Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Deutscher Wille: des Kunstwarts — 31,1.1917

DOI Heft:
Heft 4 (2. Novemberheft 1917)
DOI Artikel:
Vom Heute fürs Morgen
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.14422#0176

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
und mit luftigen Phantastereien ein
neues besseres — was sag ich: das
vollendete, mustergültige aufbauen zu
können. Das war gut so. Denn nun
fand die Tagung ihr Schwergewicht
in den mit ruhigem, klarem Blick sach-
lich der Sachc zugewendcten Arbeits-
beratungen, in dcnen der gesunde, un--
bestochene Laienverstand keineswegs
schwieg, sich aber doch, sobald es zu
Entschlüssen und Entscheidungen kam,
einsichtsvoll dem übcrlegenen Verstande
der erfahrenen Fachmänner aus Theo--
rie nnd Praxis unterordnen mußte.
Es ging zuweilen heiß her in diesen
Arbeitssitzungen, Mcinung stieß auf
Meinung, Wille auf Wille, Forderung
auf Forderung, aber immer wieder
fühlte man die einhcitliche Strömung
des Gesamtwollcns, nun es mehr und
mchr ans praktische Arbeitcn geht. Der
Anßenstehende oder der frisch an die
Dinge Herantretende fühlte: da muß
innerhalb der Leitnng noch ein viel
heftigerer Kampf vorangegangen sein,
aber gerade aus dieser Gärung, die
nichts vom faulcn Stillstand wissen
will, gewann er das Vertrauen, daß
aus dem Most ein guter Wein zu
werden beginnt. Ungeduldige haben
von dem Verband schon im ersten Iahr
Taten, in unser öffentliches Theater-
lcben eingreifcnde Taten sehen wollen.
Das heißt zn viel verlangt von einem
Verein, der sich erst von seinen über-
cifrigen Frcunden befreien mnßtc, wcnn
er zu klarer Erkcnntnis sciner Absich-
ten und Ziele kommen wollte. Sozio-
logische Aufgabcn, wie sic jctzt innerhalb
des Verbandes untcr Dr. Seeligs und
Rickclts Führung die Oberhand gewin-
nen, wollen gründlich vorbereitet sein;
ist es nicht schon viel, wenn es inner-
halb eines Iahres gelungen ist, sich der
Mitarbeit zweier anfangs so wider-
strebender Mächte, wie der freien Ge-
werkschaften und auch sozialdemokrati-
scher Kreise vergcwissert zu habcn? Das
gelang durch kluges Sichbesinnen auf
die freiheitlichen Grundbedingungen, die
nun mal jede Kunstbetätigung für sich

verlangt, und durch charaktervolles Fest-
halten an Len ethischen Zielen der Be--
wegung. Eine Knebelung oder auch
nur eine Bevormundung der Thcater-
kunst ist jetzt nicht mehr zu befürchten.
Wünschen möchte man dem Verbande
nnr noch, gegenüber den realen Kräf--
ten, die in ihm wirksam sind, eine
stärkere Betonung des schöpferischen
Elements, eine Heranziehung der be°
währten und jung anfstrebenden Dra-
matiker, damit nicht etwa zu früh eine
handwerklich - juristische Nüchternheit
platzgreift, wo anfangs ihr noch ge°
fährlicheres Gegenspiel, die zügellose
Schwärmerei, ins Blaue hinein phan-
tasierte. F. D.

Die Pariser Richard Wagncr-Straße st
grvie Pariser haben sie umgetauft.
^Was heißt das uuu eigentlich?
Wagnern ist's gleich, denBoches auch.
Es heißt: Als wir in Ruhe und
in Sachlichkeit dachten, hielten wir
solche Ehrung des fremden Ton--
meisters für angebracht. Er ist kein
anderer geworden, er ist ja längst
schon tot. Aber wir können jetzt nicht
mehr in Ruhe und Sachlichkeit den-
ken, darum nehmen wir dem Ge--
storbenen seine Ehrung wieder weg.
Wir Deutschen, die wir das noch in
Gelassenheit belächeln können, wol-
len uns vor der Ansteckung mit sol--
cher Narrheit hüten.
Fahrpreis-Verdoppelung

nt, es mußte sein. Wenn die Sach-
verständigen das sagen, so ziemt
mir, das zu glauben. Aber ich wäre
den Sachverständigen dankbar, dic mir
noch sagten, warnm man in diesem
Falls nicht einfach anordnete: vom so
und so vielten ab muß bis auf weiteres
jeder Reisende mit einem durchlaufen-
den Fernzuge zwei Fahrkarten haben.
Einfacheres gab es doch nicht: keine
Umrechnnngen, keine Neuanfcrtigungen,
Anderung von morgen ab möglich.
Statt dessen ein verzwicktes System,
das den einen bevorzugt, dcn andern
benachteiligt, Arbeit macht, Material
verbraucht, ärgert nnd zu Umgehun-

sS7
 
Annotationen