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Deutscher Wille: des Kunstwarts — 31,3.1918

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Heft 15 (1. Maiheft 1918)
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Vom Heute fürs Morgen
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https://doi.org/10.11588/diglit.14373#0092

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die mit io Iahren schon die Fähigkeit
haben, sich so wenig von der erzählten
Geschichte innerlich beherrschen zu las-
sen, daß sie gleichzeitig dabei rechnen
können? — Sicher sind es begabte
Kiirder, die solche Fähigkeit haben, in-
tellektuell und willensmäßig begabte,
aber sind es auch solche, deren Innen-
leben aus neuen Liefen und Gründen
lebendig produziert?

Und sind die Kinder, die bei einer
solchen Prüfung gut abschneiden, auch
jene Zarten rnrd Feinen, die allem
Neuen und Neuerlebten mit dem Er-
staunen und der Ehrfurcht gegenüber-
stehen, die allein ein eigenes und ein
tiefes Verhältnis zu ihnen verheißt?
Ach nein. Es sind die Schnellfertigen
und Kecken. Die Tiefen und Ligen-
wüchsigen sind mit s5 Iahren noch in
der Dumpfheit und Anbehilflichkeit
innern Ringens und der Scheu vor
dem noch nicht Durchschauten darin,
und sie werden einer solchen Prüfung
erliegen.

Man verstehe mich nicht falsch. Ich
will jenen Versuch nicht etwa tadeln,
sondern ich freue mich seines Ernstes.
Aber ich will immer wieder die Frage
aufwerfen: heben wir so wirklich die
„Tüchtigen" aus der Masse des Volkes
heraus oder nur die „Gewandten", die
Naschfertigen, die Kecken, alle die, die
dann keck, sicher und klug für sich sor-
gen und unserm Volk große, gute
Werte, heilige Kräfte und Empfin-
dungen nicht zu geben haben?

__ Emil Fuchs

Das „Blutabzeichen"

/^hrenabzeichen" wird es in ver-
»>2-schiedenen Kreisen schon genannt,
das Abzeichen für Verwundete. „Blut-
abzeichen" könnte man's auch nennen.
Man darf wohl sagen, daß es von
den allermeisten Verwundeten mit
großer Genugtuung aufgenommen wor-
den ist, denn es lag ein Bedürfnis vor,
die mit einer bcsonderen Auszeichnung,
die nicht von jedem hinter der Front,
in Etappe und gar in der Heimat er-
worben werden kann, zu schmücken,
deren Blut für das Vaterland geflossen
ist, wie ja auch das Bedürfnis vor-

liegt nach einem Frontehrenzeichen für
die, welche den Feldzug in der Front
mitgemacht haben. Aber was sie
draußen nicht verstehen, ist, daß auch
hier wieder ein Unterschied gemacht
werden soll in der Ausführung. War-
um Erz, Silber und Gold? „Für
schwer und leicht Verwundete"? Wer
will abwägen zwischen leicht und
schwer? Man wird dazu neigen, in
Zweifelsfällen dem höheren Range die
höhere Auszeichnung zuzugestehen.
Nein, nicht klassifizieren! Sie litten
alle, einen Unterschied machte nur das
feindliche Blei; wir wollen ihn nicht
machen. Ein Blutabzeichen für alle!
_W. Kluge

Seitdem man „erkannt" hat ...

er Wein bildet heute für viele Fa-
milien ein nicht zu unterschätzen-
des Nahrungsmittel.

Wissen Sie das noch nicht? Dann,
bitte, lesen Sie die folgende Anzeige:

„Seitdem man auch im Volk er-
kannt hat, daß derselbe ganz wesent-
lich zur Ernährung beiträgt, sind
die Weinpreise von Monat zu Mo-
nat fester geworden... Geppert L Eo.,
Hoflieferanten und Weinbergbesitzer,
Bühl und Affenthal."

Wir unterbreiten den Herren Gep-
pert L Co. zum Ergänzen ihrer Be-
weisführung zwei weitere Beispiele von
gleicher Logik:

s. Seitdem man auch im Volk «r-
kannt hat, daß Englaud wesentlich zur
Ernährung Deutschlands bsiträgt, sind
unsre Nahrungsmittelpreise von Mo-
nat zu Monat fester geworden ...

2. Seitdem man auch im Volk er-
kannt hat, daß die Kriegsdividenden
wesentlich zur Befriedigung des kleinen
Mannes beitragen, ist die Nachfrage
nach Kuponscheren von Monat zu
Monat gestiegen ... Züricher

Was auch vom Zeitungslesen gilt!

ie guten Leute wissen gar nicht,
was es für Zeit und Mühe kostet,
das Lesen zu lernen und von dem
Gelesenen Nutzen zu haben, ich habe
achtzig Iahre dazu gebraucht.

Go ethe
 
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