. . Der
_ Sei kiug, Marianne! Meinst,
„Denijche Volktsbote“ erſcheint zweimal
wöchentlich. Verlag und Leitung: Heidel-
bt h alte 22. F ne Ute
5-geſpaltene Petitzeile 10 Pfg.
+ Hadiſher Volksbote. ~ Wacht am Rhein. 4-
[Watice sher dutch rest Mk. 1:25. t'hät
; 1 Mk., von unserer Expedition gbge-
ß
Heidelberg: Lamltag U Juli 1897.
„* Hie gut Deutſch allewege!
Unterneuem Namen tritt heute die offizielle Zeitung
der Deutſch-ſozialen Reformpartei für Baden,
Rheinpfalz und Elsaß-Lothringen vor ihre
Leſer. Wir haben ſchon mitgeteilt, daß die Namens-
änderung auf Wunſch der am 28. Februar d. J. in
Karlsruhe stattgehabten Landesversammlung der Partei
erfolgt iſt. Außerdem entspricht dieſelbe auch der
bisherigen Richtung unseres Blattes, denn partikular-
iſtiſche Bestrebungen liegen uns fern, womit freilich
nicht geſagt werden soll, daß b erech t i gt e Ansprüche
der einzelnen deutschen Bundesstaaten, die sich mit
der Reichsverfaſſsung im Einklang befinden, un-
berücksichtigt bleiben sole.
: Wie seither der „Badische Volksbote", so wird
auch der „Deutsche Volk sb ot e“ der natio-
nalen wie wirtſchaftlich en Stärkung unseres
Vaterlandes seine Dienſte widmen. Er wird unnach-
ſichtig + den zahlreichen Anfeindungen zum Troß
ankämpfen gegen die Schl a f mützigk eit in nat i-
_ onalen Dingen wie auch gegen die Korruption,
die Entchri ſtl ich un g und wirthſchaftliche A u s-
dbeutun g des Vaolkes, wie ſie namentlich von
. jüdiſcher Seite betrieben wird. Treu wird er
stehen zu Kaiser und Reich, und gerade deshalb wird
î er auch ſolche Regierungsmaßnahmen von verantwort-
lichen und unverantwortlichen Ministern einer strengen
Kritik unterziehen, die in weiten Schichten der Be-
völkerung das Vertrauen zur Krone erschüttert und
viele bisher monarchiſch gesinnte Staatsbürger in das
Lager der Sozialdemokratie getrieben haben.
Kampf gegen den Um sturz — nicht durch
_ HPeolizeimaßregeln, sondern durch wirtschaftliche R e -
Formen, das hat ſich die deutſch-ſoziale Reform-
partei zur Aufgabe gemacht, deren Vertreter in Süd-
î weſtdeutſchland der „Deut s <e Volksb ot e‘ iſt.
Unsere Bestrebungen haben weit und breit An-
klang gefunden, und von Tag zu Tage mehrt ſich die
Hahl unserer Parteifreunde. Aber mit der bloßen
Zuſtimm ung ist es nicht gethan ; jeder, der es
î gut meint mit Volk und Vaterland, muß ſ el bt
Teil nehm e n an dem Kampfe, und wenn er nicht
~ aus Furcht vor jüdiſcher Rachſucht ~ mit seinem
Namen hervortreten will, so soll er wenigstens die-
jenigen unterstützen, die den Kampf öffentlich führen.
Dazu gehört in erster Reihe Anterſtützung der FPreſſe.
NMur mit Hülfe einer ſtarken Presse kann unsere gute
_ Sache zum „Fiege geführt werden. Darum hat ja
gerade das Judentum eine so große und für die Aü-
_ gemeinheit so verderbliche Macht in die Hand bekom-
men, weil sie sich die Preſſe, diese „„ſiebente Groß-
& macht“ dienſtbar gemacht hat. Jeder Pfennig, der
î Für Abonnement oder Jnserate einem der zahllosen
sein, ſpeziell
verlogenen Judenblätter zugewandt wird, st är kt noch
jene unheilvolle Macht. Es iſt daher die P fl icht
Deutschen, ſich diejenigen Blätter, die
unter dem Scheine, „liberal“ oder „demokratisch“ zu
jüdiſch-großkapitalistische S onder -
intereſ s en vertreten, vom Halse zu schaffen, und
mit dazu beizutragen, daß die monarchiſch, <riſtkic<
und national geſinnte Preſſe finanziell so gekräftigt
wird, daß sie mit noch größerem Erfolge als seither
gegen die ,„\rote‘’ sowohl wie gegen die „goldene Jn-
ternationale zu ziehen vermag.
