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NÜRNBERG (vÖHRD) • ST. BARTHOLOMÄUS
blauen Innenfutter und weißen Puffärmeln; beide Köpfe mit
kräftig rotbraunem Inkarnatton erneuert. Runder gemauerter
Brunnen (rückseitig durch deckende Braunlotlasur getönt) mit
bernsteingelber hölzerner Ziehvorrichtung: am Rad weiße Kette
mit Eimer (silbergelb); Wasserkrug im Vordergrund blaß rot-
braun. Landschaft mit gelbgrüner Wiese und dunkelgrünen
Baumgruppen; im Mittelgrund die kleine herbeieilende Apostel-
schar (weiß mit silbergelben Nimben) vor hellbrauner Felsku-
lisse und hellblauem Wolkenhimmel. Rahmung: Graubraun
erneuerter Astwerkbogen auf weißen Säulen; Postamente pur-
purrosa, Kapitelle gelb.
Ornament: Im Untergewand der Samariterin ein frei aufgemaltes
Damastmuster.
Technik, Stil, Datierung: Offenbart im Gewand der Samariterin
die gleiche großzügige Binnenzeichnung wie im Gewand des
Täufers nebenan. Nürnberg, um 1506/7 (Hirsvogel-Werkstatt)31.
CVMA A 12248
5a FUSSWASCHUNG Fig. 195, Abb. 211
H. 81 cm, B. 64,5 cm.
Vor 1835 in Lhs. nord VII, 3b; 1886 nach Chor nord III, 4b ver-
setzt32; seit 1964 am jetzigen Standort.
Inschriften: Auf dem Fliesenboden die Jahreszahl: ij/r.
Erhaltung: Im originalen Bestand umlaufend stark beschnitten;
im 19. Jh. durch beidseitig angestückte Rahmen und einen Teil
des Fliesenbodens auf das heutige Maß gebracht. Die Komposi-
tion wirkt heute durch die auf beiden Seiten tiefergezogene
Architekturbekrönung und ein Zusammenschieben originaler
Teile und alter Flickstücke am linken Rand etwas gedrängt. Ein-
zelne stärker gesprungene Köpfe und das große Gewandstück
der rechten Profilfigur wurden 1964 von Frenzei rückseitig dou-
bliert. Korrosion in hellbraunen Inkarnatgläsern und im Grau-
blau des Landschaftsausblicks. Die Bemalung ist besonders in
Köpfen und Nimben der Apostel stärker berieben. Bleinetz
Ende des 19. Jh. erneuert (Doublierungen eingebohrt).
Ikonographie, Komposition: (Io 13,1-15) Die halbkreisförmige
Anordnung der Apostel folgt der im Spätmittelalter üblichen
Bildlösung und zeigt im Zentrum Christus - mit der für die Fuß-
waschungsszene charakteristischen, um die Hüfte gebundenem
weißen Schürze - kniend vor Petrus, der seine Füße in eine
Schale mit Wasser taucht. Gemessen an den früheren, dramatur-
gisch vielschichtigeren Inszenierungen des Themas - 1506 in
Schäufeleins Holzschnitt zu Ulrich Pinders Speculum passionis
(Sch.363) oder 1509/11 in Albrecht Dürers Kleiner Holzschnitt-
Passion (B.25) - bleibt die Fassung in Wöhrd seltsam indifferent,
so daß kaum von einer Vorbildfunktion der Graphik für Entwer-
fer oder Glasmaler gesprochen werden kann.
Farbigkeit: Christus in blauvioletter Tunika und weißer Schürze;
links Petrus in rotem Mantel über weißem Gewand; sein Nach-
bar rot über grün gewandet; daneben eingeflickte Gewandstücke
in Purpurrosa, Hellblau und Grauviolett. Auf der rechten Seite
Profilfigur in großflächig hellgrünem Mantel, fast verdeckt
dahinter Apostel in weißem Mantel und Frontalfigur in weißem
Gewand und rotem Mantel. Inkarnate weiß und hellbraun; Nim-
ben silbergelb. Interieur aus hellbraunem Mauerwerk und weiß-
grauem Fliesenboden; Schüssel weiß mit silbergelbem Rand. In
den oberen Ecken Reste der weißen Rahmenarchitektur; seitlich
gelbe Stützen.
