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Deutscher Wille: des Kunstwarts — 30,1.1916

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Heft 4 (2. Novemberheft 1916)
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[Gedichte]
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Vom Heute fürs Morgen
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https://doi.org/10.11588/diglit.14295#0234

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Sie denkt nur Lins, das (Lrst und Letzt,
Den Posten festzuhalten,

Wie rneine Stärke einst und jetzt
Ich selber hab' im Alten;

Sie läßt das Zeug vorübergehn,

Dazu hat man die Brücken —

Rnd bleibt; so laß' ich's auch geschehn,

Und trag's auf meinem Rücken.

Beim letzten Lisgang ist es schier
Zu unverschämt gekommen
Und hat die linke Hüfte mir
Bedenklich mitgenommen;

Noch einmal so, dann ist's verspielt,

Dann Brücklein, munter, munter
Mitsamt dem Geist, der lang dich hielt,
Zum großen Bach hinunter!

Eure Weisheit

^ch sah am liebsten hoch im Turm
^IWeit nach den blauen Landen,

Bin jauchzend bei dem lauten Sturm
Des Glockenschwungs gestanden;

Ich kam hernieder, doch empor
Schlägt noch mein tzerz nach Iahren.

So blieb ich immer euch ein Tor,

Die niemals droben waren.

Vom Heute fürs Morgen

Schutzhaft

E^er Staatssekretär tzelfferich hat
^kein Glück im Anschlagen des
richtigen Tons, auch in der großen
Reichstagssitzung, die sich mit der
Schutzhaft befastte, traf er den fal-
schen. Er hatte sachlich recht, wenn
er auf die Notwendigkeit hinwies,
vor aller Welt nichts Angünstiges
über irgendwelche Fälle zu behaup-
ten, was sich so schnell nicht kon-
trollieren lasse. Und eben das gab
den wesentlichen Inhalt seiner Rede!
Dennoch blieb diese Rede ein«
druckslos. Weil sie vom Sozial-

demokraten bis zum Konservativen
einer ganz einmütigen Empfindung
begegnete: wichtiger, als alle hier
vorgebrachten einzelnen Tatsachen ist
der Geist, von dem sie reden, und
ob die einzelnen Angaben nun ge-
nau zutreffen oder nicht, von dem
Dasein dieses Geistes ist jeder von
uns ohnehin überzeugt. Er aber,
dieser Geist, ist so gefährlich, daß
damit verglichen die Gefahren einer
feindlichen agitatorischen Ausnutzung
unsrer offenherzigen Reichstags-
aussprache nebensächlich sind.

Es kst wichtig, daß kein Deut-

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