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Curtius, Ernst [Hrsg.]; Adler, Friedrich [Hrsg.]
Olympia: die Ergebnisse der von dem Deutschen Reich veranstalteten Ausgrabung (Textband 2): Die Baudenkmäler — Berlin, 1892

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https://doi.org/10.11588/diglit.774#0188
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l7°

Die Wasserleitungen (Tafel CI — CIV).

beiden in der Kehle aneinanderstossenden Ziegel als aus
einem Stück bestehend. Dann ist eine besondere Rinne
nicht erforderlich, und es hat demnach die spätere Zeit
in praktischer Hinsicht noch unzweifelhaft Fortsehritte
gemacht.
Figur 3 — 7, Tafel C geben Stücke für die Eindeckung
eines Zeltdaches, Figur 9 —12 solche für ein Kegeldach.
Die sorgfältige Herstellung der ersteren, besonders des

Ziegels Figur 3 ist bewundernswert, die anderen Ziegel
dagegen haben wieder das Eigentümliche, dass man ihnen
selbst bei so komplizierten Dachformen noch Wassernasen
gegeben hat. Eine Rekonstruktion ist wegen mancher Un-
klarheiten nicht versucht worden. Hosfentlich füllen neue
Funde an anderen Orten die auf dem Gebiete der Dachein-
deckung trotz der Mannigfaltigkeit des in Olympia gefun-
denen Materials noch bestehenden grossen Lücken aus.

XXXIV. Die Wasserleitungen.
Tafel CI—CIV.
Erläutert von Fr. Graeber.

Einleitung.
Bei der Wiederaufdeckung Olympias war ein weit-
verzweigtes Netz von Wasserleitungen zu Tage gekom-
men, welches schon während der Grabungen zur Auf-
klärung vieler zweifelhaften Punkte über die Topographie
beitrug und die Gewinnung weiterer wertvoller Gesichts-
punkte für die Beurteilung derartiger Bauanlagen im
klassischen Altertum versprach. Es erschien daher ange-
zeigt, im letzten Ausgrabungsjahre sämtliche Wasserlei-
tungen vollständig aufzunehmen und einer eingehenden
Untersuchung zu unterziehen.
Die Aufnahme ging in der Weise vor lieh, dass die
aufgefundenen Leitungen nötigenfalls durch weitere
Ausgrabungen bis zu ihrem Endpunkte verfolgt wurden.
Alle Kreuzungspunkte der Leitungen untereinander, ihre
Anschlüsse an Gebäude oder andere Kanäle wurden be-
sonders genau untersucht, und schliesslich sowohl Höhen-
lage wie Gefälle ermittelt. Ferner wurden mit Rücksicht
auf die Entwicklung der Konstruktionsformen die Quer-
schnitte und Umbauten fixiert, auch alles, was sich über
Material, Ziegelformate, Mörtel, Verputz u. s. w. erkennen
liess, gesammelt. Die Aufnahme der Brunnen und die
Beobachtungen über die Grundwasserverhältnisfe, sowie
allgemeine Notizen über den Wassergehalt und den Quel-
lenreichtum der Umgegend Olympias vervollständigten
die Untersuchungen. Das Resultat dieser Arbeit war einer-
seits die Feststellung der historischen Entwicklung für
die Wasserabführung und Wasserversorgung Olympias
wenigstens in ihren Hauptzügen, andererseils die Ge-
winnung einer wertvollen Ausbeute in konstruktiver Hin-
sicht für die Wasserleitungstechnik überhaupt. Es war
ein seltenes Glück, dass die Entwässerung und Bewässe-
rung eines Ortes aus dem Altertum an ca. 120 Leitungen
der verschiedensten Formen verfolgt werden konnte.
Die nachfolgende Untersuchung lässt die Ergebnisse
für die allgemeine Topographie Olympias zurück und
beschränkt lieh auf die Darstellung der Geschichte der

Wasserleitungen und die Zusammenstellung der wichti-
geren konstruktiven Formen. Da die Lage des Ortes
und seine Bodengestaltung von dem grössten Einfluss
auf die Anordnung der Wasserleitungen selbst war, so
mussen einige Bemerkungen hierüber vorhergehen.
Bodengestaltung.
Olympia liegt an der Mündung des Kladeos in den
Alpheios. Der letzte Ausläufer des Gebirges zwischen
diesen beiden Flüssen, der Kronoshügel, begrenzt die
Altis im Norden, und eine sanft gewellte Bodenerhebung
zieht sich vom Fusse dieses Berges zur Mündung des
Kladeos hin, den heiligen Bezirk durchsehneidend. Auf
dieser Bodenerhebung liegen die drei Tempel, dem Zeus,
der Hera und der Göttermutter geweiht, alle drei mit
der Oberkante ihres Stylobates in gleicher Höhe. Süd-
lich vom Zeustempel fällt das Terrain, so dass die Süd-
halle, um mit dem Buleuterion in annähernd gleiche
Höhe gebracht zu werden, schon bedeutender Sub-
struktionen bedurfte. In gleicher Weise fällt das Plateau
der Altis auch nach Ossen und Weilen ab. Im Osten
liegt die Echohalle 2,5 m, das Stadion rund 4,30 m und
der Hippodrom sogar 7,0 m unter dem Stylobat des
Zeustempels. Im Wellen befindet sich das Leonidaion
5,0 m unter demselben Niveau; dem Kladeos entlang
aufwärts steigt das Terrain allmählich, doch so, dass im
nördlichsten Teil des Ausgrabungsfeldes die Osthalle des
Gymnasion immer noch 1,34 m unter dem Stylobat des
Zeustempels liegt. Eingeschnitten in den Kronoshügel
erhebt sich 3,0 m über dem Zeustempel die Schatzhäuser-
terrasse.
Da der Alpheios jetzt dicht an Olympia vorbeifliesst,
während er im Altertum weiter südlich seinen Lauf nahm,
so hat das Kladeosbett sich erheblich gesenkt. Es liegt
an der Stelle, wo eine grosse Kloake in den Alpheios
mündet, der mittlere Wasserstand des Flusses jetzt 5,0 m
unter dem antiken Boden, und dementsprechend auch
 
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