Technik, Stil, Datierung: Kopftypen wie der strenge bärtige
Kahlkopf neben Petrus oder das verlorene Profil des Apostels
am rechten Rand könnten noch für ältere, möglicherweise zweit-
verwendete Vorlagen Baldungs sprechen, während insbesondere
Petrus und andere Jünger sehr viel mehr an Schäufeleins Typen-
schatz - etwa in den Speculum-Schnitten - erinnert. In der glat-
ten technischen Ausführung stehen zwei der nach Henfenfeld
translozierten Scheiben - der Einzug Christi nach Jerusalem und
die Vertreibung der Wechsler aus dem Tempel - am nächsten.
Nürnberg, 1511 datiert.
CVMA A 12249, Großdia A 99/68
Fig. 196. ES Chor n II, 5b.
5b CHRISTUS AM ÖLBERG Fig. 196, Abb. 212
H. 80,5-81 cm, B. 60,5 cm.
Vor 1835 nicht nachgewiesen; 1886 nach Chor nord III, 3b ver-
setzt33; seit 1964 am jetzigen Standort.
Erhaltung: Rahmung komplett erneuert. Im eigentlichen Bild-
feld sind Partien der Landschaft, der Engel mit Kelch sowie
Kopf, rechter Oberarm und die linke Hand Christi im 19. Jh.
ergänzt. Korrosionspuren in den hellbraunen Inkarnatgläsern.
Die ehedem bis in die Hintergrundslandschaft hinein recht fein-
zeichnerisch ausgeführte Bemalung ist vielfach abgewittert. Blei-
netz im 19. Jh. erneuert.
31 Hinfällig ist inzwischen die von Schwemmer, 1933, S. 45, vertretene
Zuschreibung an eine »andere Werkstätte« und die Spätdatierung »um
1525«, da sie sich offenkundig auf die heute als Ergänzungen erkannten
Partien (Köpfe, Weinlaubrahmung) stützen.
32 Schwemmer, 1933, S. 40; vgl. Inv. 1829 (Reg. Nr. 76).
33 Schwemmer, 1933, S. 40; vgl. Inv. 1829 (Reg. Nr. 76).
NÜRNBERG (vÖHRD) • ST. BARTHOLOMÄUS
blauen Innenfutter und weißen Puffärmeln; beide Köpfe mit
kräftig rotbraunem Inkarnatton erneuert. Runder gemauerter
Brunnen (rückseitig durch deckende Braunlotlasur getönt) mit
bernsteingelber hölzerner Ziehvorrichtung: am Rad weiße Kette
mit Eimer (silbergelb); Wasserkrug im Vordergrund blaß rot-
braun. Landschaft mit gelbgrüner Wiese und dunkelgrünen
Baumgruppen; im Mittelgrund die kleine herbeieilende Apostel-
schar (weiß mit silbergelben Nimben) vor hellbrauner Felsku-
lisse und hellblauem Wolkenhimmel. Rahmung: Graubraun
erneuerter Astwerkbogen auf weißen Säulen; Postamente pur-
purrosa, Kapitelle gelb.
Ornament: Im Untergewand der Samariterin ein frei aufgemaltes
Damastmuster.
Technik, Stil, Datierung: Offenbart im Gewand der Samariterin
die gleiche großzügige Binnenzeichnung wie im Gewand des
Täufers nebenan. Nürnberg, um 1506/7 (Hirsvogel-Werkstatt)31.
CVMA A 12248
5a FUSSWASCHUNG Fig. 195, Abb. 211
H. 81 cm, B. 64,5 cm.
Vor 1835 in Lhs. nord VII, 3b; 1886 nach Chor nord III, 4b ver-
setzt32; seit 1964 am jetzigen Standort.
Inschriften: Auf dem Fliesenboden die Jahreszahl: ij/r.
Erhaltung: Im originalen Bestand umlaufend stark beschnitten;
im 19. Jh. durch beidseitig angestückte Rahmen und einen Teil
des Fliesenbodens auf das heutige Maß gebracht. Die Komposi-
tion wirkt heute durch die auf beiden Seiten tiefergezogene
Architekturbekrönung und ein Zusammenschieben originaler
Teile und alter Flickstücke am linken Rand etwas gedrängt. Ein-
zelne stärker gesprungene Köpfe und das große Gewandstück
der rechten Profilfigur wurden 1964 von Frenzei rückseitig dou-
bliert. Korrosion in hellbraunen Inkarnatgläsern und im Grau-
blau des Landschaftsausblicks. Die Bemalung ist besonders in
Köpfen und Nimben der Apostel stärker berieben. Bleinetz
Ende des 19. Jh. erneuert (Doublierungen eingebohrt).