Wer daher mit den oben kurz erörterten Grund-
sätzen einverſtanden ist der abonniere auf den
jedes guten
| re „Deutſchen Volksboten.'"
Der Bezugspreis iſt der gleiche wie bisher.
Außerdem wird den Abonnenten für das 3. Quar-
tal der „„Süddeutſche Landwirt‘“ monatlich ein-
mal unentgeltlich zugestellt werden. Die kſie Aus-
gabe desselben erfolgt am 7. Julie.
Deutſches Reich.
* Der Rücktritt des Ireiherrn v. Marſchall,
den das offiziösſe
überrascht.
tage geſehen und gehört hat, und wer insbesondere
ſein Auftreten im Tauſch-Prozeſſe vor Gericht ver-
folgt, wird an ihm keine Krankheit wahrgenommen
letzter zZeit fortgesezt Nachrichten über seinen Gesund-
heitszuſtand, die carin übereinſtimmten, daß er an
einer gewissen Nervosität leide, die in kurzer Zeit
überwunden sein dürſte. Es hätte deshalb nahegelegen,
den Verlauf des dreimonatlichen Urlaubs abzuwarten.
Wenn statt deſſen schon im ersten Monat ſ:ines Ur-
laubs eine definitive Ersetzung durch Herrn v. B ü l o w
erfolgt, so wird man in der Annahme nicht fehl
gehen, daß in letzter Linie nicht Gesundheitsrücksichten,
sondern ganz andere Gründe für seine Entlassung
maßgebend gewesen ſind, und dieſe Gründe liegen für
jedermann klar. In der Handelsvertrags-Politik muß
Schutz der nationalen Arbeit und Erhaltung der Ab- |
ſatzgebiete für Landwirtschaft und Induſtrie Hand in
Hand gehen. Daran hat Herr v. Marſchall nie ge-
dacht ; er folgte den Lehren der Mancheſtermänner, |
war ſtets auf eine einseitige Förderung des Handels
bedacht, ordnete die Interessen des Inlandes stets den
Forderungen des Auslandes unter. So gelangten
wir nach und nach dahin, daß Herr v. Marschall trotz
fortgeſezter Preisgabe der nativnalen gu:-ſſ- ein
tit Frozſſe mußten unbedingt Bedenken erregen. Sen.
Wolff'sche Telegraphen-Bureau aus
Kiel, wo ſich der Kaiter aufhielt, meldete, hat nicht
Offiziell wird der Rücktritt des Herrn
Ministers mit den üblichen Geſundheitsrücksichten
begründet. Wer ihn aber in letzter Zeit im Reichs-
doch gewisse Begleitumſstände
V. Jahrgang.
Absatzgebiet noch dem andern verlor. Es genügt .
dieser Beziehung der Hinweis auf die gegenwärtigen.
hochſchutzzöllneriſche Bewegung in Nordamerika. Unsere .
Schwäche gegen die nordamerikaniſche Bundesreggenn.
hat unser handelspolitiſches Verhältnis zu m
nicht verbessert, sondern verſchlechtert, und wir warn _
unter Herrn v. Marschall auf dem besten Wege dahin,
unser nordamerikaniſches Abſatzgebiet zu verlieren. De
Entlassung des Staatssekretärs v. Marschall bedeutete.
eine Aenderung unserer Handelsvertragspolitik im
Sinne eines größeren Schutzes der heimischen In-
teresſen, und wir begrüßen diesen Wechſel um so
freudiger, als wir damit unserer Induſlrie und unserem
Handel unsere ausländiſchen Absatzgebiete beſſer ſichern
werden, als das bisher geschehen iſt. Den letzten. An-
laß zum Rücktrilt des Herrn v. Marschall hat offen-
bar seine „Flucht in die Oeffentlichkeit‘ gegeben. E.
