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Scholz, Hartmut
Die mittelalterlichen Glasmalereien in Mittelfranken und Nürnberg (extra muros): Text — Corpus vitrearum medii aevi - Deutschland, Band 10,1, Teil 1: Berlin: Deutscher Verlag für Kunstwissenschaft, 2002

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.52869#0365

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NÜRNBERG • ST. PETER UND PAUL

CHORFENSTER nord III

Fig. 246!., Abb. 266E

Lichtes Gesamtmaß: H. ca. 4,70 m, B. 1,42 m.
Dreibahniges Fenster von fünf Zeilen, drei Kopfscheiben und Maßwerkabschluß mit zentralem Dreipaß und zwei
seitlichen Zwickelformen. Nur in der zweiten Zeile sitzen farbige Glasgemälde; der Rest des Fensters besitzt eine
grautonige Blankverglasung mit Butzenimitation. Keine Schutzverglasung.

2a WAPPEN TETZEL MIT BEISCHILD GROLAND
Fig. 246, Abb. 266
H. 79 cm, B. 39,5-40,5 cm.
Erhaltung: Obwohl sich die Zahl alter Flickstücke und die
Ergänzungen des 19. Jh. sowie der Nachkriegszeit in engen
Grenzen halten, ist das Feld durch Korrosion und extreme
Bemalungsverluste nachhaltig ruiniert. Bei der Versetzung oben
und unten um je 3,5 cm angestückt. Bleinetz erneuert.


Fig. 246. ES Chor n III, 2a.

Ikonographie: Wappen des ratsfähigen Nürnberger Geschlechts
der Tetzel von Kirchensittenbach mit der steigenden silbernen
Katze in Rot; Helmzier mit weißem Stechhelm, rot-weißen
Helmdecken, rot-weißem Wulst und der wiederholten silbernen
Katze als Kleinod. Der kleine Beischild zeigt das Wappen der
Nürnberger Patrizierfamilie Groland: in Schwarz drei um eine
zentrale Blüte angeordnete silberne Sensenblätter in Deichsel-
stellung. Das Wappen bezieht sich entweder auf Gabriel Tetzel
und seine Gemahlin Anna Grolandin (beide f 1479) oder wahr-
scheinlicher auf Hans Tetzel (f 1505) und seine Gemahlin Marga-
rete Groland (Ji496)18.
Komposition, Farbigkeit, Ornament: Wappen s. Ikonographie.
Rahmung und Bildraum: Weißer Rundbogenschluß auf bern-
steingelben Konsolen; flaschengrüner, gerasteter Boden vor dun-
kelblauem Fiederrankengrund.
Technik, Stil, Datierung: Recht unspezifische Arbeit. Die
maschenförmige Struktur des Bodens begegnet ähnlich auch in
den Wappenfenstern in Puschendorf aus der Werkstatt des Stadt-
glasers Veit Hirsvogels d.A. (vgl. Abb. 315-318). Nürnberg, um
1490/1500. CVMA K 12599

Fig. 247. ES Chor n III, 20.


2c WAPPEN TETZEL MIT BEISCHILDEN
KRESS UND HALLER Fig. 247, Abb. 267
H. 77,5 cm, B. 40,5-41 cm.
Inschriften: Auf dem grünen Fliesenboden vorn (unten zur
Hälfte beschnitten) die Jahrzahl: 1 j 1 7.
Erhaltung: Original unten und rechts beschnitten (später zur
Versetzung oben und unten um jeweils 4,5 cm wieder ange-
stückt). Trotz einiger neutraler Ergänzungen der Nachkriegszeit
das besterhaltene Einzelfeld. Reparaturen im Astwerkbogen und
der Mauerzunge tragen die eingeritzte Glaserinschrift: F.M.
1948. Bleinetz erneuert.
Ikonographie: Allianzwappen des innern Geheimen Rats und
Stifters Gabriel Tetzel von Unterleinleitner (J 1440) mit der stei-
genden silbernen Katze in Rot; Helmzier mit grauem Topfhelm,
rot-weißen Helmdecken, rot-weißem Wulst und der wiederhol-
ten silbernen Katze als Kleinod. Die kleinen Beischilde zeigen
die Wappen der beiden Nürnberger Geschlechter Kress (das sil-
berne Schwert in Rot) und Haller (den schwarzgefüllten silber-
nen Schrägsparren in Rot) und beziehen sich auf die beiden Ehe-
frauen des Stifters, Margarete Kress (J1425)19 und Margarete
Haller (f 1448)20. Auf eine Verneuung des Wappens deutet auch
die historisierende Form des Topfhelms, der zur Zeit der Aus-
führung längstens außer Gebrauch gekommen war21.
Komposition, Farbigkeit: Wappen s. Ikonographie. Bildraum:
blaßgelber Astwerkbaldachin auf bernsteingelben Konsolen;
grüner Fliesenboden, hellbraune Mauer und beidseits der Mau-
erzunge Ausblicke in den neutralen hellblauen Grund.
Technik, Stil, Datierung: Nürnberg, 1517 (Werkstatt Veit Hirs-
vogeld.Ä.). CVMA K 12601

18 Biedermann, 1748, Tab. DCXVI.
19 Ebenda Tab. CCLXXI.
20 Ebenda Tab. XCVIII.A.

21 Tatsächlich wurde der Topf- oder Kübelhelm bereits im 15. Jh. durch
den Stechhelm abgelöst (Harry Kühnel, Bildwörterbuch der Kleidung
und Rüstung, Stuttgart 1992, S. io8£.).
 
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