Ikonographie, Komposition: (Io 13,1-15) Die halbkreisförmige
Anordnung der Apostel folgt der im Spätmittelalter üblichen
Bildlösung und zeigt im Zentrum Christus - mit der für die Fuß-
waschungsszene charakteristischen, um die Hüfte gebundenem
weißen Schürze - kniend vor Petrus, der seine Füße in eine
Schale mit Wasser taucht. Gemessen an den früheren, dramatur-
gisch vielschichtigeren Inszenierungen des Themas - 1506 in
Schäufeleins Holzschnitt zu Ulrich Pinders Speculum passionis
(Sch.363) oder 1509/11 in Albrecht Dürers Kleiner Holzschnitt-
Passion (B.25) - bleibt die Fassung in Wöhrd seltsam indifferent,
so daß kaum von einer Vorbildfunktion der Graphik für Entwer-
fer oder Glasmaler gesprochen werden kann.
Farbigkeit: Christus in blauvioletter Tunika und weißer Schürze;
links Petrus in rotem Mantel über weißem Gewand; sein Nach-
bar rot über grün gewandet; daneben eingeflickte Gewandstücke
in Purpurrosa, Hellblau und Grauviolett. Auf der rechten Seite
Profilfigur in großflächig hellgrünem Mantel, fast verdeckt
dahinter Apostel in weißem Mantel und Frontalfigur in weißem
Gewand und rotem Mantel. Inkarnate weiß und hellbraun; Nim-
ben silbergelb. Interieur aus hellbraunem Mauerwerk und weiß-
grauem Fliesenboden; Schüssel weiß mit silbergelbem Rand. In
den oberen Ecken Reste der weißen Rahmenarchitektur; seitlich
gelbe Stützen.
Technik, Stil, Datierung: Kopftypen wie der strenge bärtige
Kahlkopf neben Petrus oder das verlorene Profil des Apostels
am rechten Rand könnten noch für ältere, möglicherweise zweit-
verwendete Vorlagen Baldungs sprechen, während insbesondere
Petrus und andere Jünger sehr viel mehr an Schäufeleins Typen-
schatz - etwa in den Speculum-Schnitten - erinnert. In der glat-
ten technischen Ausführung stehen zwei der nach Henfenfeld
translozierten Scheiben - der Einzug Christi nach Jerusalem und
die Vertreibung der Wechsler aus dem Tempel - am nächsten.
Nürnberg, 1511 datiert.
CVMA A 12249, Großdia A 99/68
Fig. 196. ES Chor n II, 5b.
5b CHRISTUS AM ÖLBERG Fig. 196, Abb. 212
H. 80,5-81 cm, B. 60,5 cm.
Vor 1835 nicht nachgewiesen; 1886 nach Chor nord III, 3b ver-
setzt33; seit 1964 am jetzigen Standort.
Erhaltung: Rahmung komplett erneuert. Im eigentlichen Bild-
feld sind Partien der Landschaft, der Engel mit Kelch sowie
Kopf, rechter Oberarm und die linke Hand Christi im 19. Jh.
ergänzt. Korrosionspuren in den hellbraunen Inkarnatgläsern.
Die ehedem bis in die Hintergrundslandschaft hinein recht fein-
zeichnerisch ausgeführte Bemalung ist vielfach abgewittert. Blei-
netz im 19. Jh. erneuert.
31 Hinfällig ist inzwischen die von Schwemmer, 1933, S. 45, vertretene
Zuschreibung an eine »andere Werkstätte« und die Spätdatierung »um
1525«, da sie sich offenkundig auf die heute als Ergänzungen erkannten
Partien (Köpfe, Weinlaubrahmung) stützen.
32 Schwemmer, 1933, S. 40; vgl. Inv. 1829 (Reg. Nr. 76).
33 Schwemmer, 1933, S. 40; vgl. Inv. 1829 (Reg. Nr. 76).