soll ſelbſtredend keinem Minister verwehrt werden,
Strafanträge zu stellen, aber die Art und Weise, wie
legten gewiſſe Mißstände im Preßbureau, in dem die
Levyſohn und ähnliche Schornaliſten ein- und auen Ü
gingen, unverhüllt dar. Die letzten Consequenzen
jener Prozesſe, die in letzter Linie ein ganz ander es
J a gdw i ld im Auge hatten, sind jettt gezogen. Herr
v. Marschall hat seine Entlaſſung erhaltene. Wem
die Thatſache,
die jedermann vorausgesehen hat, an
ſich auch nicht mehr bemerkenswert ist, ſo verdienen
besondere Beachtung.
Unmittelbar nachdem die Ordres in Kiel vollzeen. .
haben, die zum Ausscheiden aus dem Reichsdienſte |
„waren, begab... .ſich der Reichskanzler mit dem |
nötigt. Die ihm treu ergebene Preſſe verbreitete in
Na <fo ger des Hercn v. Marſchall nach Frieen. .
richsruh zum Fürſten Bismarck. Dieser Beſuch wird
in anbetracht der besonderen Umstände vom deutſchſſen.
Volke mit der Empfindung sreudiger Dankbarkeit auf-
genommen werden. U
* Herr v. Bötticher geht auch, obwohl er erſt
E G Tagen im preußiſchen Abgeordnetenhauſe
erklärt hatte
denke. Und nun wird aus Berlin von zuverlässiger
Seite gemeldet, daß Herr v. Böttichers A b schi e d 8- _
g e s u ch (!1) angenommen worden sei. An seine Stelle
tritt als Staatssekretär des Innern und als preußi-
scher Staatsminiſter Graf P os a d wsk i.
an dessen Stelle treten wird, ist noch nicht bekannt.
Der badiſche Finanzminiſter Dr. Buch enberger
hat die Uebernahme des Reichsſchatzamtes abgelehnt.
* Der Nachfolger Htephans iſt noch immer
hu qr! 17' y feſlals r ut u.
nächster Kandidat für das Amt des Generalpoſtmeiſters
Herr v. Hutten-Czapsk y genannt. Er ist auch
Huſar wie Herr v. Podbielski, ſo daß es ſchließlich
Feuilleton.
Der Eine und der Andere..
Erzählung von Hans Warring.
§ (Nachdruck verboten.)
: Und zugleich wird sie inne, daß ſich in ihr Herz
ein Widerwille gegen das andere, das fremde, ein-
schleichen will, gegen den Eindringling, der ſich an die
Stelle ihres eigenen stehlen will. Und mitten hinein
in diesen Wirrwarr von Gefühlen kommt ihr der
Gedanke an ihren Mann.
| „Herr Gott, erbarme dich meiner! Der Andrees
. der Andrees ! Wie soll ich ihm unter die Augen
treten! Er hat es nicht gewollt, und ich hab es er-
_ gzwungen ! Das verzeiht er mir nimmer! - O, warum
hab ich nicht ſterben können !“
gj„,Still, um Gottes willen still! verrat dich nicht !‘
| wispert die Schugſtin. „Die Sache muß zwiſchen
uns dreien bleiben! Dein Mann darf nichts davon
erfahren! Der ging daran zu Grund, und der Fried’
und das Glück deiner Ehe auch. Du mußt einen
_ von den Buben wählen und zu dir sagen: Dies ist
meiner, dies ſoll meiner sein! – Du uwuillſt nicht ?
