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Deutscher Wille: des Kunstwarts — 30,1.1916

DOI Heft:
Heft 1 (1. Oktoberheft 1916)
DOI Artikel:
Avenarius, Ferdinand: "Bilder als Verleumder" auch bei uns?
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https://doi.org/10.11588/diglit.14295#0039

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illustrierter Aufsatz „Plagiats et falsifications", der diejenigen Fälle zu--
sammenstellt, die man zur moralischen Vernichtung unserer deutschen Zeit«
schriften für Schlager hält. Wer sie so obenhin besieht, mag auch meinen:
sie sind's. Prüfen wir diese Bilder sämtlich durch und geben wir
sie in unretuschierten photographischen Nachbildungen nach dem
französischen Blatt. Die Illustrationen werden dann freilich nicht schön,
aber darauf kommt es ja in diesem Falle auch wirklich nicht an. Das
Wi-chtige ist: wnsre Bilder sind dann ganz einwandfrei echte Dokumente.

„The Sphere" hat eine Zeichnung vom Russeneinfall in Ungarn ver-
öffentlicht, und „L'Illustration" eine Zeichnung von einer Schlacht in
Flandern, die „Wiener Illustrierte Zeitung" aber hat das englische Bild
ganz, das französische zum Teil mit umgetauschten Uniformen wieder-
gegeben, so daß es nun Russen sind, die fliehen. Das ist richtig. Es
handelt sich hier um Wiener Plagiate zu dem einfachen Zwecke: tzonorar
für eigne Bilder zu sparen. Aber dieser Widerlrchkeit ward in Deutschland
sofort nach rhrer Entdeckung entgegengetreten. Ich kann auf den Ab-
druck ernes dieser Bilder heute verzichten, denn ich habe es schon wieder-
gegeben, als i.ch den tzerrn in tzeft 3 des 29. Iahrganges dieser Zeit-
schrift in dem illustrierten Aufsatze „Gegen Bilderschwindel^ der öffent-
lichen Beachtung empfahl. Seitdem sieht er ein, daß diese Technik bei
uns nicht angeht.

Weiter: Die „Kriegsbilder" haben am ^2. Februar die hier ab-
gebrldete Zeichnung aus „L'Illustration^ ohne Quellenangabe gebracht, und
zwar, indem sie dem Soldaten statt der französischen Kriegs-Auszeichnung
die deutsche antuschten. Auch das rst ein fälschendes Plagiat nicht des
durchaus anständigen Blattes, sondern desjenigen, der es betrog. Ebenso
falsch ist freilich die Deutung, die dem Fall drüben gegeben wird: die
Zeichnung von „L'Illustration" solle in ein „instrument de propagande"
dafür umgewandelt werden, „combren les rapports sont cordraux — que dis-
je? — combien ils sont affectueux entre envahisseurs et envahis". Für
die stellenweise nicht nur guten, sondern intimen und allzu intimen Be-
ziehungen zwischen „Okkupierten^ und „Okkupierern" liegen leider stärkere

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