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Deutscher Wille: des Kunstwarts — 30,1.1916

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Heft 1 (1. Oktoberheft 1916)
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Kaindl, Raimund Friedrich: Militärgrenze und Militärverwaltung
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Bröger, Karl; Lersch, Heinrich; Barthel, Max: Arbeitergedichte aus dem Felde
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https://doi.org/10.11588/diglit.14295#0050

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gischen Rücksichten erbauten Bahnen, trat für die Äbernahme der Post» und
Telegraphenanstalten durch die Zivilbehörden ein, verlangte die Auflassung
der Stelle des militärischen Landeschefs usw. Kurzum: es machten sich
sofort Forderungen geltend, die nicht nur die Opfer der Monarchie und
deren daraus gefolgte Rechte leugneten, sondern auch die Sicherheit
des Landes und dessen Entwicklung in hohem Grade gefährdeten. Gar
bald konnte man bemerken, daß nach Einführung der Verfassung sich um»
stürzende Ideen verbreiteten. So unterschrieb schon W2 h^r Vizepräsi«
dent des bosnischen Landtages Mandic ein Memorandum, das die Ver»
einigung aller Länder der Monarchie forderte, in denen Kroaten wohnen.
Damit begann auch die Vernachlässignng und Bedrückung der deutschen
Siedlungen. Gegen die deutschen Beamten, denen Bosnien so viel ver»
dankt, begann ein förmliches Kesseltreiben: sie wurden geradezu von der
anderen Bevölkerung gemieden und als „Kuferaschen", die mit ihren
Koffern ins Land gekommen sind, verhöhnt. Der Landtag bot aber auch
Gelegenheit zur Bildung von Parteien, die sich in nationalen und religiösen
Gegensätzen gegenüberstanden und heftig befehdeten. Man weitz, wohin
es schlietzlich die grotzserbische Propaganda in Bosnien und Sarajewo
gebracht hat.

Mit Recht wird daher jetzt erwartet, datz die erprobten Einrichtungen
der „Militärgrenze" oder zumindest der militärischen Verwaltung überall
da wieder eingeführt werden, wo sie nach der Erfahrung der letzten Zeit
und des Krieges am Platze sind. Für die Besiedlung der verwüsteten
Grenzgebiete würden im Kriege erprobte Veteranen, ferner die in den
Nachbargebieten bedrückten Deutschen herbeizuziehen sein. Durch diese
Maßregeln wäre für die Sicherung und Kultivierung der Grenzgebiete
gesorgt. Raimund Friedrich Kaindl

Arbeitergedichte aus dem Felde

Der Schützengraben
s^in brauner Streif,

^ am Morgen silbrig vom nächtlichen Reif,
allen Wettern des tzimmels offen,
von Schrapnells umheult, von Granaten getroffen,
dehnt er sich träge auf halbem tzang.

Tage schon lauert er auf den Fang.

Rings die tzügel und die verdeckten
Mulden zieht er in seinen Bann
und er späht mit hundert versteckten
Augen, wo er sie packen kann.

Noch keine Beute weit und breit,
auch nicht die kleinste Ackermaus!

Da — jenes nächste Waldeck speit
grauvermummte Gestalten aus.

Räher und näher in hastigem Gange
rücken sie gegen die tzöhe herauf.

Aber nun schnellt auch die braune Schlange
jäh aus der Lrügenden Ruhe auf.
 
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