so etwas iſt nicht
ſc<on in der Welt vorgekommen? JIch selbſt hab so
eine Sache ſchon erlebt, und die Frau hat meinen
_ Rat befolgt, und es ist alles zum guten End’ ausge- |
. gangen. Der Mann hat das Kind lieb, wie ſsſsein
sigenes, ~ und es kann ja auch ſein, daß es sein
eigen Fleiſch und Blut iſt ~ kann sein, kann auch
nicht sein! - Thu’, wie ich dir sag, Marianne,
es iſt das die einzige Rettung für uns alle.“
„Ich kann es nicht, ~ ich kann dies ſchreckliche
Geheimnis nicht allein tragen, — ich kann nicht für
mich behalten, was mir alle Tag und alle Stund das
Herz abdrücken wird! –~ Ich kann mich nicht ver-
stellen, –~ merken möcht er es über kurz oder lang
doch. Lieber ſag ich es ihm !“
Ein paar Tage versuchte ſie die Qual allein zu
tragen, dann sagte sie es ihm. Anfangs konnte er
es nicht faſſen, er starrte ſie mit einem verständnis-
loſen Blicke an. Endlich wurde ihm klar, was ſie
unter Schluchzen und Händeringen ihm erzählte, sie
sah es an seinem Gesicht, das bis in die Lippen
hinein erblaßte. Wie er ſie anblickte — dieſen Blick
vergißt ſie nie. Sie hat darin den Tod seines Ver-
tauess get t mich! Sie will mich zwingen,
das Kind dieses ~ dieſes Menschen im Hauſe zu
behalten, - sie will es mir aufdrängen gegen meinen
Willen! Sie liebt ihn immer noch —~ ich bin ein
hervgtttr Mann — ſie macht mich zum Spott der
eute
Er hört das Sauſen des wild erregten Blutes
in seinen Ohren. Lange schwarze Schatten ziehen an
ſeinen Augen vorüber. Ihm ſchwindelt ~ wie ge-
brochen sinkt er in den Stuhl.
ruft sie flehend.
är fährt auf wie von einem Peitſchenhieb ge-
troffen. Er iſt plötzlich ein anderer geworden, die
Heflalt nicht mehr gebrochen, sondern straff aufg--
„Andrees !"
richtet, jede Muskel gespannt von einem ungeheueren
Zorn. Mit ein paar Schritten steht er vor ihem I
Bett, er hebt die Hand, ~ er ballt sie zur Fauſt :
„Weib,“ kommt es keuchend aus seiner Bruſt,
ruchtes Weib! Du hast ein niederträchtiges Spiel
mit mir geſpielt! Echört dies le zte auch noch dazu ?
iſt dies auch Komödie?"
„Andrees !" schreit sie verzweifelt auen.
Ist es dieser Schrei aus höchſter Todesuot, -
sind es die Augen, die in hilfloſem Entsetzen zu ihm
aufblicken, was ihn weckte ? + er besinnt fich plögliéiIeIn.
Der erhobene Arm sinkt ihm ſchlaff am Körper herab.
“iy r Sefühl fg: Ohnmacht und Höülfloſigkeit
überkommt ihn
nicht sagen, auch wenn er zehnmal seine wuchtige
Fauſt auf sie niederfallen läßt. Er wankt rückwärts,
ſeine mächtige Gestalt sinkt wieder zusammen, die
Füße ſind ihm ſchwer wie Blei ~ taſtend und
wankend sich längs der Wand rückwärtsſchiebend,
verläßt er die Stube – ~
Seitdem sind Wochen verstrichen. Die beiden
Eheleute gehen an einander vorüber, ohne zu sprechen,
ohne sich anzuſehen. Jm Hauſe iſts still, als läge
ein Toter darin. Selbst die Kinder ſind kaum zu
hören. Die junge Mutter iſt mit ihnen in das
Hinterſtübchen gezogen, um sie dem Manne aus den
Augen zu schaffen; der hauſt in der Bodenkammer..
Die Dienſstleute gehen verſchüchtert herum, ſie sehen
die Veränderung, aber über die Ursachen wissen ſie
nichts Gewisses, obgleich allerlei Gerüchte darüber
umgehen. Sie wissen nur, daß es ſeit jener Nacht
angefangen, als der Wirt nicht nach Hauſe gekommen
Preis vierteljährlich durch den Briefträsüßer
"holt 80 Pfg. Poſtzeitungslisſte Nr. 1964 a .. !
Leckert-Lütow und v. Tauſch gefünn.
daß er an einen Abſchied noch nicten.
Wr..
