seiN) diese Gewandtheit, sich stofflich und musikalisch Flaches aber thea»
tralisch Scheinbares anzueignen und sich damit zufrieden zu geben, ist zu
schlimm, als daA der peinliche Gesamteindruck von dem anderen über«
wogen würde: daß, in der Tat hier so viel „Talent" am Werke ist, wie
nur selten solcher Iugend gegeben wurde. WolfgangSchunrann
m 25. Oktober wär er hundert Iahr alt geworden. An seinem
achtzigsten Geburtstage war er noch ganz frisch an Körper und Geist
und so jugendlich in seinem Fühlen, wie sich das schon damals für
keinen Zwanzigjährigen schickte, der was auf seine Würde hielt. Warum
also sollte er nicht auch noch ats tzundertjähriger irgendwo im geheimen
Schwaben herumdichten? Aber richtig: bald nach jenem Tage nahm ihn
ja Freund Mors ganz unversehens aus dem Gebüsch heraus bei der tzand:
„Komm, jetzt beschaun wir mal, was dahinter ist". Und der muntre
Alte wird schnell einverstanden gewesen sein. „Eia", wird er gedacht
haben, „mein Elysium!"
Wenn der Deutsche einen Poeten genießt, will er sich vor allem darüber
klar werden, ob er das eigentlich „darf^ und warum. Wir sind merkwürdige
Leute: da wo das Durchdenken dringlichst geboten wäre, damit klares Erkennen
entscheide und bestimme, beispielsweise in der Kriegspolitik, da, meinen
wir, brauch es vor allem den Brausekopf, wo aber das Denken rein gar
nichts tut als von der Sache abzuziehn, da steckeu wir einen, dem's warm
wird, vor allem ins Kühlbad. Da meinen wir, durch Kritik und womöglich
gar via Literaturgeschichte zu einem Dichter zu kommen. Was ich früher
und jetzt über Fischer gelesen habe, war teilweise sehr gescheit, und zudem:
wollte ich auf einen der tzerren Verfasser Steine werfen, so geschähe das
aus dem Glashaus. Aber immerhin: zum Eindringen in die Fischersche
„Natur", ins Wesen seiner Persönlichkeit und in alles, was er uns
seinerseits zu sagen und zu zeigen hat, gab auch in diesem Falle die
kritische Betrachtung nirgends eine Förderung, die nicht durch Verwen-
dung desselben Raumes zum Abdruck einiger Fischerscher Gedichte über-
troffen werden konnte.
Also will ich diesmal gescheit sein und ihn selber reden lassen! Nur
das rein „Praktische" sei noch bemerkt: daß I. G. Fischer eine ganze An-
zahl kleiner Versbände herausgegeben hat, dast aber der Band „Gedichte"
(Stuttgart, Eotta) auch eine Lese aus seinen andern Bänden enthält. Mir
für mein Teil sind freilich in einigen Fällen die älteren Fassungen lieber,
und Fischer selbst hat meinen Bedenken seinerzeit soweit rechtgegeben, daß.
er mir für meine Anthologien den Abdruck nach den älteren Fassungen
erlaubte. So gebe ich auch hier eben diese. A
tralisch Scheinbares anzueignen und sich damit zufrieden zu geben, ist zu
schlimm, als daA der peinliche Gesamteindruck von dem anderen über«
wogen würde: daß, in der Tat hier so viel „Talent" am Werke ist, wie
nur selten solcher Iugend gegeben wurde. WolfgangSchunrann
m 25. Oktober wär er hundert Iahr alt geworden. An seinem
achtzigsten Geburtstage war er noch ganz frisch an Körper und Geist
und so jugendlich in seinem Fühlen, wie sich das schon damals für
keinen Zwanzigjährigen schickte, der was auf seine Würde hielt. Warum
also sollte er nicht auch noch ats tzundertjähriger irgendwo im geheimen
Schwaben herumdichten? Aber richtig: bald nach jenem Tage nahm ihn
ja Freund Mors ganz unversehens aus dem Gebüsch heraus bei der tzand:
„Komm, jetzt beschaun wir mal, was dahinter ist". Und der muntre
Alte wird schnell einverstanden gewesen sein. „Eia", wird er gedacht
haben, „mein Elysium!"
Wenn der Deutsche einen Poeten genießt, will er sich vor allem darüber
klar werden, ob er das eigentlich „darf^ und warum. Wir sind merkwürdige
Leute: da wo das Durchdenken dringlichst geboten wäre, damit klares Erkennen
entscheide und bestimme, beispielsweise in der Kriegspolitik, da, meinen
wir, brauch es vor allem den Brausekopf, wo aber das Denken rein gar
nichts tut als von der Sache abzuziehn, da steckeu wir einen, dem's warm
wird, vor allem ins Kühlbad. Da meinen wir, durch Kritik und womöglich
gar via Literaturgeschichte zu einem Dichter zu kommen. Was ich früher
und jetzt über Fischer gelesen habe, war teilweise sehr gescheit, und zudem:
wollte ich auf einen der tzerren Verfasser Steine werfen, so geschähe das
aus dem Glashaus. Aber immerhin: zum Eindringen in die Fischersche
„Natur", ins Wesen seiner Persönlichkeit und in alles, was er uns
seinerseits zu sagen und zu zeigen hat, gab auch in diesem Falle die
kritische Betrachtung nirgends eine Förderung, die nicht durch Verwen-
dung desselben Raumes zum Abdruck einiger Fischerscher Gedichte über-
troffen werden konnte.
Also will ich diesmal gescheit sein und ihn selber reden lassen! Nur
das rein „Praktische" sei noch bemerkt: daß I. G. Fischer eine ganze An-
zahl kleiner Versbände herausgegeben hat, dast aber der Band „Gedichte"
(Stuttgart, Eotta) auch eine Lese aus seinen andern Bänden enthält. Mir
für mein Teil sind freilich in einigen Fällen die älteren Fassungen lieber,
und Fischer selbst hat meinen Bedenken seinerzeit soweit rechtgegeben, daß.
er mir für meine Anthologien den Abdruck nach den älteren Fassungen
erlaubte. So gebe ich auch hier eben diese. A