe Spuren. Die
Zeichnung aber ist, da sie in die Putzhaut schwach einge-
ritzt ist und ausserdem durch den verschiedenen Grad der
Oberssächenverwitterung, gut erkennbar. Wie die Ab-
bildung 6 und 13 auf Tafel LXXV zeigen, trug bei allen
Kapitellen der Rundstab eine Schnur aus länglichen, durch
Scheibenpaare voneinander getrennten Perlen, der Echi-
nus eine Blattreihe. Die Bemalung des Abakuskyma mit
lesbischen Blättern war an einigen Kapitellen nachzu-
weisen. Von Farben fand sich nur Rot, und zwar in der
Vorderseite am Grunde der Blattreihen und an der Fläche