„ Vere
Was ſie nicht ſagen will, wird sie
_ Sei kiug, Marianne! Meinst,
„Denijche Volktsbote“ erſcheint zweimal
wöchentlich. Verlag und Leitung: Heidel-
bt h alte 22. F ne Ute
5-geſpaltene Petitzeile 10 Pfg.
+ Hadiſher Volksbote. ~ Wacht am Rhein. 4-
[Watice sher dutch rest Mk. 1:25. t'hät
; 1 Mk., von unserer Expedition gbge-
ß
Heidelberg: Lamltag U Juli 1897.
„* Hie gut Deutſch allewege!
Unterneuem Namen tritt heute die offizielle Zeitung
der Deutſch-ſozialen Reformpartei für Baden,
Rheinpfalz und Elsaß-Lothringen vor ihre
Leſer. Wir haben ſchon mitgeteilt, daß die Namens-
änderung auf Wunſch der am 28. Februar d. J. in
Karlsruhe stattgehabten Landesversammlung der Partei
erfolgt iſt. Außerdem entspricht dieſelbe auch der
bisherigen Richtung unseres Blattes, denn partikular-
iſtiſche Bestrebungen liegen uns fern, womit freilich
nicht geſagt werden soll, daß b erech t i gt e Ansprüche
der einzelnen deutschen Bundesstaaten, die sich mit
der Reichsverfaſſsung im Einklang befinden, un-
berücksichtigt bleiben sole.
: Wie seither der „Badische Volksbote", so wird
auch der „Deutsche Volk sb ot e“ der natio-
nalen wie wirtſchaftlich en Stärkung unseres
Vaterlandes seine Dienſte widmen. Er wird unnach-
ſichtig + den zahlreichen Anfeindungen zum Troß
ankämpfen gegen die Schl a f mützigk eit in nat i-
_ onalen Dingen wie auch gegen die Korruption,
die Entchri ſtl ich un g und wirthſchaftliche A u s-
dbeutun g des Vaolkes, wie ſie namentlich von
. jüdiſcher Seite betrieben wird. Treu wird er
stehen zu Kaiser und Reich, und gerade deshalb wird
î er auch ſolche Regierungsmaßnahmen von verantwort-
lichen und unverantwortlichen Ministern einer strengen
Kritik unterziehen, die in weiten Schichten der Be-
völkerung das Vertrauen zur Krone erschüttert und
viele bisher monarchiſch gesinnte Staatsbürger in das
Lager der Sozialdemokratie getrieben haben.
Kampf gegen den Um sturz — nicht durch
_ HPeolizeimaßregeln, sondern durch wirtschaftliche R e -
Formen, das hat ſich die deutſch-ſoziale Reform-
partei zur Aufgabe gemacht, deren Vertreter in Süd-
î weſtdeutſchland der „Deut s <e Volksb ot e‘ iſt.
Unsere Bestrebungen haben weit und breit An-
klang gefunden, und von Tag zu Tage mehrt ſich die
Hahl unserer Parteifreunde. Aber mit der bloßen
Zuſtimm ung ist es nicht gethan ; jeder, der es
î gut meint mit Volk und Vaterland, muß ſ el bt
Teil nehm e n an dem Kampfe, und wenn er nicht
~ aus Furcht vor jüdiſcher Rachſucht ~ mit seinem
Namen hervortreten will, so soll er wenigstens die-
jenigen unterstützen, die den Kampf öffentlich führen.
Dazu gehört in erster Reihe Anterſtützung der FPreſſe.
NMur mit Hülfe einer ſtarken Presse kann unsere gute
_ Sache zum „Fiege geführt werden. Darum hat ja
gerade das Judentum eine so große und für die Aü-
_ gemeinheit so verderbliche Macht in die Hand bekom-
men, weil sie sich die Preſſe, diese „„ſiebente Groß-
& macht“ dienſtbar gemacht hat. Jeder Pfennig, der
î Für Abonnement oder Jnserate einem der zahllosen
sein, ſpeziell
verlogenen Judenblätter zugewandt wird, st är kt noch
jene unheilvolle Macht. Es iſt daher die P fl icht
Deutschen, ſich diejenigen Blätter, die
unter dem Scheine, „liberal“ oder „demokratisch“ zu
jüdiſch-großkapitalistische S onder -
intereſ s en vertreten, vom Halse zu schaffen, und
mit dazu beizutragen, daß die monarchiſch, <riſtkic<
und national geſinnte Preſſe finanziell so gekräftigt
wird, daß sie mit noch größerem Erfolge als seither
gegen die ,„\rote‘’ sowohl wie gegen die „goldene Jn-
ternationale zu ziehen vermag.
Wer daher mit den oben kurz erörterten Grund-
sätzen einverſtanden ist der abonniere auf den
jedes guten
| re „Deutſchen Volksboten.'"
Der Bezugspreis iſt der gleiche wie bisher.
Außerdem wird den Abonnenten für das 3. Quar-
tal der „„Süddeutſche Landwirt‘“ monatlich ein-
mal unentgeltlich zugestellt werden. Die kſie Aus-
gabe desselben erfolgt am 7. Julie.
Deutſches Reich.
* Der Rücktritt des Ireiherrn v. Marſchall,
den das offiziösſe
überrascht.
tage geſehen und gehört hat, und wer insbesondere
ſein Auftreten im Tauſch-Prozeſſe vor Gericht ver-
folgt, wird an ihm keine Krankheit wahrgenommen
letzter zZeit fortgesezt Nachrichten über seinen Gesund-
heitszuſtand, die carin übereinſtimmten, daß er an
einer gewissen Nervosität leide, die in kurzer Zeit
überwunden sein dürſte. Es hätte deshalb nahegelegen,
den Verlauf des dreimonatlichen Urlaubs abzuwarten.
Wenn statt deſſen schon im ersten Monat ſ:ines Ur-
laubs eine definitive Ersetzung durch Herrn v. B ü l o w
erfolgt, so wird man in der Annahme nicht fehl
gehen, daß in letzter Linie nicht Gesundheitsrücksichten,
sondern ganz andere Gründe für seine Entlassung
maßgebend gewesen ſind, und dieſe Gründe liegen für
jedermann klar. In der Handelsvertrags-Politik muß
Schutz der nationalen Arbeit und Erhaltung der Ab- |
ſatzgebiete für Landwirtschaft und Induſtrie Hand in
Hand gehen. Daran hat Herr v. Marſchall nie ge-
dacht ; er folgte den Lehren der Mancheſtermänner, |
war ſtets auf eine einseitige Förderung des Handels
bedacht, ordnete die Interessen des Inlandes stets den
Forderungen des Auslandes unter. So gelangten
wir nach und nach dahin, daß Herr v. Marschall trotz
fortgeſezter Preisgabe der nativnalen gu:-ſſ- ein
tit Frozſſe mußten unbedingt Bedenken erregen. Sen.
Wolff'sche Telegraphen-Bureau aus
Kiel, wo ſich der Kaiter aufhielt, meldete, hat nicht
Offiziell wird der Rücktritt des Herrn
Ministers mit den üblichen Geſundheitsrücksichten
begründet. Wer ihn aber in letzter Zeit im Reichs-
doch gewisse Begleitumſstände
V. Jahrgang.
Absatzgebiet noch dem andern verlor. Es genügt .
dieser Beziehung der Hinweis auf die gegenwärtigen.
hochſchutzzöllneriſche Bewegung in Nordamerika. Unsere .
Schwäche gegen die nordamerikaniſche Bundesreggenn.
hat unser handelspolitiſches Verhältnis zu m
nicht verbessert, sondern verſchlechtert, und wir warn _
unter Herrn v. Marschall auf dem besten Wege dahin,
unser nordamerikaniſches Abſatzgebiet zu verlieren. De
Entlassung des Staatssekretärs v. Marschall bedeutete.
eine Aenderung unserer Handelsvertragspolitik im
Sinne eines größeren Schutzes der heimischen In-
teresſen, und wir begrüßen diesen Wechſel um so
freudiger, als wir damit unserer Induſlrie und unserem
Handel unsere ausländiſchen Absatzgebiete beſſer ſichern
werden, als das bisher geschehen iſt. Den letzten. An-
laß zum Rücktrilt des Herrn v. Marschall hat offen-
bar seine „Flucht in die Oeffentlichkeit‘ gegeben. E.
soll ſelbſtredend keinem Minister verwehrt werden,
Strafanträge zu stellen, aber die Art und Weise, wie
legten gewiſſe Mißstände im Preßbureau, in dem die
Levyſohn und ähnliche Schornaliſten ein- und auen Ü
gingen, unverhüllt dar. Die letzten Consequenzen
jener Prozesſe, die in letzter Linie ein ganz ander es
J a gdw i ld im Auge hatten, sind jettt gezogen. Herr
v. Marschall hat seine Entlaſſung erhaltene. Wem
die Thatſache,
die jedermann vorausgesehen hat, an
ſich auch nicht mehr bemerkenswert ist, ſo verdienen
besondere Beachtung.
Unmittelbar nachdem die Ordres in Kiel vollzeen. .
haben, die zum Ausscheiden aus dem Reichsdienſte |
„waren, begab... .ſich der Reichskanzler mit dem |
nötigt. Die ihm treu ergebene Preſſe verbreitete in
Na <fo ger des Hercn v. Marſchall nach Frieen. .
richsruh zum Fürſten Bismarck. Dieser Beſuch wird
in anbetracht der besonderen Umstände vom deutſchſſen.
Volke mit der Empfindung sreudiger Dankbarkeit auf-
genommen werden. U
* Herr v. Bötticher geht auch, obwohl er erſt
E G Tagen im preußiſchen Abgeordnetenhauſe
erklärt hatte
denke. Und nun wird aus Berlin von zuverlässiger
Seite gemeldet, daß Herr v. Böttichers A b schi e d 8- _
g e s u ch (!1) angenommen worden sei. An seine Stelle
tritt als Staatssekretär des Innern und als preußi-
scher Staatsminiſter Graf P os a d wsk i.
an dessen Stelle treten wird, ist noch nicht bekannt.
Der badiſche Finanzminiſter Dr. Buch enberger
hat die Uebernahme des Reichsſchatzamtes abgelehnt.
* Der Nachfolger Htephans iſt noch immer
hu qr! 17' y feſlals r ut u.
nächster Kandidat für das Amt des Generalpoſtmeiſters
Herr v. Hutten-Czapsk y genannt. Er ist auch
Huſar wie Herr v. Podbielski, ſo daß es ſchließlich
Feuilleton.
Der Eine und der Andere..
Erzählung von Hans Warring.
§ (Nachdruck verboten.)
: Und zugleich wird sie inne, daß ſich in ihr Herz
ein Widerwille gegen das andere, das fremde, ein-
schleichen will, gegen den Eindringling, der ſich an die
Stelle ihres eigenen stehlen will. Und mitten hinein
in diesen Wirrwarr von Gefühlen kommt ihr der
Gedanke an ihren Mann.
| „Herr Gott, erbarme dich meiner! Der Andrees
. der Andrees ! Wie soll ich ihm unter die Augen
treten! Er hat es nicht gewollt, und ich hab es er-
_ gzwungen ! Das verzeiht er mir nimmer! - O, warum
hab ich nicht ſterben können !“
gj„,Still, um Gottes willen still! verrat dich nicht !‘
| wispert die Schugſtin. „Die Sache muß zwiſchen
uns dreien bleiben! Dein Mann darf nichts davon
erfahren! Der ging daran zu Grund, und der Fried’
und das Glück deiner Ehe auch. Du mußt einen
_ von den Buben wählen und zu dir sagen: Dies ist
meiner, dies ſoll meiner sein! – Du uwuillſt nicht ?
so etwas iſt nicht
ſc<on in der Welt vorgekommen? JIch selbſt hab so
eine Sache ſchon erlebt, und die Frau hat meinen
_ Rat befolgt, und es ist alles zum guten End’ ausge- |
. gangen. Der Mann hat das Kind lieb, wie ſsſsein
sigenes, ~ und es kann ja auch ſein, daß es sein
eigen Fleiſch und Blut iſt ~ kann sein, kann auch
nicht sein! - Thu’, wie ich dir sag, Marianne,
es iſt das die einzige Rettung für uns alle.“
„Ich kann es nicht, ~ ich kann dies ſchreckliche
Geheimnis nicht allein tragen, — ich kann nicht für
mich behalten, was mir alle Tag und alle Stund das
Herz abdrücken wird! –~ Ich kann mich nicht ver-
stellen, –~ merken möcht er es über kurz oder lang
doch. Lieber ſag ich es ihm !“
Ein paar Tage versuchte ſie die Qual allein zu
tragen, dann sagte sie es ihm. Anfangs konnte er
es nicht faſſen, er starrte ſie mit einem verständnis-
loſen Blicke an. Endlich wurde ihm klar, was ſie
unter Schluchzen und Händeringen ihm erzählte, sie
sah es an seinem Gesicht, das bis in die Lippen
hinein erblaßte. Wie er ſie anblickte — dieſen Blick
vergißt ſie nie. Sie hat darin den Tod seines Ver-
tauess get t mich! Sie will mich zwingen,
das Kind dieses ~ dieſes Menschen im Hauſe zu
behalten, - sie will es mir aufdrängen gegen meinen
Willen! Sie liebt ihn immer noch —~ ich bin ein
hervgtttr Mann — ſie macht mich zum Spott der
eute
Er hört das Sauſen des wild erregten Blutes
in seinen Ohren. Lange schwarze Schatten ziehen an
ſeinen Augen vorüber. Ihm ſchwindelt ~ wie ge-
brochen sinkt er in den Stuhl.
ruft sie flehend.
är fährt auf wie von einem Peitſchenhieb ge-
troffen. Er iſt plötzlich ein anderer geworden, die
Heflalt nicht mehr gebrochen, sondern straff aufg--
„Andrees !"
richtet, jede Muskel gespannt von einem ungeheueren
Zorn. Mit ein paar Schritten steht er vor ihem I
Bett, er hebt die Hand, ~ er ballt sie zur Fauſt :
„Weib,“ kommt es keuchend aus seiner Bruſt,
ruchtes Weib! Du hast ein niederträchtiges Spiel
mit mir geſpielt! Echört dies le zte auch noch dazu ?
iſt dies auch Komödie?"
„Andrees !" schreit sie verzweifelt auen.
Ist es dieser Schrei aus höchſter Todesuot, -
sind es die Augen, die in hilfloſem Entsetzen zu ihm
aufblicken, was ihn weckte ? + er besinnt fich plögliéiIeIn.
Der erhobene Arm sinkt ihm ſchlaff am Körper herab.
“iy r Sefühl fg: Ohnmacht und Höülfloſigkeit
überkommt ihn
nicht sagen, auch wenn er zehnmal seine wuchtige
Fauſt auf sie niederfallen läßt. Er wankt rückwärts,
ſeine mächtige Gestalt sinkt wieder zusammen, die
Füße ſind ihm ſchwer wie Blei ~ taſtend und
wankend sich längs der Wand rückwärtsſchiebend,
verläßt er die Stube – ~
Seitdem sind Wochen verstrichen. Die beiden
Eheleute gehen an einander vorüber, ohne zu sprechen,
ohne sich anzuſehen. Jm Hauſe iſts still, als läge
ein Toter darin. Selbst die Kinder ſind kaum zu
hören. Die junge Mutter iſt mit ihnen in das
Hinterſtübchen gezogen, um sie dem Manne aus den
Augen zu schaffen; der hauſt in der Bodenkammer..
Die Dienſstleute gehen verſchüchtert herum, ſie sehen
die Veränderung, aber über die Ursachen wissen ſie
nichts Gewisses, obgleich allerlei Gerüchte darüber
umgehen. Sie wissen nur, daß es ſeit jener Nacht
angefangen, als der Wirt nicht nach Hauſe gekommen
Preis vierteljährlich durch den Briefträsüßer
"holt 80 Pfg. Poſtzeitungslisſte Nr. 1964 a .. !
Leckert-Lütow und v. Tauſch gefünn.
daß er an einen Abſchied noch nicten.
Wr..
„ Vere
Was ſie nicht ſagen will, wird sie